Freitag, 28. September  2018
Wir sind gerade in Tabaz

 

 

Lächle, und die Welt lächelt mit Dir!

 

Ein überwältigender Tag liegt hinter uns!

Die Landschaft war karg aber schön. Der Weg lang aber gut. Die Situation schwierig aber nicht hoffnungslos. Doch die Menschen - die Menschen im Iran - sind allein schon die Reise wert!

 

Der Tag begann mit einem Fahrzeug, das nicht anspringen wollte. Schnell wurde überbrückt und vereinbart, daß Paul mit Werner & Brigitte zusammen fährt als Starthelfer.

Problem nicht behoben aber abgemildert! Teamwork! Gruppenzusammenhalt!

 

Auf dem Weg nach Süden rollten wir auf guten Straßen durch imposante Berglandschaft. 

Plötzlich am Straßenrand zwei unserer Fahrzeuge! Keine Sorge! Keine Warnblinkanlage bedeutet keine Hilfe nötig. Wahrscheinlich kurzer Stopp zum Melonen kaufen......also mit Schwung dran vorbei! Zwei unserer Teamfahrzeuge schwächeln ja momentan etwas und kommen die Berge nicht so ganz elegant hoch. Daher bloß nicht den Anlauf verlieren!

 

 

Doch was ist das? Rein in die Eisen! Vollbremsung! Da steht ein Polizeiauto und der Ordnungshüter scheint mit den Leuten aus unserer Gruppe zu verhandeln. Also doch Hilfe nötig! Oder nicht? Beim Näherkommen sieht man mehrere Fotoapparate in Aktion. Was ist denn hier los. Der Polizist streckt stolz die Brust raus und zeigt seine Waffe.

 

 

Aufgeregt ruft er uns nun auch noch hinzu. Gruppenfoto mit Staatsgewalt! Es stellte sich heraus, daß Tomi & Maja vom Polizeiauto überholt und mit der Kelle heraus gewunken wurden. Und das alles nur, weil der Herr Polizist gern ein Foto mit Touristen auf seinem Smartphone haben wollte. Ausländische Fahrzeuge haben wir bisher keine gesehen im Iran. Wir sind Raritäten!

 

 

Die Iraner begegnen uns mit unglaublicher Gastfreundschaft und Aufgeschlossenheit. Überall am Straßenrand findet man Verkaufsstände wie hier zum Beispiel für Knoblauch. Wenn wir anhalten und aussteigen, will man uns beschenken und einladen. Auch das Personal an der Mautstelle der Autobahn hat uns ohne zu kassieren durchgewunken und immer wieder hören wir: „Welcome to Iran!“

 

 

Es ist ein überwältigendes Gefühl, so begrüßt zu werden. Die Menschen, die kein Englisch können, lassen ihre Augen sprechen, lächeln uns zu und bringen uns herzliche Gastfreundschaft entgegen.

Jeder Melonenkauf wird zum Foto-Termin. Ob jung ob alt - alle lachen mit uns und freuen sich über die Ausländer, die ihr Land besuchen.

 

Ganze Familien sind auf Zweirädern unterwegs. Viele dieser kleinen Mopeds sind schwer beladen. Manchmal haben wir Sorge, daß sie das Gleichgewicht verlieren, wenn sie uns zuwinken.

 

 

 

Autos überholen uns, viele Arme strecken sich uns entgegen und winken. Sie lassen sich wieder zurück

fallen und überholen abermals mit „Daumen hoch“ oder Peace-Zeichen. Ihre heraus sprudelnden

Jubelgesten gehen uns ans Herz.

 

 

Und dann bricht unser Fahrzeug tatsächlich zusammen. Der Werkstatt-Aufenthalt in Mashhad hatte keine wirkliche Ursache für den Leistungsabfall aufdecken können. Die fürs Auge schöne Berglandschaft hat dem Motor gar nicht gefallen. Nun hat unser Ford absolut keine Lust mehr und bleibt einfach stehen wie ein störrischer Esel.

 

 

Sofort hält ein alter Mann und hilft uns, den Wagen auf die Seite zu schieben. Zwei junge Männer, die als Ingenieure in einer Kupfermine arbeiten bieten uns an, daß wir bei ihnen im Haus schlafen, bis am nächsten Tag die Werkstätten wieder öffnen. Im Iran ist nämlich der Freitag arbeitsfrei wie bei uns in der Heimat der Sonntag. Eine überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft! 

 

Wir haben Mühe, ihnen zu erklären, daß wir unser Haus ja dabei haben. Ein Schlafplatz ist unser kleinstes Problem! Doch wer würde in Europa einen gestrandeten Ausländer in seinem Haus aufnehmen? Die Frage stellen wir uns. Es tut uns fast leid, dieses großzügige Angebot abzulehnen. Aber glücklicherweise ist Jörn vorbeigekommen und hat uns an seine Abschleppstange genommen.

 

 

Für die letzten knapp 250 Kilometer dieser Tagesetappe war unsere Sicht ziemlich eingeschränkt. Nach vorne konnten wir nicht fotografieren und zur Seite gaben die Bilder auch nicht viel mehr her als vorbei sausende LKWs.

 

 

Daher bedanken wir uns bei den Mitreisenden, die uns mit Fotos der wunderschönen Wüstenstädte versorgt haben.

 

 

Es grenzt fast an ein Wunder aber gegen Ende lag ein Palmendorf auf dem Weg, das mit Hilfe von einem ausgeklügelten Bewässerungssystem sogar Reisefelder bewirtschaften kann.

 

 

Was für ein Land! Es ist unendlich schade, daß der Iran in so komplizierten internationalen Beziehungen verstrickt ist. Zu Menschenrechten und religiösen Fremdbestimmungen der Bevölkerung wollen wir uns kein Urteil erlauben. Eines aber haben wir in den wenigen Tagen, die wir in diesem Land reisen, hautnah erfahren dürfen: Die Menschen werden getragen von einer Lebensfreude und überbordenden Gastfreundschaft, wie wir es noch nie erlebt haben. Danke dafür! Wir werden hoffentlich ein bißchen davon mit nach Hause nehmen können......

 


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