Freitag, 09. Dezember  2016
Wir sind gerade in Dargaville

 

Tag 39 und Fahrtag 20: Waipapakauri - Dargaville 248 Kilometer

 

Der Gott des Waldes rief uns zu sich

 

Auf der bereits 20. Etappe hält man es kaum für möglich, daß man von der sagenhaften neuseeländischen Landschaft noch einmal überrascht wird. So viel hatten wir schon gesehen: Regenwald, Wasserfälle, Strände, Ozeane, Schluchten, Berge, Gletscher und immer wieder Riesenfarne. So begann auch der heutige Tag noch einmal mit einer kurvigen Berg- und Tal-Fahrt durch gewaltige Baumfarne.

 

 

Immer näher kamen wir dem uralten Kauriwald, dem größten zusammenhängenden Gebiet der Baumriesen, die das rigorose Abholzen der ersten Siedler überlebt hatten. Glücklicherweise sind diese Geschöpfe inzwischen streng geschützt und so begaben wir uns auf die Suche nach den ältesten und größten Exemplaren. Auf einem Fußweg durch geheimnisvollen Regenwald blickten wir immer wieder erwartungsvoll nach oben, um nach dem großen Kauri Ausschau zu halten.

 

 

Wir wollten nämlich Tane Mahuta unsere Aufwartung machen. Es ist mit 51 Metern Höhe und fast 14 Metern Stammumfang der größte lebende Kauri-Baum. Die Maori verehren ihn als Gott des Waldes und sein Lebensalter wird auf 2000 Jahre geschätzt. Wenn man sich ihm nähert, steht auf einer Tafel geschrieben: "Du befindest Dich in der Gegenwart eines der ältesten Bäume der Welt." Und dann plötzlich standen wir vor ihm - voller Ehrfurcht - und fühlten uns unsagbar klein. 

 

Da man nicht bis ganz an seinen Stamm heran kommt, ist es unmöglich, eine Perspektive im Foto zu erreichen, die der Größe und Würde des Tane Mahuta gerecht wird. Was hat die Welt nicht alles durchgemacht in der Lebenszeit dieses Giganten?

 

 

 

Ein Stückchen weiter findet man ein weiteres Phänomen - die "Four Sisters". Normalerweise kämpfen die Kauri-Bäume um Licht und lassen neben sich keine weiteren Stämme zu. Hier ist es vier gleich großen Bäumen gelungen, in Eintracht beieinander zu leben. Wir nahmen es als Symbol des Friedens. Wer friedlich miteinander leben will, der schafft es auch.

 

 

Man konnte Stunden im Kauriwald verbringen. Immer wieder boten sich neue Fotomotive und intensive Eindrücke in diesem üppigen Grün. An einer Stelle sahen wir eine ganze Ansammlung von diesen faszinierenden kerzengrade wachsenden Bäumen und man fragte sich, wie lange diese erst einige hundert Jahre alten Kauri-Jugendlichen wohl hier noch stehen werden. Ob sie auch das Alter des Tane Mahutas erreichen werden?

 

 

Unzählige Kauris säumten unseren Weg, bis wir nach einer weiteren halbstündigen Wanderung Yakas erreicht hatten, den siebtgrößten noch lebenden Kauri.

 

 

 

Er wirkt allerdings mit seiner Höhe von fast 44 Metern und seinem Umfang von gut 12 Metern optisch noch größer als die anderen, weil man um ihn herum gehen und ihn dadurch dreidimensional besser erfassen kann. Außerdem können wir kleine Menschenkinder uns als Größenvergleich daneben stellen.

 

 

 

Um diesen verwunschenen Wald und die Jahrtausende alten Bäume zu sehen, hätte sich allein unsere Reise ans andere Ende der Welt gelohnt. Hier entlang zu gehen zwischen all den urwaldartigen Pflanzen und den Kauris zu begegnen, die schon so viele Jahreszeiten erlebt haben und lange hier standen, bevor Maoris oder Europäer das Land der großen weißen Wolke überhaupt entdeckt hatten, das ist schon ein emotionaler Höhepunkt dieser Tour.

Leider hat alles Schöne im Leben ein Ende und so führte unser Weg irgendwann wieder hinaus aus der Kauri-Welt und hin zu unserem nächsten Übernachtungsplatz, der allerdings auch an einem ganz besonderen Strand gelegen ist. Zwei relativ dicht zusammen stehende Kauris bilden eine natürliche Engstelle, so daß die Straße kurzzeitig einspurig wird. Es wirkt wie das Tor zu einer Welt aus längst vergangenen Zeiten. Und wir durften für ein paar Stunden darin eintauchen.

 

 

Viele Gedanken gingen uns heute im Kopf herum. Die grünen Riesen haben uns sehr berührt. So tat am Abend ein kleiner Strandspaziergang gut, um diese starken Eindrücke in Ruhe zu verarbeiten. Vom Campingplatz aus waren wir in wenigen Minuten am Baylys Beach, der uns von einem Klippenwanderweg aus zu Füßen lag. Welch schöner Abschluß eines unvergessenen Tages.

 

 


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