Montag, 05. Juni  2017
Wir sind gerade in Whitehorse

Tag 24 / Fahretappe 17: Watson Lake - Whitehorse  417 Kilometer

 

Durch endlose Wälder zur Hauptstadt Yukons

 

Fahrtechnisch liegt wieder eine gute Strecke hinter uns. Bis auf ganz wenige Schotter-Abschnitte, in denen die Straße neu gemacht werden soll und eine Baustelle, in der sie tatsächlich gerade neu gemacht wird, ist der Alaska Highway erstaunlich glatt und breit und schnell zu befahren. 

Trotzdem sind wir wieder früh gestartet, um das schöne Morgenlicht auf den sich schier unendlich vor uns ausdehnenden Wäldern zu erwischen.

 

 

 

Nach 130 Kilometern Fahrt, auf denen hinter jeder Kurve die Landschaft sich wieder anders schön oder schön anders präsentierte, gelangten wir zum ersten Navi-Punkt in unserem Roadbook: Zu den Rancheria Falls. Auf einem hübschen kleinen Wanderweg vielfach über Holzstege wurden wir zu den kleinen Wasserfällen geführt.

 

 

Diese Wasserfälle waren an sich nicht spektakulär aber der 20-minütige Spaziergang in der klaren Morgenluft war eine willkommene Abwechslung im Fahrgeschehen.

 

 

Wie sich herausstellen sollte, war es goldrichtig, den Fahrer mit einer Portion Sauerstoff aufzufrischen, damit er voller Konzentration und Reaktionsfähigkeit die Weiterfahrt antreten konnte. Während wir eigentlich nach Karibus Ausschau hielten, vor denen immer wieder gewarnt wurde, materialisierte sich plötzlich aus einer Senke am rechten Fahrbahnrand ein Elch, der ohne zu zögern direkt vor unser Wohnmobil lief. 

 

Da Kathrins rechte Hand fest mit ihrer Kamera verwachsen scheint, haben wir sogar Beweisfotos von diesem haarsträubenden Erlebnis. Daß der Elch im zweiten Bild so viel größer erscheint, liegt nicht daran, daß wir ihn etwa ausgeschnitten haben, sondern es demonstriert den Bremsweg. Wir waren ihm eine Sekunde später einfach so viel näher.

 

 

Karibus haben wir auf der ganzen Strecke leider keine mehr gesehen. Zum Glück ist es auch bei diesem einen Elch geblieben. Das einzige weitere Tier am Straßenrand, das aber nicht auf uns zu, sondern von uns weg lief, war ein Stachelschwein. Immerhin haben wir so eine neue Spezies auf der Liste, auf der nun fast nur noch ein Grizzly fehlt. 

 

 

Monika steuerte am Abend noch ein Tierfoto bei, das wir alle gern live gesehen hätten: Eine Braunbärenmutter mit ihrem Jungen. Dabei sind Braunbären im Vergleich zu Schwarzbären eine Rarität.....und dann noch ein Teddybaby!

 

 

Wir kamen bald in den 482-Einwohner-Ort Tesslin. Wenn dieser nicht an der Mündung des Nisutlin Rivers in den 138 km langen Tesslin-See gelegen wäre, würde wahrscheinlich niemand von der Häuseransammlung Notiz nehmen. So aber waren die Konstrukteure des Alaska Highways gezwungen, eine riesige Brücke über den sich zu einer Bucht verbreiternden Fluß zu bauen. Mit 584 Metern ist die Tesslin-Bridge die längste Brücke auf dem über 2400 km langen Alaska Highway. Ein Foto-Stopp war uns das allemal wert, bevor wir ehrfürchtig hinüber rollten.

 

 

 

Das kleine Städtchen hat aber inzwischen noch zwei weitere Attraktionen, die wir selbstverständlich ansteuerten. Auf der Fahrt durch diese endlosen Weiten ist nämlich jede Abwechslung recht.....außer sie läuft einem als Elch vor die Motorhaube.

 

Das George Johnston Museum widmet sich dem Leben eines berühmten Einwohners von Tesslin. Der namensgebende Indianer vom Stamme der Tlingit war schon 1928 seiner Zeit voraus. Er bestellte sich einen Chevrolet und ließ ihn per Boot anliefern. Es handelte sich damals um das erste Automobil im Yukon, denn es war wahrlich verrückt, ein Auto zu besitzen in einer Gegend, in der es weit und breit keine Straßen gab. So ließ sich George Johnston eine vier Kilometer lange Piste bauen, auf der er im Sommer hin und her fuhr. Im Winter malte er sein Auto weiß an und fuhr damit auf dem zugefrorenen Tesslin See zum Jagen. All diese verrückten Sachen hielt der leidenschaftliche Fotograf ebenso in Bildern fest wie auch das Leben der Tlingit Indianer selbst. Ein kleines feines Museum, das neben original Indianerkleidung uns sogar einen Grizzly bescherte - allerdings nur ausgestopft.

 

 

Ein paar Kilometer weiter besuchten wir eine andere Indianerstätte - den Versammlungsort der Tlingit, die auch heute noch ihre Traditionen pflegen.

 

 

Nach diesem informativen Zwischenstopp rollten wir weiter auf dem Alaska Highway in Richtung Nordwesten. Bis auf die bereits erwähnte Baustelle, an der wir recht lange aufgehalten wurden, bevor wir dem Pilotwagen folgen durften, kamen wir gut voran. Den Bauarbeitern bleibt nicht lange, um in den kurzen Sommern die Straße instand zu halten. Im Oktober kommt der Frost und bei Temperaturen von Minus 40 Grad fragt man sich, wieso diese Nord-Süd-Verbindung nicht viel mehr Frostschäden aufweist. Erst im Mai können die Bauarbeiten dann wieder aufgenommen werden.

 

 

Alle kamen schließlich froh und munter auf dem Campingplatz an und freuten sich, mit dem Schweizer Besitzer wieder einmal Deutsch sprechen zu können. Da das dem Platz angeschlossene Restaurant auch unter Schweizer Leitung steht, haben wir es uns heute Abend gut gehen lassen und bei einem Kuga-Essen gemeinsam gespeist. 

Es gab sogar Käsefondue und Rösti auf der Speisekarte. Marianne hatte aus gegebenem Anlaß extra ihr Schweizer Shirt aus dem Kleiderschrank geholt.

Stil wird bei uns groß geschrieben auch wenn die Kanadier gern ihr Bier in Flaschen servieren und man um ein Glas extra bitten muß.

Heute wurde natürlich Yukon Gold bestellt und für gut befunden. 

 


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