Montag, 08. Oktober  2018
Wir sind gerade in Persepolis

 

 

Zeitreise in die Vergangenheit 

 

Das, was uns heute geboten wurde, war definitiv das WOW der Woche! Wir hatten das Privileg, das sagenhafte Persepolis besuchen zu dürfen, die „Stadt der Perser“ - was es auf Griechisch bedeutet. Lange Zeit war nicht bekannt, wer die riesige Anlage und zu welchem Zweck gebaut hatte.

 

 

Wir betraten diese geschichtsträchtige Stätte der Iraner durch das „Tor aller Länder“, das von riesigen Stierfiguren mit Menschenköpfen bewacht wird. Die Archäologen datieren den Bau dieses Tores auf die Regierungszeit des Xerxes zurück - knapp 500 Jahre vor Christus.

 

 

Über Jahrtausende waren die Überreste der Paläste unter Schutt und Sand begraben. Erst in den 1920er Jahren begannen unter anderem deutsche Archäologen mit den Ausgrabungen und erkannten, daß es sich um eine Palastanlage der archämenidischen Herrscher handelt.

 

 

Sirous verstand es, uns einerseits große Zusammenhänge verständlich zu machen während er gleichzeitig liebevoll unsere Aufmerksamkeit auf kleinste Details lenkte. Wenn Geschichtsunterricht bloß immer schon so spannend gewesen wäre!

 

 

Riesige Kapitelle der Säulen sind mit Stieren verziert. Man fragt sich, wie die Menschen dieser Zeit die schweren Steine bewegt und bearbeitet haben. Auch die großen Schutzmauern stellen ein Wunderwerk dar. Die Kanten sind so gerade geschliffen worden, daß sie ohne Mörtel zusammen halten.

 

 

Besonders beeindruckend war der Empfangspalast, der für das bedeutende Neujahrsfest genutzt wurde. Ein detailreiches Relief wäre allein ein paar Stunden Erklärung wert gewesen. Sirous konnte jede Frage beantworten und zeigte uns Einzelheiten, die wir allein nie gesehen hätten.

 

 

Im Persischen Kalender fällt das Neujahrsfest auf den Frühlingsanfang am 21. März. Deshalb schlägt der Löwe den Stier wie das Licht über die Dunkelheit siegt, wenn ab diesem Zeitpunkt die Tage wieder länger werden.

 

 

Egal, wie viele Bilder wir präsentieren, die Monumentalität dieser Palaststadt altpersischer Kultur kann man nicht wirklich wiedergeben. Die 2500 Jahre alten Originalreliefs bestechen durch ihre Präzision und Ausdruckskraft und haben uns total begeistert.

 

   

 

Man vermutet, daß die riesige Anlage hauptsächlich zum großen Neujahrsfest genutzt wurde, wenn die Vertreter der 28 dem Herrscher untergebenen Länder zur Audienz mit Geschenken eintrafen. Von einem in den Berg gehauenen Felsengrab aus bekommt man einen Überblick über die gigantischen Ausmaße von Persepolis.

 

 

Gern hätten wir noch länger in der Geschichte der Archämeniden verweilt, doch die Sonne schien unbarmherzig auf unsere Häupter und ein Blick auf die Uhr verriet, daß die Mittagszeit schon fast vorüber war. Warum hatten unsere Mägen eigentlich nicht rebelliert? Wahrscheinlich weil Sirous diese Zeitreise so spannend gestaltet hatte, daß wir alle an seinen Lippen hingen und nicht an Essen oder Trinken dachten. Nun aber schritten wir die hohen Aufgänge hinab, deren Stufen damals extra flach gehalten wurden, damit auch Reittiere hinaufgehen konnten.

 

 

Wir schritten hinab und konnten uns ausmalen, was hier zur damaligen Zeit für ein buntes Leben geherrscht haben mußte, wenn die Vertreter aus aller Herren Länder zum Neujahrsfest erschienen. Nach einer erfrischenden Mittagspause wollten wir nicht nur sehen, wie die Könige damals gelebt, sondern auch wie sie nach ihrem Tod ehrwürdig begraben wurden. Im wenige Kilometer entfernten Naqsh-e Rostam findet man die majestätisch erhabenen Felsengräber von Darius dem Großen und seiner Nachfolger.

 

 

Zu Füßen der in den Fels gehauenen Gräber befinden sich ebenfalls Reliefe von beeindruckender Qualität.

Kaum vorstellbar, daß diese Kunstwerke der steinernen Geschichtsschreibung schon aus dem dritten Jahrhundert nach Chr. stammen.

 

 

Sehr viel neueren Datums - um genau zu sein tagesaktuell - war das Happening, das man auch Kunstschaffenden wie Josef Beuys hätte zuordnen können. Wie bei allen geschichtsträchtigen Ereignissen, versteht man auch diese Aktion nur mit einer Portion Hintergrundwissen. 

 

Als wir uns vor fünf Tagen von Kerman aus auf den Weg zum Persischen Golf machten, mußten wir Jürgen und Barbara schweren Herzens zurück lassen, da Jürgen einen heftig infizierten Insektenbiß stationär behandeln lassen mußte. Der Zeitpunkt war noch vergleichsweise günstig, da sie nach unserer Schleife zum Persischen Golf gut wieder aufschließen konnten. Barbara war allerdings ziemlich traurig, daß sie das Meer verpaßt und nahm uns das Versprechen ab, unsere Füße in den Persischen Golf zu halten und dabei an sie zu denken. Die Gruppe dachte nicht nur an sie, sondern brachte ein paar Utensilien für die beiden mit, die heute zum Einsatz kamen.

 

 

Die Aktion verlief so schwungvoll, daß wir leider nur leicht verwackelte Fotos als Beweis präsentieren können.

Originalwasser vom Golf, Originalsand vom Strand und Originalmuscheln wurden zu einem Mini-Seewasseraquarium zusammen geführt.

Einmal Füße in den Persischen Golf tauchen, das wurde möglich gemacht.

 

Das Motto des Tages lautete: „Ich muß nicht unbedingt ans Meer. Mit der richtigen Person kann ich auch in einer Schüssel Wasser stehen und fühl‘ mich wohl.“

 


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