Freitag, 01. Februar  2019
Wir sind gerade in Windhoek

Stadtbesichtigung in Windhoek

Damit wir gut gestärkt in den Tag starten konnten, erwartete die Gruppe heute ein SeaBridge-Frühstück an einem "geheimen Ort". Bei der Besprechung hieß es nur: „Abfahrt mit Bus um 8:30 Uhr - mit leerem Magen und netter Kleidung“.

Die Tour-Teilnehmer staunten nicht schlecht, als der Bus vor dem Hilton vorfuhr und sie vom Portier Gabriel in den ersten Stock zum umfangreichen Frühstücksbuffet mit frisch gepreßten Säften geleitet wurden. 
Gabriel kennen wir Reiseleiter seit vielen Jahren und die Begegnung ist immer wieder etwas ganz besonderes. Zu beschreiben, wie diese Beziehung zustande kam, sprengt den Rahmen dieses Berichts. Da müßt Ihr, liebe Leser, schon einmal mit uns auf Tour gehen, dann erzählen wir es abends am Lagerfeuer. 

Nach dem Frühstück fuhren wir zunächst in den neunten Stock, wo wir uns von der Skybar aus einen Überblick über die geographische Lage von Namibias Hauptstadt machen konnten.



Dann aber sollte uns der Bus zum neuen Regierungsgebäude bringen. Vor uns fuhren mehrere Fahrzeuge mit Jugendlichen auf den Ladeflächen.



Als wir auf der Linksabbiegerspur vorbei rollten, kreischten die Kids so laut und aufgeregt, als ob wir die Beatles wären. Als Franz mit ihnen abklatschte, war es fast als ob sie Paul McCartney die Hand gegeben hätten. Naja, in dem Alter müßte der Vergleich wahrscheinlich eher mit einer Boygroup oder Rapper-Band gezogen werden. Begeisterungsfähige junge Menschen. Einfach nur toll!

Wir umfuhren das gesamte Regierungsgebäude, bei dem schon der Zaun so prunkvoll ist, daß er Millionen gekostet hat. Das Parlament tagt weiterhin im Zentrum im ehrwürdigen Tintenpalast. Was aber genau im diesem geheimnisvollen Gebäude geschieht, kann nicht einmal die einheimische Bevölkerung sagen.

Die Christuskirche ist eines der Wahrzeichen von Windhoek.

Sie wurde 1910 erbaut mit Fenstern, Glocke und Orgel aus Deutschland sowie Marmor aus Italien. 

Rund um diese Touristenattraktion arbeiten echte Künstler. Kathrin stellt der Gruppe das Oberhaupt dieses Clans vor, der zum Stamme der Damara gehört. Die Damara-People haben in ihrer Sprache mehrere Klicklaute, die wir zu hören bekommen. Bei einer kleinen Sprachkunde wird bis 10 gezählt mit allerlei Klicklauten. Die Leute schnitzen aus Makadamia-Nüssen kunstvolle Anhänger in feinster Verarbeitung mit afrikanischen Tieren als Motive.

Wer seinen Namen auf einem Stück Papier vorschreibt, bekommt ihn sauber auf den Anhänger übertragen - und zwar in Sekundenschnelle.

Wir treffen auch noch andere Menschen indigener Völker. Die Himba sind eigentlich Nomaden aber einige Frauen versuchen in der Stadt, durch den Verkauf von selbst gearbeiteten Souvenirs ein Einkommen zu erwirtschaften. Ihre Lebensweise ist extrem einfach. Als Kleidung tragen sie nur um die Hüfte geschlungene Tücher. Der Schmuck an Hals, Armen und ihren Knöcheln hat Symbolkraft und deutet darauf hin, ob die Frau verheiratet ist oder nicht bzw. ob sie Mutter oder kinderlos ist. 

Ihren Körper und die Haare, die ebenfalls als Zeichen kunstvoll zurechtgemacht werden, schmieren sie ein mit einer Mischung aus Butterfett und rotem Ocker, der als färbendes Element Eisenoxid enthält. Damit schützen sie die Haut vor Sonne und Stechmücken.



Windhoek als ehemalige Hauptstadt von Deutsch-Südwestafrika ist natürlich voller geschichtsträchtiger Orte. So zum Beispiel der alte Bahnhof im Jugendstil, der 1912 eingeweiht wurde - mit Old Joe, der Lokomotive der ehemaligen Schmalspurbahn davor. Diese Schmalspurbahn, die von Windhoek nach Swakopmund ans Meer fuhr, war die erste Linie in Namibia.



Gute Gelegenheit für ein Gruppenfoto.



Nach so viel Gedenken an die Kolonialherren sollte aber auch das heutige schwarze Namibia nicht vergessen werden. Wir fuhren in den Stadtteil Katutura, der ehemals künstlich gegründet worden war, als man die schwarze Bevölkerung zwangsweise aus der Innenstadt verbannt hatte.

Der Name bedeutet „Ort, an dem man nicht leben möchte.“ Mittlerweile ist daraus ein lebendiges Zentrum geworden, dessen Markt wir besuchten. 
Allerdings war es für das Empfinden unserer zarten touristischen Gemüter etwas befremdlich, wie man in Katutura die Bedeutung einer Kühlkette interpretiert. Die frisch geschlachteten Ochsen lagen überall offen auf Tischen - wurden aber auch von den Jungs an den Feuerstellen ruckzuck verarbeitet. Wer sich diesen Imbiss gönnte, konnte die Stücke von Hand in die im Pappkarton bereit gestellten Gewürze tunken. Lecker!

Da wir schon eine Reservierung in der Kult-Kneipe Joe‘s Beerhouse hatten, verzichteten wir auf diese kulinarische Herausforderung und ließen uns von unserem Bus direkt zum Biergarten bringen. 1990 verwirklichte der deutsche Chefkoch Joachim Gross seinen Traum und eröffnete eine skurrile Kneipe, die er mit allerlei Sammelsurium dekorierte. Heute fließen täglich etwa 500 Liter Bier aus den Zapfhähnen. Als besondere Spezialität konnten wir unserer Gruppe Wildspieße mit Oryx, Kudu, Zebra, Springbock und Krokodil empfehlen.

In jedem Reiseführer steht: „Wer in Windhoek war und nicht Joe‘s Beerhouse besucht hat, der war gar nicht richtig in Namibia!“ Das sollte uns natürlich nicht passieren. So verbrachten wir wieder einmal gemeinsam einen sehr fröhlichen Abend.


zurück zum Reisebericht "Südliches Afrika 2019" ⇒

 

 

 

 

Nach oben