Mittwoch, 22. August  2018
Wir sind gerade in Turfan

 

 

Turfan: Nur echt, wenn heiß!

 

Unser Tour-Teilnehmer Adrian hätte Werbetexter werden sollen. Ihm rutschen immer mal Sprüche heraus, die wir Berichterstatter umgehend als Zitate notieren. Heute traf er den Nagel wieder einmal auf den Kopf.

 

Drei Besichtigungs-Punkte standen auf dem Programm, als wir uns mit dem Bus in den noch milden Morgenstunden auf den Weg machten. Die Ruinenstadt Jiaohe zählt mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe und beeindruckt durch ihr Alter und eine unschlagbar clevere Lage. Ein 30 m hohes Felsplateau wird auf einer Länge von 1,7 km und einer Breite von 300 m von zwei Flüssen umschlungen. So bildet die bereits im 2. Jahrhundert vor Chr. errichtete Siedlung eine natürliche Festung. Im Besucherzentrum ist dies bildhaft dargestellt.

 

 

Ein Relief veranschaulicht, wohin wir unsere Füße setzen. Die Flüsse machen den Ort zu einer Oase in der

glühend heißen Turfan-Senke, in der nur etwa 16 mm Niederschlag pro Jahr fallen.

 

 

Obwohl die Lage eigentlich gut zu verteidigen war, wechselten die Herrscher im Laufe der Jahrhunderte. Immer wieder wurde Jiaohe erobert und weiter ausgebaut.

 

 

Auf den engen Felsenwegen ließ sich die Hitze gut aushalten. Die damaligen Bewohner hatten sich etwas dabei gedacht, als sie ihre Häuser bauten.

 

 

Am Osttor wurden Waren angeliefert, die mit Booten den Fluß hinab kamen. Außerdem konnten die Menschen sich dort mit Wasser versorgen.

 

 

Schließlich ist Wasser gerade in heißen Wüstengegenden der limitierende Faktor. Die Menschen der Antike wußten nicht nur, wie man Stadtfestungen baut, sondern auch, wir man in einer Stadt ohne nennenswerten Niederschlag an das lebensnotwendige Nass kommt. Sie konstruierten ein ausgetüfteltes Karez-System, unterirdische Stollen, mit denen sie Grundwasser sammelten.

 

 

In den Stollen verschmutzt das Wasser nicht und verdunstet auch nicht so schnell. Wir konnten uns fasziniert einen Eindruck verschaffen, wie ausgetüftelt die Menschen damals diese Schächte angelegt hatten.

 

 

Das Karez-System funktioniert überall dort, wo sich eine Oase in der Nähe eines Gebirges befindet. Man bohrte im bergseitig ansteigenden Gelände bis zum Grundwasser und schuf unterirdische Kanäle, um das Wasser in die Stadt zu bringen. Hoch interessant in einem Modell dargestellt!

 

 

Bei der Hitze, die sich am späteren Vormittag über Turfan legte, hatten wir in dem verzweigten Schacht-System ein durchaus angenehmes Klima. Auch die berühmte Emin-Moschee Sugong Ta wollten wir uns nicht entgehen lassen. Der Lehmbau stammt von 1777 und besticht durch das absolut ungewöhnliche Minarett.

 

 

Aus Lehmziegeln errichtet ragt der Turm 37 m in die Höhe und zeigt die unterschiedlichsten Ornamentbänder. Im Inneren findet man einen schlichten Gebetsraum.

 

 

Mit diesem Beispiel uigurischer Architektur beschlossen wir unseren Besichtigungsreigen, damit jeder noch ausreichend Zeit haben würde, sich mit Proviant für die bevorstehende Durchquerung der Taklamakan-Wüste zu bevorraten. Gleich um die Ecke von unserem Hotel befand sich ein Supermarkt, der wie alles in der Provinz Xinjiang gut bewacht und gesichert war. Taschen wurden gescannt, Pässe mußten vorgezeigt werden......

 

 

Wir sind gespannt, wie viele Polizeikontrollen uns morgen erwarten werden auf unserem Weg in Richtung Wüste mit Abstecher zum Bosten See. Inzwischen wissen alle, wie sie sich verhalten müssen. Die Sicherheitskräfte sind durchweg höflich und nett. Es dauert einfach. Wir werden gelassen bleiben wie ein Buddha!


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