Samstag, 16. Juni  2018
Wir sind gerade in Irkutsk

 

 

Jeden Morgen steht irgendwo ein Dummer auf...

 

...in diesem Fall in Sibirien. Die Überschrift wurde uns heute wortwörtlich von einem Teilnehmer geliefert, der großen Mist gebaut hatte und sich über sich selber ärgerte. Doch dazu später mehr.

 

Recht früh am Morgen brachen die Ersten auf, um die 400 Kilometer lange Etappe nach Irkutsk zu bewältigen.

Der Nebel über dem Fluß Ija hüllte auch das ganze Städtchen Tulun ein und erzeugte eine mystische Stimmung.

 

Überall am Straßenrand sahen wir Hirten, wie sie die Dorf-Herde zusammen hielten. In Sibirien werden morgens die einzelnen Kühe eingesammelt und auf der Weide beaufsichtigt, um sie gegen Abend wieder bei den Besitzern abzugeben. Den Tag über werden sie von den Hirten betreut. So ähnlich wie eine Kindertagesstätte.

 

 

Wir rollten bergauf und bergab durch hügelige grüne Landschaft und freuten uns über jeden Kilometer gute Straße.

 

 

Manchmal sah man in der Ferne friedlich kleine Dörfer liegen. Durch größere Ortschaften kamen wir

nicht - weil es hier keine größeren Ortschaften gibt.

 

 

Ein einziges Mal durchschnitt die West-Ost-Trasse ein Städtchen, das für einen sakralen Hingucker

auf unserem Weg sorgte.

 

 

Selbstverständlich gab es auch in dieser Einsamkeit Geschwindigkeitsbegrenzungen. Früher wurden die Menschen nach Sibirien in die Verbannung geschickt. Heute leben sie freiwillig hier - aber offensichtlich nicht genug. Zumindest die Polizei scheint unter Personalknappheit zu leiden und stellt Streifenwagen-Attrappen auf, um Temposünder abzuschrecken.

 

 

Obwohl die Straßen heute häufig so schlecht waren, wie wir sie auf der gesamten Strecke noch nicht hatten, kamen alle heil ins Ziel. Gottseidank! Manchmal ist kaum noch eine Asphalt-Oberfläche zu erkennen. Die vielen Baustellen überall zeugen aber davon, daß der kurze Sommer für nötige Reparaturarbeiten genutzt wird. Unser Werner tat uns manchmal leid, denn wir fürchteten, daß die Etappe für seinen Morelo eine Tortur gewesen sein mußte. Im Ziel wußte er gar nicht wovon wir sprechen. Mit seiner Luftfederung ist er bisher überall super durchgekommen und schlechte Straßen.......“welche schlechten Straßen?“ bekamen wir von ihm zu hören.

 

 

Unser Ziel und Stellplatz für zwei Nächte ist ein Hotelparkplatz gegenüber der Uferpromenade in Irkutsk. Alle Wohnmobil-Besatzungen machten sich früher oder später auf den Weg und schlenderten „stadtfein“ angezogen ins Zentrum dieser Universitätsstadt zum Bummeln und Speisen. 

Alle? Nein! Ein Teilnehmer-Paar hatte ganz andere Sorgen: Beim morgendlichen Start waren sie die zweiten gewesen direkt hinter dem Reiseleiter-Team. Schon am Vortag hatten sie die Sorge geäußert, daß ihr Diesel knapp werden könnte. Daher steuerten sie als vordringlichste Maßnahme eine Tankstelle am Ortsausgang unseres Übernachtungsdorfes an. 

 

Warum auch immer ein Tankwart zur Stelle war, bleibt ein Rätsel. Für gewöhnlich tankt man in Russland selbst. Der Tankdeckel wurde vom Wohnmobilbesitzer aufgeschraubt, der Tankwart hielt den Zapfhahn rein und legte los. Nach 50 Litern war der Tank voll und die Tagesetappe sollte in Angriff genommen werden. Wann genau der Fehler auffiel, ist nicht mehr exakt nachvollziehbar. Tatsache ist, daß nochmals 50 Liter nachgefüllt werden mußten - und zwar in den Dieseltank! Die erste Ladung stand randvoll im Frischwassertank. Jolkipalki! Verdammt und zugenäht!

 

Nun war guter Rat teuer.

Wie gut, daß wir mit so einem fähigen Team unterwegs sind. Tsyren besorgte eine Pumpe, Motorreinigungsmittel, Spülmaschinen- und Zahnprothesenreiniger....und zwar alles in großen Mengen.

Dann pumpte er das hochprozentige Diesel-Wasser-Gemisch ab. Danach wurden die einzelnen Mittel nacheinander zum Einwirken eine Weile im Tank gelassen, abgepumpt, gespült, gewischt, gespült, gepumpt usw.

Am Ende des Abends verflüchtigte sich der Dieselgeruch langsam und unsere Pechvögel konnten wieder über sich selber lachen.

 

Auch dieses Problem haben wir also in den Griff bekommen! Was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter. Für Tsyren schmeckte dafür das von Sascha gekochte Abendessen umso besser nach erfolgreich getaner Arbeit. Wer sich je gefragt haben mag, warum Abenteuer Osten nicht nur ein Fahrzeug mit einem Reiseleiter losschickt, sondern ein ganzes Team auf die Seidenstraßen-Tour entsendet, der wird im Laufe der letzten 33 Tage bestimmt eine Antwort gefunden haben.


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