Mittwoch, 25. November 2015
Wir sind gerade in Kaikoura

Tag 23: Ruhetag in Kaikoura

HAPPY WHALE WATCHING

Jeder Tag dieser Reise bringt wieder eine nicht für möglich gehaltene Steigerung. Heute war es die Wal-Safari in der Bucht von Kaikoura, einem der besten Plätze der Welt, um Pottwale zu sehen. Ganz selten fällt der Festlandsockel so steil ab wie hier. Schon nahe des Ufers bildet eine 1000 Meter tiefe senkrechte Felswand einen Unterwassercanyon, der ideale Lebensbedingungen für die Wale schafft. Die Bucht ist 1600 Meter tief und in dieser Schlucht treffen nährstoffreiche kalte Ströme aus der Arktis auf warme Tropenströme und mischen sich. Hier finden die Tintenfische und andere Leibspeisen der Pottwale ausreichend Nahrung.

Unser Tag begann früh mit dem Einchecken im Whale Watching Terminal.

Hier wird bis zuletzt geprüft, wie die Bedingungen auf See sind, bevor das o.k. für den Start gegeben wird.

Wir hatten wieder einmal Glück:

Ideale Bedingungen, abflauender Wind, klare Sicht! Na, dann mal los!

Vor dem Boarding gab es ausführliche "safety instructions", so daß wir alle wußten, wo wir die Rettungswesten finden könnten.

Dann brachte uns ein Bus in den Hafen, wo wir den harmlos wirkenden Katamaran bestiegen. Er ist mit speziellen Motoren ausgestattet, um den Unterwasserlärm zu minimieren sowie mit zwei 700 PS-Antrieben, die aus dem Schiffchen ein Power-Boot machen. Wenn nämlich irgendwo ein Wal seine Fontäne in den Himmel steigen läßt, dann können diese Motoren mit unglaublichem Schub sofort zur Stelle sein.

   
Die fünfköpfige Crew bestand aus dem Kapitän und einem Mann am Mikrofon, der uns über alles gut informierte, zwei Mädels, die für unsere Sicherheit sorgten, und - ganz wichtig - einem Späher, der den Horizont nach Walen absuchte und mit einem speziellen Hörrohr ihre Geräusche ortete. Wir hielten den Atem an und starrten auf die spiegelglatte See. Manchmal war es so leise, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Irgendwo da draußen soll ein 20 Meter langer und 60 Tonnen schwerer Meeressäuger sein.....unser Späher konnte bereits seine typischen Klicklaute vernehmen.

Zwischendurch flog eine braun-weiße hübsche Möwe um unser Boot. Dafür hatten wir heute aber keine Augen, denn wir wollten den Pottwal sehen.

Der Mann am Hörrohr schaute auf die Uhr. Es ist bekannt, daß die Wale etwa 45 Minuten unter Wasser bleiben, bevor sie für wenige Minuten zum Luft tanken auftauchen. Genau dieses kleine Zeitfenster mußten wir nutzen, um den Giganten der Meere zu Gesicht zu bekommen. Plötzlich verstummten die Walgeräusche, ein typisches Zeichen dafür, daß er seine Nahrungsaufnahme eingestellt hat und bereit zum Atmen war. Wir hielten unseren Atem an und dann war es so weit! Die Fontäne schoß in die Höhe, der Koloss tauchte auf!

Nur ein ganz kleiner Teil ist allerdings oberhalb des Wassers zu sehen, wie die Spitze eines Eisberges.

Nach wenigen Minuten sagte der Mann am Mikrofon: "Nun taucht der Pottwal gleich wieder ab! Haltet die Kameras bereit, er holt ein letztes Mal Atem......dann bäumt er sich auf, macht seinen Rücken rund.......

........Leute, macht die Fotoapparate klar, gleich hebt er die Schwanzflosse und taucht wieder ab!" Und wahrhaftig, genau so war es.

Unfaßbar, was wir da soeben beobachten konnten. Wir waren vor Glück ganz high. 

Da die ganze Tour nur 2 1/2 Stunden dauern sollte und der Meeresriese nun wieder für fast eine Stunde viele hundert Meter tiefer nach Nahrung suchen würde, konnten wir getrost unsere Fahrt fortsetzen und noch nach anderen Tieren Ausschau halten.

Wieder hatten wir Glück! Wir gerieten in einen großen Schwarm Delphine, auf Englisch heißt es ja "school of dolphins" also eine Delphinschule. Es waren hunderte und man mochte glauben, daß in der Schule gerade die Sommerferien begonnen hatten und alle Schüler deshalb wie wild herumtobten.

Unsere Reisegruppe stand fasziniert an Deck und wir waren uns alle einig - egal wie weitgereist ein jeder auch war - so viele so ausgelassen herum tollende Delphine hatte noch niemand in seinem Leben gesehen. 

Schade, daß der Kapitän irgendwann doch beidrehen und zum Hafen zurück fahren mußte. Sonst hätten wir bestimmt heute Abend noch zugeschaut. Dieser herrliche Tag war wie ein Geschenk: Es machte Spaß beim Auspacken aber es wird auch noch lange danach Freude bereiten. Einfach nur TOLL!

Auf den T.Shirts, die sich einige Tour-Teilnehmer hinterher kauften, stand geschrieben: "The earth has music for those who listen." Die Erde hat Musik, für die die genau hinhören. 

Das erinnert an einen unserer Lieblingssprüche, aus einem Songtext von Novalis: 

 

"Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken."

Unsere Kuga-Neuseeland-Reisegruppe hört nun wahrscheinlich die Musik der Erde, das Lachen der Schmetterlinge und das Ausatmen der Wale und all diese Eindrücke kann uns keiner mehr nehmen.


zurück zum Reisebericht "Neuseeland 2015" ⇒ 

 

 

 

Nach oben