Dienstag, 04.10.11

 

Ein Königreich für eine Dusche . . . . und einen Stellplatz in St. Martin

Junge, Junge, was man so alles mitmacht, wenn man ohne festen Wohnsitz durch die Lande zieht. Eigentlich haben wir ja ein sehr komfortables Wohnmobil, in dem es uns an nichts fehlt. Aber ab und zu gibt es Ausnahmesituationen, in denen man einmal am eigenen Leib (im wahrsten Sinne des Wortes!) erfährt, wie es anderen Menschen in weniger privilegierten Verhältnissen geht.
Wir haben die letzten sieben Tage lang in Ermangelung eines offiziellen Stellplatzes „wild" in Heidelberg gestanden. Und genau so lange reichte unser Wasservorrat.

Da wir einen so schönen Platz direkt am Ufer des Neckars ergattert hatten und bei sieben Tagen "non stop Bikini-Wetter" die Parkplätze am Ufer von Sonnenhungrigen stark frequentiert wurden, hätten wir nie wieder einparken können, wenn wir uns einmal zum Wassertanken davon gemacht hätten.
Das Wasser reichte zum Kochen, Backen, Abwaschen und Zähne putzen aber zuletzt nicht mehr zum Duschen. Und unsere Blumen mußten schließlich auch noch versorgt werden.

Wir wissen nicht, ob Jutta und Holger, die uns am Wochenende besucht haben, sehr leiden mußten aber wir selbst hatten zuletzt das Gefühl, wir würden am besten zu den Pavianen in den Zoo passen.

Aber heute nun rückte mit unserer Abfahrt eine erfrischende Dusche in greifbare Nähe. Morgens besuchten wir noch ein Etablissement mit dem vielsagenden Namen „Die Waschtrommel". Hier wollten wir einen Schwung Wäsche durchwaschen, denn auch das geht natürlich nicht von Hand, wenn das Wasser knapp ist. Und außerdem wollten wir die Gastfreundschaft der Stadt Heidelberg nicht überstrapazieren durch eine gespannte Wäscheleine im Park.

Also eins steht mal fest! Wenn wir irgendwann all unsere Ersparnisse aufgebraucht haben sollten, dann eröffnen wir einen Waschsalon. Obwohl 12 Waschmaschinen ununterbrochen gleichzeitig liefen, standen die Leute Schlange, um für 4,50 Euro ihre Wäsche waschen zu dürfen. Eine echte Goldgrube.

Da wir so lange warten mußten, reichte die Zeit auch nicht mehr für den Trockner, denn um 14 Uhr eröffnete die Sprechstunde im Tropeninstitut, wo wir uns heute die zweite Tollwut-Impfung und die Gelbfieber-Lebendimpfung abholen wollten. Aber das sollte ja kein Problem sein, denn gleich nach der Impfung wollten wir unseren Wohnsitz nach Sankt Martin an der Südlichen Weinstraße verlegen. Und wer unseren dortigen Lieblingsstellplatz im Weingut Schreieck kennt, der weiß, daß man dort im Grünen steht und ein Wäscheständer niemanden stört.

Nun kommt es aber im Leben oft anders als man denkt. Die Impfung ging gut über die Bühne. Wie unser Körper auf die Gelbfieber-Erreger reagieren wird, wird sich in den nächsten Tagen erst zeigen.

Nach 62 Kilometern kamen wir gut in Sankt Martin an und fuhren voller Vorfreude auf die Einfahrt des Stellplatzes zu. Doch was mußten wir lesen? Ein häßliches Schild verkündete unmißverständlich:

Na toll, und jetzt? Wer den Stellplatz bei Schreiecks kennt, weiß, daß die Zufahrt recht eng ist. Nun standen aber auf allen 17 regulären Plätzen Womos und noch sechs weitere an die Wand und auf den Parkstreifen gequetscht. Nichts ging mehr. Wir konnten nicht einmal mehr Wasser tanken, da wir mit unserem großen Fahrzeug sonst den ganzen Verkehr in dem kleinen Ort zum Erliegen gebracht hätten.

Wir sahen die ersehnte Dusche schon in weite Ferne entschwinden. Aber das mobile Leben verlangt manchmal eben nach etwas Improvisation. So sind wir auf den örtlichen Bus- und Womoparkplatz gefahren (wo wir noch eine freie Lücke finden konnten) und haben dort eben unseren Wäscheständer aufgestellt. Mit der Gießkanne wurde es dann ein kleiner Fußmarsch durch die Weinfelder bis zum Weingut Schreieck, wo wir uns Wasser erbaten.

Ende gut, alles gut. Jetzt freuen wir uns frisch geduscht auf ein frisch bezogenes Bett und hoffen darauf, daß die ganzen Rentner morgen aufbrechen, um zuhause ihren Garten zu pflegen oder zur Hauptversammlung ihres Briefmarkenvereins zu erscheinen. Dann können wir umziehen und Sankt Martin erst so richtig genießen.

Nach oben