Sonntag, 20. Mai  2018
Wir sind gerade in Moskau

 

Roter Platz grau in grau

 

 

Heute gab es eine schlechte und eine gute Nachricht. Die schlechte: Der Tag wird verregnet und sehr kühl werden. Die gute: Die Wetterlage hält nur 24 Stunden an, danach werden wir wieder von der Sonne geküßt.

 

Daher fand unsere Besichtigung der russischen Hauptstadt größtenteils indoor statt. Und was böte sich da besser an als die berühmte Metro? Bereits 1935 eröffnet mit den tiefsten Tunneln und Bahnhöfen der Welt ist die U-Bahn ein Gesamtkunstwerk. Schon von außen sehen die Zugänge vornehm aus aber im Inneren findet man unterirdische Paläste. Unsere örtliche Fremdenführerin Vera bereitete die Reiseteilnehmer auf das Abenteuer U-Bahn-Fahren vor und versicherte uns, daß nur relativ selten jemand verloren geht.

 

 

Mit endlos erscheinenden bis zu 120 Meter langen Rolltreppen begaben wir uns unter Tage.

 

 

Die Station Komsomolskaja gilt als eine der schönsten. Die achteckigen Stützpfeiler aus Marmor, die Rundbögen, die Kronleuchter . . . . . wir waren schwer beeindruckt.

 

 

In beeindruckendem Tempo rasen die Züge heran und.....wusch....sind sie auch schon wieder weg. Vera hielt zwei Finger in die Höhe und ließ uns im ersten Wagon hinter der Lock einsteigen in der Hoffnung, daß der Zugführer uns ein paar Sekunden schenkt, bevor er die Türen wieder zuschnappen läßt. Zwei Stationen weiter sollten wir schon wieder raus.

 

 

Station Belorusskaja: Ein Gewölbe mit Schnitzmustern und eingelegten Motiven aus dem Leben der Weißrussen ließ uns lange staunend fotografieren. Keine Werbung, kein Graffiti, kein Müll - beeindruckend!

 

 

 

 

Vera streckte einen Finger hoch! Nur eine Etappe mit der Metro und dann alle wieder raus! 

Station Nowoslobodskaja: Noch prunkvoller, noch ausgefallener!

Von innen beleuchtete Glasmalereien lassen die U-Bahn-Halle fast wie einen Sakralbau erscheinen.

Immer ein schöner Hintergrund für ein Selfie. Joachim und Ann-Carolin dienten uns mit ihren giftgrünen Jacken wunderbar als Orientierungspunkt. Schließlich war es nicht ganz einfach, so eine große Meute im Blick zu behalten, damit niemand in den Gängen verloren geht. Die beiden fanden ihre Jacken dem nassen Wetter angemessen und gaben sich als Frösche aus. Na dann, Ihr Wetterfrösche - sorgt bitte für Sonnenschein!


 

Trotz des anhaltenden Regens mußten wir irgendwann zurück an die Erdoberfläche. Wir tauchten in der Nähe  des  Roten Platzes wieder aus der Versenkung auf und entschieden spontan: Das werden heute keine Postkartenmotive von diesem berühmten Fleckchen Erde. Da müssen wir morgen nochmals vorbei schauen und bei blauem Himmel Fotos für die Ewigkeit einfangen.

 

 

Vera schüttelte schnell einen Plan B aus ihrem tropfnassen Ärmel. Wir besuchten das Warenhaus GUM, das große prächtige Traumkaufhaus mit über 100jähriger Geschichte.

 

 

Gewaltige Glaskuppeln überspannen die drei Längspassagen, die ihrerseits wieder durch Quergänge unterbrochen werden. Ein wahrer Luxustempel, der zu Sowjetzeiten nur ein begrenztes frei zugängliches Warenangebot bereit hielt mit einer geheimen Abteilung, in der sich hochrangige Staatsbedienstete mit Westwaren eindecken konnten.

 

 

Mittlerweile gibt es hier wahrscheinlich nichts, was es nicht gibt.......wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist.

 

 

Andererseits braucht man im Grunde genommen gar kein Geld. Egal, ob man ein Auge auf ausgefallene Schuhe und Brillen geworfen hat oder einfach nur einem menschlichen Bedürfnis nachgehen möchte. Die Benutzung der öffentlichen Toiletten im GUM kostet 30 Rubel, umgerechnet 41 Cent. Das kann sich jeder leisten, auch wenn kein Bargeld in der Hosentasche klimpert. Selbstverständlich nimmt die Dame an der Kasse auch Kreditkarten an...... 

 

   

 

Veras letzter Versuch, dem Moskauer Regen ein Schnippchen zu schlagen und trotzdem den Tourteilnehmern ein attraktives Besichtigungsprogramm zu bieten war die Erlöserkirche.

Innen war fotografieren verboten, was wir mit Respekt auf die betenden Gläubigen auch einhielten. Außen müssen bunte Regenschirme für Farbe sorgen, wenn schon kein blauer Himmel strahlt.

 

 

Die Geschichte dieses zentralen Gotteshauses der Russisch-Orthodoxen Kirche ist aber auch ohne Fotos der wunderschönen Fresken interessant. Ursprünglich 1883 erbaut, wurde die Kathedrale nach der Revolution 1931 einfach mal gesprengt, weil Stalin sich einen monumentalen Palast der Sowjets bauen lassen wollte. Als dies wegen des Untergrunds nicht verwirklicht werden konnte, entstand ein großes Schwimmbad. Nach einer Bürgerinitiative wurden Spenden gesammelt und in nur fünf Jahren von 1995 bis 2000 die Kathedrale originalgetreu wieder aufgebaut.

Eine gewisse Berühmtheit erlangte die Kirche, weil 2012 die Punkband Pussy Riots im Altarbereich ein respektloses Happening veranstaltete, woraufhin die drei Musikerinnen zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt wurden.

 

Wir haben uns selbstverständlich anständig benommen und waren alle schwer beeindruckt von der Gestaltung dieser Kathedrale. Während all dieser Besichtigungen liefen im Hintergrund die Telefondrähte heiß, weil Reiseleiter Dima praktisch eine Standleitung zur Mercedeswerkstatt hatte. Es sieht ganz so aus, als ob Manfred einen neuen Motor braucht. Die Beschaffung stellt das Team vor eine logistische Herausforderung, die auch vom Hauptquartier in Mainz unterstützt wird.

 

Angesichts dieser Umstände ist ein Regentag kein wirkliches Problem.....


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