Montag, 17. September  2018
Wir sind gerade in Chiva

 

 

Die Karawane zieht weiter

 

Chiva war unser Tagesziel, auch Khiva oder Xiva geschrieben. Als beim Sonnenaufgang die Kamele des Jurtencamps gesattelt wurden, bestiegen auch wir unsere Reisemobile und rollten der letzten Oasenstadt Usbekistans entgegen, bevor auf der anderen Seite des Grenzflusses Turkmenistan auf uns wartet.

 

 

Wie überall, besonders in ländlichen Gebieten, sind unsere exotischen Fahrzeuge der Hingucker des Tages.

Was mögen die Menschen denken, wenn wir vorbei fahren und winken? Da stellen sogar die usbekischen Bauarbeiter ihre Arbeit ein. Und dabei wäre eine flächendeckende Straßenrunderneuerung dringend notwendig.

 

 

Wie schon am Vortag, so sind auch heute die Verhältnisse „kontrastreich“ und damit meinen wir nicht nur die Löcher und Bodenwellen, sondern auch die Landschaft, durch die wir fahren. Die endlosen Baumwollfelder werden manchmal durchbrochen von Mais- oder Sonnenblumen. Der staatliche Baumwollanbau soll wegen des immer niedriger ausfallenden Ertrags und der Umweltprobleme, die die extreme Bewässerung dieser Nutzpflanze verursacht, immer weiter zurück gedrängt werden.

 

 

Unterwegs kommen wir durch quirlige Ortsdurchfahrten, dann wieder durch verschlafene Dörfer.

 

 

Und plötzlich sind wir wieder in der nächsten Folge von Tausendundeiner Nacht. Xiva ist erreicht, wir bekommen einen Stellplatz im Hof eines Hotels. Nicht schön aber praktisch! Direkt an der uralten vollständig erhaltenen Stadtmauer.

 

 

Schon am Nachmittag treffen wir uns zur Stadtbesichtigung. Die Altstadt ist überschaubar: 400 m Breite auf 700 m Länge. Ein gigantisches Freiluftmuseum im Schutz der UNESCO! Wir gelangen durchs Westtor ins Innere des Ichan-Qal‘a. So wird die Altstadt genannt, die aus vielen „M“ besteht: Moscheen, Minarette, Medresen, Mausoleen und ganz viel Mauer.

 

 

Aziz hällt inne am unvollendeten Minarett. Die Bauarbeiten am Kalta-Minor-Minarett wurden nach Erreichen von nur 28 m Höhe gestoppt. Der mit türkisfarbenen Kacheln verzierte Turm gilt heute als Wahrzeichen Xivas. Warum dieses Minarett nie vollendet wurde, darum ranken sich viele Legenden. Eigentlich wollte der Bauherr einen Turm in seiner Stadt, von dem aus man das 450 km entfernte Buchara sehen kann. Als dieser Khan in einer Schlacht fiel, wurden die Arbeiten gestoppt. Andere Geschichten ranken sich um das Gerücht, daß der Khan nach Fertigstellung den Baumeister von eben diesem Minarett stürzen wollte, was dieser rechtzeitig erfuhr und das Weite suchte.

 

 

Ausgesprochen sehenswert war auch die Sommermoschee, deren eine Seite offen blieb und aus klimatischen Gründen nach Norden ausgerichtet wurde. Von dort kommen kühle Winde in die Stadt, die sich unter der hohen Holzdecke fangen. Komplett mit blau-weißen Kacheln verziert, soll die Farbe eine gewisse Kühle ausstrahlen.

 

 

Über mehrere enge Treppen kann man die Zinne der benachbarten Festung besteigen. Der Blick fällt von oben in die engen Gassen und schweift dann über die gesamte historische Altstadt, die wie aus dem Mittelalter wirkt.

 

 

Während wir auf dem Heimweg beobachten wie Frauen beim Tratschen zusammen sitzen und Männer sich die Zeit beim Kartenspiel vertreiben, wartet auf einige starke Männer in unserem Hotelhof eine besondere Aufgabe.

 

 

Wieder einmal hat Ararat iranischen Diesel besorgt, der in 70l-Fässern angeliefert wird. Seine beiden Helfer haben eine besondere Technik, zu zweit die schweren Gefäße zu schleppen. Beide tragen - aber einer stützt den Oberarm des anderen ab. Sogar für ein Lächeln reicht es noch bei diesem Kraftakt. Dieses Mal wird mit einer kräftigen Batterie eine Pumpe bedient, die das kostbare Gut aus den Fässern in genormte Kanister fließen läßt. Von da aus wird dann die bestellt Menge auf die Fahrzeuge verteilt.

 

 

Eine perfekt organisierte Aktion, die dazu führt, daß wir alle übermorgen zur turkmenischen Grenze und bis zur nächsten Tankstelle im Land kommen werden. Dank der unzähligen Mitarbeiter, die Abenteuer Osten auf der ganzen Welt beschäftigt, lassen sich auch solche Herausforderungen wie die Durchfahrt durch ein Land ohne Diesel meistern. Und wenn man bedenkt, welche Kulturgüter in Usbekistan schlummern, dann wäre eine Umfahrung ein großer Verlust gewesen.


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