Samstag, 15. Juni 2013

Schifftag 4: Rørvik - Svolvær, bedeckt, kalt und ungemütlich, 11 Grad

Jenseits des Polarkreises
 

Exakt um 7 Uhr, 7 Minuten und 36 Sekunden überquerte die MS Nordkapp heute den Polarkreis. Die Berichterstatter schliefen zu diesem Zeitpunkt noch wie ein Polarbär im Winterschlaf und freuten sich daher, daß einige der übrigen Reiseteilnehmer diesen denkwürdigen Moment bewußt miterlebten und daß Lothar sogar mit einem passenden Foto dienen konnte.

 

Jenseits des Polarkreises beginnt das Land der Mitternachtssonne. Es ist mit 66º 33' Nord der südlichste Punkt, an dem jetzt im Sommer die Sonne 24 Stunden lang scheint. Auf der kleinen Insel Vikingen markiert ein Globus diesen unsichtbaren Ring um die Erdkugel.

 

Leider konnten wir die Sache mit den 24 Stunden nicht so richtig nachprüfen, denn bis auf etwa 30 Minuten bei der Abfahrt aus Bodø versteckte sich die Sonne hartnäckig hinter dichten grauen Wolken. Zu der Zeit war es im siebten Stock im Panorama-Raum besonders schön. Die Felsen der Schären schienen mächtig auf die großen Fenster zuzukommen.

 

Manchmal sitzen wir einfach nur da und genießen in aller Stille die Aussicht, die grenzenlose Weite des (manchmal) blauen Wassers und die am Horizont auftauchenden Felseninseln.

 

Ab und zu zieht das mächtige Schiff der Hurtigruten auch gemächlich an Leuchttürmen vorbei, die sicher eine spannende Geschichte von der rauen See erzählen könnten.

 

Und dann kam sie irgendwann in Sicht, die 100 Kilometer lange Lofotwand mit ihren Felsen aus Granit- und Vulkangestein. 

 

Gegen Abend lief die MS Nordkapp nacheinander mehrere kleine Hafenstädtchen auf der Inselgruppe der Lofoten an. Überall wurde entladen und beladen. Sogar PKWs verschwanden unten im Ladedeck.

 

Besonders malerisch war die Hafeneinfahrt in Svolvær. Die Statue einer Fischersfrau, die auf ihren heimkehrenden Mann wartet steht imposant auf dem Leuchtfeuer der Einfahrt. Daneben trocknet der Stockfisch auf meterhohen Gestellen - geradezu ein Wahrzeichen der Lofoten.

 

In Svolvær kam auch Neptun an Bord. An einem Tag wie diesem sollte natürlich auch noch die traditionelle Polartaufe stattfinden. Die Passagiere knieten vor dem Meeresgott und mußten die Zähne zusammen beißen wenn eine Ladung Eiswürfel in den Nacken oder - bei entsprechenden Voraussetzungen - auch auf den unbeharrten Kopf gegossen wurde. Zur Belohnung und inneren Erwärmung gab es für die Mutigen einen Schnaps.

 

Zwischendurch grüßte der Kapitän mit lautem Hupen das Schwesterschiff, das "hurtig" an uns vorbeizog.

 

Der Höhepunkt des Tages war die Einfahrt in den verdammt schmalen Trollfjord. Alle Passagiere standen andächtig schweigend an Deck und schauten ehrfurchtsvoll entlang der steilen Felswände nach oben. 

 

Wir hielten den Atem an und hofften inständig, daß das Wendemanöver am Ende der Sackgasse gelingen möge. Das riesige Schiff war der schroffen Felswand zum Greifen nah aber alles ging gut und wir konnten wieder in freiere Gewässer davonfahren.

 

Während einige Mitglieder unserer Reisegruppe gewohnheitsmäßig um Mitternacht zu Bett gingen, blieben andere die halbe Nacht auf dem Panoramadeck und konnten sich nicht satt sehen an den vielen kleinen Inseln der Lofoten und dem mystischen Licht jenseits des Polarkreises. Wir alle sind uns einig darüber, daß diese Schiffsreise einfach unbeschreiblich schön ist.


 

 

 

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