Donnerstag, 08. Juni  2017
Wir sind gerade in Dawson City

Tag 27: Ruhetag in Dawson City

Kuga Gruppe testet Pionierleben

 

Um 10 Uhr holte uns heute der Besitzer einer der noch in Betrieb befindlichen Goldminen auf dem Campingplatz ab und fuhr uns zu seinen Claims. Eine staubige Schotterpiste brachte uns zu seinem Grundstück, auf dem noch das Haus seines Vaters steht. Es ist eines der ältesten "Roadhouses" im Yukon. Zur Goldrauschzeit standen in allen Himmelsrichtungen im Abstand von einem Tagesmarsch solche in etwa mit unseren "Autobahnraststätten" vergleichbaren Gebäude. Hier konnte man sich stärken, die Pferde tränken und übernachten.

 

 

Über eine abenteuerliche Brücke ging es dann auf steilen Naturwegen hinauf zur Schürfstelle und wir wunderten uns, daß der kleine klapprige Bus so geländegängig war.

 

An der Abbaukante sahen wir, in welchen Schritten die Goldförderung vonstatten geht. Zunächst werden Bäume und Moos abgetragen ebenso wie die oberste Schicht Mutterboden. Dann gelangt man an die darunter liegende Goldader. Diese Schicht wird mit einem Bagger aufgenommen und in eine "Dredge" genante Maschine gefüllt.

 

 

In dieser Maschine wird das Erdreich mit Wasser angereichert und gesiebt. Die groben Steine bleiben liegen, der feine mit Gold durchsetzte Sand wird in Eimern abtransportiert.

 

 

Dies wird nun erneut gesiebt und siehe da: Es finden sich die ersten kleinen Goldblättchen.

 

 

 

Das Material wird immer weiter verfeinert und zuletzt mit Löffeln auf eine Spezial-Spirale gegeben, die beim Drehen das schwerere Gold vom Rest trennt. Die Erklärungen waren für uns alle höchst interessant, denn niemandem war bisher klar gewesen, wie mühsam das Gold aus dem Boden gebracht wird.

 

 

Barbara bekam vom Goldminen-Besitzer David den größten jemals in seinem Claim gefundenen Nugget umgehängt - leider nur leihweise. Ganz schön beeindruckend der Klunker, oder?

 

 

Dann aber durften alle einmal ihr Glück versuchen. Rein in die Gummistiefel und ab in den Goldbottom Creek. Das Material für die Pfannen wurde mit einer Schaufel aus einem großen Berg Schutt verteilt.....also nicht etwa für die Touristen angereichert!

 

 

Jetzt wurde noch viel deutlicher, wie mühsam das Gold waschen ist. Schon nach kurzer Zeit hatten alle "Rücken". Aber das Fieber war entfacht. Jeder wollte natürlich Gold finden und wenn es nur ein kleines bißchen ist.

 

 

Einige Glückspilze wurden auch fündig und durften ihr Edelmetall in einem Gläschen mit nach Hause nehmen. Eine tolle Erinnerung!

 

 

Wie im richtigen Goldgräber-Leben darf natürlich nach der harten Arbeit im Claim am Abend das Vergnügen nicht zu kurz kommen. Man mag es kaum glauben aber im Downtown Hotel feierten wir bei Ribeye Steak heute bereits unser Bergfest. Die erste Halbzeit dieser grandiosen Reise ist schon verstrichen, die zweite greifen wir morgen an, wenn wir nach Alaska einreisen.

 

Als alle gestärkt waren, begaben wir uns in die Spielhölle der Diamond Tooth Gertie.

Diese Dame hatte es in der frauenlosen Goldgräberstadt um 1900 als Tänzerin zu Wohlstand gebracht. Noch heute tritt "sie" jeden Abend auf und bezirzt die Männer im Casino.

 

Wir hatten uns nach dem mühsamen Arbeitseinsatz beim Gold schürfen etwas Ablenkung bei Gerties Can Can Show verdient und ließen uns gern von den Mädels mit den langen Beinen in die Zeit des Goldrauschs entführen.

 

 

 

Und hier zeigte sich wieder einmal, daß es viele Berufe gibt auf dieser Erde - aber Reiseleiter zu sein, das ist nicht zu toppen! Findet Ihr nicht, liebe Leser?

 

 

Beflügelt von den aufreizenden Tänzen der Can Can Damen, machten wir noch einen weiteren Ausflug ins dekadente Nachtleben von Dawson City. Wir wohnten einer Zeremonie bei, die es so wohl nur hier gibt: Den Sourtoe Cocktail. Dabei werden Besucher der Stadt vom Kaptain zu echten "Einheimischen" erklärt, wenn sie eine Mutprobe bestehen. Diese läuft so ab: Man kauft sich ein beliebiges Getränk an der Bar im Saloon, legt eine 5-Dollar-Note als "Zehensteuer" auf den Tisch und bekommt eine menschliche mumifizierte Zehe ins Glas. Dann muß man allen Mut zusammennehmen, den Schnaps trinken und das Glas so lange schütteln, bis die schrumpelige Zehe die Lippen berührt. Der Kaptain sagt nämlich den Trinkspruch: "You can drink fast, you can drink slow, but your lips gonna touch the dirty old toe", was so viel bedeutet wie "Du kannst schütten oder nippen aber der alte Zeh muß an die Lippen".

 

 

Wobei man diese Anweisung genau befolgen sollte, denn der Leichenzeh muß zwar die Lippen berühren, man darf ihn aber nicht hinunter schlucken. Ursprünglich lag die Strafgebühr bei 500 Dollar, sie wurde aber auf 2500 Dollar hinaufgesetzt, weil offensichtlich manche Wette abgeschlossen wurde, die höher war als die Strafgebühr, so daß der mumifizierte Zeh immer wieder bei irgendjemandem im Magen landete......und es ist nicht so einfach an neue Zehen heran zu kommen. Zwischendurch liegt das gute Stück auf einem Teller mit grobem Salz, damit er die häufigen Whiskey-Bäder auch unbeschadet übersteht. Kein Scherz! Skurril, oder?

 

 

Wie man sieht, hat die Kuga Gruppe absolut ihren Spaß auf dieser Reise und das allabendliche Ritual, in fröhlicher Runde vor den Wohnmobilen zusammenzusitzen, wurde auch heute Abend nach all den vielen Aktivitäten noch gepflegt. Bei 28 Grad und Sonnenschein eine Stunde vor Mitternacht bietet sich ein geselliger Stuhlkreis auch eher an als die Augen im Bett zukneifen zu müssen, um bei der Helligkeit einschlafen zu können. 


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