Samstag, 29. September  2018
Wir sind gerade in Chakchak

 

 

Zu genießen, wie die Zeit vergeht: Das ist die Kunst des Lebens

 

Fast 140 Tage - das sind 20 Wochen - sind wir auf dieser Seidenstraßen-Tour jetzt gemeinsam unterwegs. Jeder Tag bietet neue Eindrücke, neue Herausforderungen, neue Begegnungen. Auch wenn die Aufgaben im Hier und Jetzt gelöst werden müssen, so führt unser Weg durch viel Vergangenheit, durch alte Städte und uralte Landschaften. Dabei vergeht die Zeit für jedes Individuum unterschiedlich schnell.

 

Wir Berichterstatter verbrachten einen Vormittag, der sich wie Kaugummi in die Länge zog, da unser Fahrzeug repariert werden sollte. Die Ungewißheit, ob die Idee des Mechanikers überhaupt fruchtet, ließ die Minuten des Wartens zu Stunden und die Stunden zu Ewigkeiten werden. Sirous hat einen Freund, dessen Bruder einen Kollegen hat, dessen Nachbar jemanden kennt, der früher bei Volvo gearbeitet hat. In dieser Reihenfolge wurde die Kunde verbreitet, daß wir Hilfe brauchen. Diese Hilfe erschien früh am Morgen, legte sich unter den Motorblock und erkannte umgehend das Problem. Unser Luftkühler hatte ein gewaltiges Loch.

 

 

 

Mit dieser Diagnose kamen wir allerdings noch nicht viel weiter. Es ist, als ob man dringend eine Nierentransplantation braucht, aber kein Spenderorgan vorhanden ist. Seit der Revolution gibt es keine amerikanischen Fahrzeuge mehr im Iran und so bestand keine Hoffnung, ein Ersatzteil von Ford auftreiben zu können. Was tun? Der Mechaniker baute den Kühler aus und nahm ihn kurzerhand mit. Er wollte sich etwas einfallen lassen. Dazu muß man wissen, daß im Iran Fahrzeugmechaniker wie Jazzmusiker arbeiten. Sie sind Meister der Improvisation und können auf herkömmliche Problemlösungen verzichten. 

 

Gegen Mittag erschien unser Held mit einem Kühler, bei dem die äußere Lamelle aus dem System herausgetrennt und zum Rest hin abgedichtet worden war. Geniale Idee, die tatsächlich funktionierte.

 

Während wir auf die OP unseres Reisemobils warteten, teilte sich die Gruppe heute auf, um verschiedene Aktivitäten zu unternehmen. Wieder gab es ein wunderschönes Mausoleum zu besichtigen.

 

 

Geflieste Schönheit in der Morgensonne! Die wenigen Besucher lassen dem Schrein seine ungestörte Ausstrahlung.

 

 

Wem der Sinn nach einer Wanderung stand, der ließ sich verzaubern von der Natur rund

um die Hamame-Morteza-Ali-Schlucht.

 

 

Der Name leitet sich ab von dem uns bekannten Hamam, also dem orientalischen Badehaus. Gebadet werden bei dieser Wanderung nämlich mindestens die Füße, meist auch die Beine bis zu den Knien oder Hüften.

 

 

Warme Thermalquellen speisen den Fluß, der die Schlucht geformt hat. Unser Sirous führte die Gruppe immer weiter hinein und immer tiefer wurde das Wasser.

 

 

 

Wer genau hinsah, der erkannte die Ursache für das sanfte Kribbeln an den Füßen. Kleine Fische wimmelten um die Zehen herum.

 

 

Nach diesen beiden Programmpunkten hatte der Tag noch sehr viel mehr zu bieten. Unser Weg führte nämlich weiter nach Süden mitten durch die gewaltige Kavir-Wüste. Von Ferne konnten wir immer wieder Windhosen oder kleine Sandstürme miterleben.

 

 

Hinweisschilder am Straßenrand ließen uns aufhorchen. Hier sollte vor Leoparden gewarnt werden. Dabei halten viele Tourteilnehmer zu gern immer wieder an den verlassenen Ruinen für einen Fotostopp an. Also! Augen auf! Einige kamen ins Ziel und waren sich sicher, im Lehmboden Spuren dieser Großkatze gesehen zu haben.

 

 

Auch eine alte Karawanserei lag auf dem Weg. Für uns der Beweis, daß wir uns immer noch auf der uralten Handelsroute der Seidenstraße befinden.

 

 

Nach und nach änderte sich die Landschaft. Die Felsen erinnerten stark an das Tuffgestein in

Kappadokien in der Türkei.

 

 

Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Ein altes Lehmdorf wirkte wie aus einem Märchenfilm.

 

 

Kalif Storch muß erst vor kurzem hier gedreht worden sein. Oder kommt der Großwesir

gleich persönlich um die nächste Ecke?

 

 

Nein, dies schien nicht der Berater des Kalifen zu sein. Ein alter Mann auf seinem voll bepackten Esel ritt vorüber und fragte sich bestimmt, was die Europäer in seinem sonst so abgeschiedenen Dorf wollen.....

 

 

Es fiel schwer, aus dieser verwunschenen Welt wieder aufzutauchen. Leider sind die Tage zu kurz für all die Begegnungen und Erlebnisse auf dem Weg zum nächsten Stellplatz. Aber die Sonne geht schon weit vor 18 Uhr unter und die Dunkelheit bricht schnell herein.

 

 

Deshalb gaben wir Gas und schafften es gerade noch im schönsten Abendlicht auf der kleinen Straße in Richtung Chakchak abzubiegen.

 

 

Unser heutiger Übernachtungsplatz liegt zu Füßen des Feuertempels in grandioser Felslandschaft.

 

 

Bei uns im Team herrscht Arbeitsteilung.

Jeder wird nach seinen Fähigkeiten eingeteilt.

Am lustigsten ist es in der Drei-Männer-Bude bei Alex im Reisemobil.

In jedem Land kommen andere lokale Guides, die uns von Grenze zu Grenze begleiten.

Mit Amin und Sirous sind zwei patente Burschen in die Tour eingestiegen. Sie kochen nicht nur, sie haben auch Spaß dabei. Und tausend andere Aufgaben erledigen sie im Handumdrehen.....

 

So geht wieder einmal ein ausgefüllter Tag zu Ende, an dem ein Teamfahrzeug als geheilt entlassen werden konnte und allen aus der Gruppe eine Menge alter Seidenstraßen-Romantik geboten wurde.


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