Freitag, 11. Dezember 2015
Wir sind gerade in Dargaville

Tag 39: Fahrtag 20: Waipapakauri - Dargaville 248 Kilometer

Der Gott des Waldes ließ es regnen

Vorgestern hatten wir fast nur Fotos von Strand, Dünen und Meer - heute nehmen wir Euch mit in den Wald, liebe Leser. Die dominierende Farbe ist grün, der dominierende Zustand naß, unser Empfinden ehrfurchtsvoll. Wir besuchten nämlich einen Gott und konnten uns nur verneigen vor dem, was die Natur zu schaffen in der Lage ist. Leider war unsere Fotoausrüstung wiederum nicht im Entferntesten in der Lage, das aufzunehmen, was wir mit eigenen Augen sahen.

Wir machten Tane Mahuta unsere Aufwartung. Es ist mit 51 m Höhe und fast 14 m Stammumfang der größte lebende Kauri-Baum. Die Maori verehren ihn als Gott des Waldes und sein Lebensalter wird auf 2000 Jahre geschätzt. Wenn man sich ihm nähert, steht auf einer Tafel geschrieben: "Du befindest Dich in der Gegenwart eines der ältesten Bäume der Welt." Und ja, man hätte hier auf einer Bank sitzen und über das Leben sinnieren können - wenn uns dieser Waldgott nicht ausgerechnet heute so viel Regen geschickt hätte. 

Da man nicht bis ganz an seinen Stamm heran kommt, ist es unmöglich, eine Perspektive im Foto zu erreichen, die der Größe und Würde des Tane Mahuta gerecht wird. Schade!

 

Da unsere Etappe heute durch den letzten verbliebenen Kauri-Wald führte, kamen wir bald an einem anderen Parkplatz vorbei, von dem aus weitere Baumriesen zu erreichen waren.

Die Bäume sind inzwischen nämlich derart geschützt, daß man mit seinen Schuhen über Matten laufen muß und die Sohlen absprühen soll, damit keinerlei schädliche Keime in die Nähe dieser Giganten geraten. Während die europäischen Siedler vor gar nicht allzu langer Zeit die riesigen Stämme rodeten, um sie als Bauholz zu verwenden, hat die heutige Generation erkannt, daß in den Kauri-Bäumen das Erbe Neuseelands steckt.

Wir kümmerten uns nicht weiter um den Regen und liefen zu den "Four Sisters", vier individuelle Kauris, die extrem nah zusammen stehen. Da werden die Menschen plötzlich zu Zwergen.

Normalerweise kämpfen die Kauri-Bäume um Licht und lassen neben sich keine weiteren Stämme zu. Hier ist es vier gleich großen Bäumen gelungen, in Eintracht beieinander zu leben.

Es regnete zwar großflächig bei unserer kleinen Wanderung aber als wir am Eingang zu dem Weg standen, der zum zweitgrößten Kauri Neuseelands führen sollte, da zögerten wir nicht lange und ließen uns in die Welt der grünen Riesen entführen.

Um diesen verwunschenen Wald und die Jahrtausende alten Bäume zu sehen, hätte sich allein unsere Reise ans andere Ende der Welt gelohnt.

Hier entlang zu gehen zwischen all den urwaldartigen Pflanzen und den Kauris zu begegnen, die schon so viele Jahreszeiten erlebt haben und lange hier standen, bevor Maoris oder Europäer das Land der großen weißen Wolke überhaupt entdeckt hatten, das ist schon ein emotionaler Höhepunkt dieser Tour.

Und dann standen wir ihm gegenüber - dem Te Matua Ngahere - dem Vater des Waldes! Er ist zwar "nur" etwa 30 m hoch hat aber einen Umfang von 16,4 m.

Wie soll man diesen Riesen aufs Foto bekommen? In seiner Krone wachsen noch alle möglichen anderen Pflanzen dieses Regenwaldes.

Bei dieser Reise liegt der Schwerpunkt ganz klar auf dem Erleben der atemberaubend schönen Natur der beiden Inseln. Auch wenn wir all die Buchten und Gletscher und Berge und Fjorde ausgesprochen genossen haben, so fühlt man sich zwischen diesen Bäumen wie in Gesellschaft von Lebewesen, die bestimmt viele Geschichten zu erzählen hätten und die Rinde der Stämme wirkt wie die Falten eines Menschen, der reich an Lebensjahren ist.

Mehrere der ganz besonders großen Zeitzeugen in diesem Kauriwald haben Namen. Der Yakas war der einzige, an dessen Stamm man so nah herankam, daß Sylvia und Regina demonstrieren konnten, warum es der siebtgrößte Kauri des Landes ist.

Leider hat alles Schöne im Leben ein Ende und so führte unser Weg irgendwann wieder hinaus aus der Kauri-Welt und hin zu unserem nächsten Übernachtungsplatz, der allerdings auch an einem ganz besonderen Strand gelegen ist. Zwei relativ dicht zusammen stehende Kauris bilden eine natürliche Engstelle, so daß die Straße kurzzeitig einspurig wird. Es wirkt wie das Tor zu einer Welt aus längst vergangenen Zeiten. Und wir durften für ein paar Stunden darin eintauchen.


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