Sonntag, 12. November  2017
Wir sind gerade in Alice Springs

38. Tag: Ruhetag in Alice Springs

 

"The Alice" ein Städtchen voll Kunst und Natur

 

Nun sind wir also angekommen in der Mitte der Mitte. Alice Springs bildet den geografischen Mittelpunkt Australiens, das Herz des Outbacks. Die "Städte", die wir in den letzten Tagen passierten, waren meist nur der Zusammenschluß aus einer Tankstelle, einem kleinen "Motel" und einem Restaurant. Das war's - sonst nix.

 

Wir fragten uns oft, wie Menschen in dieser Einsamkeit leben können. Wenn wir nicht uns, sondern die Menschen fragten, die uns begegneten, reagierten sie verständnislos. Einsamkeit? Welche Einsamkeit? Es kommen reichlich Trucker vorbei und Polizisten, die den Stuart Highway patrouillieren und Farmer mit Erdklumpen an den Stiefeln und ab und zu ein paar Wohnmobil-Fahrer. Selbst einige junge Leute, die zum sogenannten "Work & Travel" für ein Jahr aus aller Herren Länder heutzutage nach Australien kommen, erzählten immer wieder begeistert, wie genial sie das staubige Outback finden.

 

Heute nun waren wir in einer richtigen Stadt mit mehr als drei Häusern, den ersten Verkehrsampeln seit über 1000 Kilometern und einer richtigen Fußgängerzone. Klar, daß wir da erst einmal einen Bummel machten. Alice Springs ist nicht nur das geografische Zentrum, sondern auch das Kunstzentrum der Aborigines schlechthin. Überall laden Gallerien und Läden zum Stöbern ein. Auch einen sehenswerten Museumskomplex hatten wir den Tour-Teilnehmern als lohnenswertes Ziel für den Ruhetag ans Herz gelegt.

 

 

Wer verstehen will, warum die Stadt genau hier gebaut wurde, der mußte auf den ANZAG Hügel hinauf fahren. Außer einiger Gedenktafeln, die den Kriegen des letzten Jahrhunderts gewidmet sind, hat man dort oben einen guten Überblick über die Stadt.

 

 

Wir trafen Franz & Hedwig auf dem Lookout, wobei wir Franz fast nicht wieder erkannt hätten. Er hatte sich einen Wunsch erfüllt und in der Todd Mall einen echten Aussie-Hut gekauft inklusive Krokoleder-Band. Während bei Hans-Hermann eine südafrikanische Straußenfeder lustig im Wind weht, blitzen bei Franz die Krokodil-Zähne frech von oben herab.

 

 

Von oben herab konnte man aber auch sehr deutlich erkennen, warum dieser Ort günstig schien für eine Stadtgründung. In der Ferne erkennt man nämlich, daß hier die MacDonnell Ranges, also die umliegende Bergkette, einen Durchbruch hat, durch den der Todd River fließt. Die Stadtgründer bauten durch dieselbe Engstelle auch eine Straße und eine Eisenbahnlinie hindurch.

 

 

Genau diese MacDonnell Ranges zogen einige unserer Tour-Teilnehmer heute magisch an. Wir hatten Karten verteilt und Werbung gemacht für landschaftlich besonders reizvolle Abstecher. Die nachfolgenden Fotos sind ein Potpourri von Holgers, Carmens, Karls und unseren eigenen Bildern. Die geteerte Straße, die gut zu befahren nach Westen führte, ließ unsere modernen Entdecker immer weiter in die faszinierende Bergwelt um "The Alice" herum eintauchen.

 

 

Bald schon kam man am Grab von John Flynn vorbei, dem Gründer der Flying Doctors, der uns bereits mehrmals begegnet war. Der runde Felsen hat eine besondere Geschichte, denn ursprünglich hatte man kurz nach seinem Tod 1952 eine 8 Tonnen schwere Felskugel von den etwa 1000 Devils Marbles (wir waren kürzlich erst dort) ausgewählt und als Abdeckung auf sein Grab gelegt. Dies geschah ohne Zustimmung der Aborigines, die diese Kugeln als heilig empfinden und Jahrzehnte um die Rückgabe des Steins kämpften. 

 

 

Nachdem die Felskugel tatsächlich 1999 den Warumungu-Aborigines, die als Hüter dieser heiligen Stelle anerkannt sind, zurückgegeben wurde, spendete ein anderer Aborigines-Stamm eine ihrer heiligen Kugeln aus Respekt vor dem Wirken von John Flynn, der mit seinen Flying Doctors schließlich das Leben aller Einwohner des Outbacks verbessert hatte. Man fragt sich an dieser Stelle, was passiert wäre, wenn man von Anfang an um eine Erlaubnis gebeten hätte......

 

Etwas weiter entlang des Namatjira Drives ergab sich die Möglichkeit für eine bezaubernde Wanderung:

Simpsons Gap!

 

 

Wer sich in diese wüstenartige Landschaft begibt, kann nicht nur über die Natur, sondern auch über die Tierwelt staunen.

 

 

Bizarre tiefrote Quarzitwände wirken wie ausgesägt. Auch diese außergewöhnliche Landschaft spielt in der Schöpfungsgeschichte der Aborigines eine besondere Rolle.

Ebenso wie die steil aufragenden Felswände des Standley Chasm, dem Namen nach ein Abgrund, und für die Ureinwohner der Ort, an dem ihre Vorfahren gelebt haben. Nur genau zur Mittagszeit fällt überhaupt Sonne auf den Boden zwischen den auf wenige Meter sich verengenden Felswänden.

 

   

 

Hartmut & Carmen fuhren die gut 130 Kilometer lange Teerstraße bis zum Ende und wurden mit einem köstlichen Mittagessen im Restaurant der Glen Helen Schlucht belohnt. Der kleine See in dieser Schlucht wird von den Ureinwohnern als Heimat der Riesenwasserschlange Yurlunggu angesehen. Aus den Tiefen des Sees sollen einst die Schöpfungswesen hervorgegangen sein, die der Erde ihre Gestalt gegeben haben. Heute lag der See jedenfalls ganz ruhig Carmen & Hartmut zu Füßen und keine Schlange störte den Genuß des besten Steaks, das die beiden seit langem verspeist hatten.

 

 

Wie man sieht, wurde der "Ruhetag" gut genutzt und man fragt sich, wer sich jemals diesen Namen ausgedacht hat. Es müßte "Aktivitätstag" heißen.....


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