Samstag, 23. März 2013

Ruhetag: Marrakech - sonnig, wolkig, regnerisch (in dieser Reihenfolge), 14 Grad

"Die über den Atlas geworfene rote Perle"
 

....so wurde Marrakech einst von einem alten arabischen Dichter genannt. Die ehemalige Sultans- und Landeshauptstadt ist nach Casablanca und Fès die drittgrößte Stadt des Landes. Wie gut, daß wir einen ortskundigen Stadtführer bei uns hatten, sonst wären wir in der Medina im Labyrinth der roten Mauern für immer verloren gegangen.

So aber erklärte uns Ahmed auch, was es mit den löchrigen Aufsätzen hoch über uns an den Wänden für eine Bewandtnis hat.

Es sind Fenster für islamische Frauen, die zwar heraus gucken können, deren Gesichter von außen aber nicht gesehen werden. Sozusagen ein Schleier an der Hauswand.

 

 

 

Die roten und ockerfarbenen Wände ergeben ein warmes Stadtbild und wenn dann auch noch Teppiche zum Lüften herunterhängen, fühlt man sich ganz und gar wie in 1001 Nacht.

 

In den Gassen herrscht reger Betrieb. Mopeds mit allem möglichen beladen knattern in alle Richtungen, Eselkarren holpern über das Pflaster und mittendrin versuchen zwei Reiseleiter die quirlige Kuga-Gruppe zusammenzuhalten.

 

Wie immer sind natürlich die Handwerker-Souks besonders interessant. Hier findet man das ungeschminkte, nicht touristische Marokko.

So besuchen wir einen Bäcker in seiner unscheinbaren Backstube. Er bekommt von den Familien auf einem Brett die fertigen Brotlaibe und schiebt sie nur noch in den Ofen. Jede Familie kennzeichnet ihr Brot, indem es in ein Tuch eingeschlagen wird.

Auch die Gerber, die ihre Häute am Boden zum Handel ausbreiten und die Metall-Arbeiter in ihren Werkstätten faszinieren uns. Wieder sind wir Ahmed dankbar, denn ohne ihn hätten wir uns nie in diese Winkel der Stadt gewagt.

 

Auch ein anderes Gewerbe lernen wir intensiv kennen. In einer Apotheke erfahren wir, welche einheimischen Zutaten zu welchen Wundersalben verarbeitet werden. Jede dieser Substanzen kann käuflich erworben werden. Der Apotheker nennt als besonderes Angebot: "Kaufe 3 - bezahle 2!"

Als auch ein Mittel gegen Schnarchen vorgestellt wird, will Thea gleich eine Dose davon erwerben. Auf die Frage des Quacksalbers, ob sie nicht gleich drei nehmen möchte, antwortet sie: "Nein, ich hab' ja bloß einen Mann!" Damit haben wir schon wieder den Spruch des Tages und amüsieren uns köstlich.

 

Auch ätherische Öle zum Inhalieren werden gleich vor Ort vorgeführt. Wilfried wären bei der durchschlagenden Wirkung fast die Haare zu Berge gestanden - wenn er denn welche hätte. Auch Massageöle konnten intensiv getestet werden. Die Herren im freien Oberkörper fühlten sich danach wie neu geboren.

 

Wenn man so durch die engen Gassen Marrakechs schlendert, erwartet man nicht, hinter dicken Mauern plötzlich einen weiten hellen Innenhof zu finden. Die Medersa Ben Youssef ist eine ehemalige Koranschule, die bereits Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut wurde.

 

Bis 1960 hatten hier bis zu 900 Studenten gelebt und gelernt. Die Medersa ist reich mit Schnitzereien aus Zedernholz und bunten Fayence-Mosaiken verziert.

 

Unser treuer Ahmed erklärte die arabischen Schriftzeichen, die an den Wänden entlang führen und gab auch sonst eine Menge Anekdoten zum Besten.

Mit Wilfried war er sich schon fast handelseinig, daß Ulla etwa zwei Ziegen wert sein könnte. In der öffentlichen Bedürfnisanstalt demonstrierte er, die Hockstellung, mit der sich ein Marokkaner auf traditionelle Weise über einer Rinne erleichtert, bevor er mit der rechten Hand aus dem Mittelbecken Wasser gegen den Allerwertesten wirft, um sich mit der linken Hand dann zu säubern.

Wir waren uns einig, daß wir offen sind für Sitten und Gebräuche des Gastlandes, daß wir diese Studien aber trotzdem nicht weiter vertiefen wollten.

 

Außerdem waren wir zum Mittagessen verabredet. Wer bisher noch nicht typisch marokkanisch gegessen hatte, der konnte sich nun auf ein Gemeinschaftsessen aus dem Tontopf freuen. Tajine heißt das Zauberwort! Lamm und Huhn wunderbar orientalisch gewürzt mit Backpflaumen und Fladenbrot schmeckte allen köstlich.

 

Während wir in fröhlicher Runde auch noch Obst, Gebäck und süßen Minztee zu uns nahmen, schlug leider das schöne Wetter um und es begann zu regnen.

Das Minarett der Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen Marrakechs. In einer Sichtachse zum Gauklerplatz blühen und grünen Palmen und andere Bäume. Hier ist immer viel los. Am Straßenrand warten geduldig die Calèches auf Kundschaft. Mit diesen Kutschen wollten wir eigentlich heute Nachmittag eine Rundfahrt zu den Saaditen-Gräbern und dem Bahia-Palast unternehmen. Leider holte uns der Regen ein und bescherte daher allen nach dem reichhaltigen Mittagessen ein paar ruhige gemütliche Stunden im eigenen Wohnmobil. Da sind wir ja flexibel!

 
Mal sehen, wie sich das Wetter morgen entwickelt. Da steht nämlich die Überquerung des Hohen Atlas auf dem Programm.

 

  

 

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