Montag, 04. Juni  2018
Wir sind gerade in Tjumen

 

Im „Schlafenden Land“ hellwach!

 

 

Nun sind wir also mitten drin in Sibirien. Mehr als 10 Millionen Quadratkilometer! Größer als die USA! Weniger als 3 Menschen pro Quadratkilometer! Weites Land, schlafendes Land! So zumindest ist die Übersetzung aus dem Tatarischen. 

 

In Deutschland und in der Schweiz leben mehr als 200 Einwohner pro qkm. Welch ein Unterschied! Wir werden Tausende von Kilometern gen Osten durch Sibirien fahren und uns ganz persönlich diese riesige Landmasse erschließen. Momentan, Anfang Juni, schießen die Birken gerade aus. Was hatte Irina, unsere Stadtführerin in Jekaterinburg gesagt? „Bei uns ist es acht Monate kalt....und vier Monate sehr kalt.“ Kein Wunder, daß die Natur gerade erst erwacht.

 

 

Wir sind heute knapp 400 Kilometer ostwärts gerollt durch einige kleine Dörfer und ganz viel Einsamkeit. Wir wundern uns darüber, wie die Sibirier - oder wie auch immer die Einwohner heißen mögen - ihre kleinen Holzhäuser im langen Winter warm bekommen. Die Gasleitungen liegen oberirdisch und werden sogar kunstvoll über die unbefestigten Straßen geführt. Eine Technik, die man überall zu sehen bekommt.

Auch wir wollten etwas Gas nachtanken. Nach den doch recht frischen Tagen und Nächten der letzten Woche, an denen geheizt wurde, ist der Vorrat beträchtlich zur Neige gegangen. Kein Problem! Das Roadbook wußte heute die Koordinaten für eine kleine Gastankstelle direkt an unserer Fahrstrecke und doch so versteckt, daß niemand sie ohne diesen konkreten Hinweis gefunden hätte. So aber hielten wir einem russischen Unikum von Tankwärter unsere Gasflaschen entgegen zusammen mit dem vorbereiteten Zettel, auf dem in Kyrillisch „volltanken“ stand. Mithilfe eines Adapters wurden die Flaschen problemlos gefüllt und nun könnten wir wieder heizen. Wollen wir aber nicht, müssen wir auch nicht - denn warme Temperaturen sind vorher gesagt.

 

 

Apropos „warme Temperaturen“. Die magische Zahl des Tages heißt 46. Wir übernachten auf einem bewachten Platz direkt an heißen Schwefelquellen.

 

 

Eine einzige Steckdose wurde für uns alle zur Verfügung gestellt, die wir mit unzähligen Kabeltrommeln verteilten und siehe da: Die Sicherung hält! Sagenhaft!

Ein Mitarbeiter wurde extra abgestellt, um unsere Fahrzeuge mit Frischwasser zu betanken. Auch die großen Exemplare mit mehreren hundert Litern Fassungsvermögen wurden randvoll aufgefüllt.

 

Das Frischwasser wurde natürlich gern genommen. Die Hauptattraktion aber ist das naturtrübe schwefelhaltige Thermalwasser, in das wir genüßlich eintauchten. 46 Grad heiß kommt es aus der Erde. Kaum auszuhalten und doch süchtig machend! Die Schwalldüsen lösten auch die letzte Muskelverspannung, die durch die relativ lange Fahretappe vielleicht entstanden war.

 

 

Kaum zu glauben aber wahr! Das Bad hat 24 Stunden lang geöffnet. Einige Tour-Teilnehmer wollen morgen vor der Weiterfahrt nochmals eintauchen. Tiefenentspannung garantiert!


zurück zum Reisebericht "Seidenstraße 2018" ⇒ 

 

 

Nach oben