Dienstag, 09. Oktober  2018
Wir sind gerade in Isfahan

 

 

Zu Gast an der Wiege des Irans

 

Der Tag begann mit einem Besuch bei König Kyros - oder besser - dort, wo er begraben sein soll. Außer uns machten auch noch andere Menschen dem Vorzeigekönig aus dem sechsten Jahrhundert vor Chr. ihre Aufwartung. Acht junge Männer hatten in einem Zelt direkt vor den Toren des UNESCO Weltkulturerbes in Pasargad übernachtet. Sie sind wahrscheinlich von weither angereist. Bevor sie sich auf die letzten Meter bis zum Grabmal machten, wurde erst einmal gefrühstückt.

 

 

 

Unmittelbar neben dem Schlaflager der Kyros-Verehrer prangt ein riesiges Plakat, auf dem Religionsführer Khamenei in gebrochenem Englisch die Jugend Europas und Nordamerikas über den Islam informieren will. Die Aktion „letter4u“ ist ein offener Brief, der am 21. Januar 2015 genau zwei Wochen nach dem Charlie Hebdo Anschlag in Paris, bei dem im Namen des Islams Menschen erschossen wurden, veröffentlicht wurde.

 

 

Unsere Reisegruppe pilgerte zum Grabbau, um etwas über die Geschichte Persiens zu Zeiten des Archämenidenreichs zu erfahren.

 

 

Kyros der Große wird bis heute als toleranter König im ganzen Land verehrt. Gleichzeitig war er stark und erfolgreich. Von hier aus eroberte er viele Länder und formte das alte Persien zu einer Großmacht. Heute wird der Shah-e Shahan, der König der Könige, von vielen jungen Iranern als anti-islamisches Symbol  benutzt, um Proteste gegen das System zu äußern. Zu Zeiten des Kyros war der Iran stark und groß, heute steht das Land ziemlich allein da und so verwundert es nicht, daß Kyros der Große als Heilsbringer instrumentalisiert wird. 

 

Die jungen Kerle pilgerten daher ebenfalls zum Kyros-Grab, wenn auch aus anderen Gründen als wir. Schnell schnappten sie sich einen Europäer, als Beweis dafür, daß der Iran in Europa attraktiv genug ist, um hierher zu kommen. Voller Nationalstolz posierten sie mit Adrian vor dem Grabbau ihrer Symbolfigur. So schnell werden Helden geboren!

 

 

Obwohl die gesamte Anlage nicht mit der Pracht von Persepolis zu vergleichen ist, wollten wir gern weiter in die altpersische Geschichte eintauchen. Joachim fuhr daher seinen Partybus vor und nahm uns alle mit zu der Ausgrabungsstätte. Zumindest machte es den Anschein als ob der Herr im orangefarbenen T-Shirt seine "Limousine" zur Verfügung gestellt hätte.....

 

 

Wir besuchten auf dem weitläufigen Gelände die Privatgemächer des Kyros oder was davon übrig ist. Die Säulen stehen auf andersfarbigen Grundsteinen, sei es aus Gründen der Ästhetik oder als Erdbebenschutz, da die schwarzen Platten weicher und elastischer sind als die gelben Säulen.

 

 

In Keilschrift steht in drei verschiedenen Sprachen geschrieben: „Ich, Kyros, König der Archämeniden.“ Wie schon am Vortag, so hätten wir den Ausführungen von Sirous noch lange lauschen können. Für viele war der Besuch der verschiedenen Ausgrabungsstätten eines der großen Highlights dieser Reise.

 

 

Doch es lagen noch 350 Kilometer zwischen uns und dem heutigen Zielort Isfahan und so begaben wir uns irgendwann auf die Strecke. Von der Hochebene rollten wir herab in ein weites Tal.

Außerdem hatten wir die Koordinaten der Überreste der verlassenen Stadt Izadkhast, die fast auf dem Weg lag. Da lohnte sich ein Zwischenstopp.

Die uralte Stadt liegt auf einem natürlichen Fels. Eine Brücke aus sasanidischer Zeit, also 300 nach Chr., ist besonders fotogen.

 

 

Wegen Einsturzgefahr sollte man genau aufpassen, wohin man seine Füße setzt. Ob von unseren heutigen Städten in ein paar tausend Jahren noch so viel übrig bleiben wird, ist fraglich.

 

 

Viele Steine - müde Beine!

Nach unserer Ankunft in Isfahan gab es für Alex eine kleine nachträgliche Geburtstagsparty mit Torte und alkoholfreiem Bier.

Amin ist ein Virtuose mit dem Schneidemesser. Egal ob riesige Melonen oder Cremetorten - alles bekommt er portionsgerecht aufgeschnitten.

Zwei Tage dürfen unsere Reisemobile nun verschnaufen. Morgen wollen wir Isfahan, die Perle des Orients, besichtigen.


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