Mittwoch, 01. November  2017
Wir sind gerade in Cape Crawford

27. Tag / Fahrtag 18: Camooweal - Cape Crawford 646 Kilometer 

 

Das Problem ist ja nicht, daß man einen leichten Knall hat......

 

.........das Problem ist, jemanden zu finden, der einen möglichst kompatiblen Knall hat. 

Wir haben gleich 30 Leute gefunden! Wahnsinn! Die gesamte Kuga-Gruppe ist nämlich heute von einer Stadt im Nirgendwo, in der es 37 Grad heiß war 646 Km (in Worten sechshundertsechsundvierzig Kilometer!) auf einer schmalen Straße durchs trockene heiße Outback gefahren, um in eine ebenso heiße Stadt noch viel weiter im Nirgendwo zu gelangen. Diese "Stadt" besteht aus einer Tankstelle (ganz wichtig!), einer Kneipe mit Restaurant......

 

 

.......und dem Heartbreak Hotel.

 

 

Dieses Hotel dient gleichzeitig als Rezeption für den wunderbar schattigen Campingplatz, der das Ensemble abrundet. Mehr gibt es nicht in Cape Crawford. Ach ja, und eine Straßenkreuzung (überaus wichtig!) Hier gibt es so gut wie keinen Handy-Empfang, kein Internet-Signal und kein Shopping-Center. Aber es gibt Diesel (ganz wichtig!) und hohe Schattenbäume (überaus wichtig!)

 

 

Jedes Wohnmobil hat einen Stromanschluß, es gibt kalte Duschen, heiße Küche und einen erfrischenden Pool.

Was will man mehr?

 

 

Doch wir haben nicht die lange Fahrt auf uns genommen, um in den kleinen beschatteten Pool zu springen. Der Weg war das Ziel! Wir wollten Australien erleben, erspüren, erfahren - wir wollten sehen, staunen, schwitzen und das unermeßlich große Land im Herzen behalten. Deshalb sind wir schon früh am Morgen in das "Northern Territory" eingefahren. Der dritte "Bundesstaat" auf dieser Reise.

 

 

Er ist viermal so groß wie Deutschland, hat aber nur die Einwohnerzahl von Kiel.

Unsere österreichischen Reisegefährten bekommen ihr Land 17x unter, die Schweiz paßt 35x hinein und Luxemburg ganze 550x.

Kurioserweise wurden die Uhren bei der Einreise eine halbe Stunde zurück gestellt. Wir haben jetzt 8 1/2 Stunden "Vorsprung" zur mitteleuropäischen Winterzeit. Die geschenkten 30 Minuten konnten wir auf der langen Etappe gut gebrauchen. 

 

Diese Etappe hatte zwei Besonderheiten: Nach etwas mehr als einem Drittel war eine Tankstelle zu finden, was der einzige vorgeschlagene und der einzige Sinn machende Stopp unterwegs war. Ansonsten bewegten wir uns in der Einöde. Diesen Tankstopp nahmen alle Tour-Teilnehmer überaus ernst, denn schon bald wurde davor gewarnt, daß auf den folgenden 375 Kilometern kein Treibstoff zu haben sei.

 

 

Es gibt hier nämlich keine Nebenstraßen, keine Ortschaften, keine Infrastruktur.......bloß das Outback und den Menschen - und ein paar Trucks, mit denen wir uns die einspurig geteerte Straße teilen mußten. Das war die zweite Besonderheit: 375 Kilometer einspurige Straße mit Gegenverkehr! Doch was heißt schon Gegenverkehr in diesen Breitengraden?

 

 

Einer dieser beeindruckenden Road Trains stand noch am Seitenstreifen, als wir in den Tablelands Highway einbogen. Es würde eine Frage der Zeit sein, bis er uns einholt.

 

 

Wieder waren wir fasziniert von der Kargheit der Landschaft: Unvorstellbare Trockenheit, unfaßbare Weite und keine Menschenseele um uns herum. Nur Kängurus, Vögel, Pferde und frei laufende Rinder, bei denen nicht ersichtlich war, was sie wohl zu fressen finden.

 

 

Ach ja, keine Menschenseele stimmt nicht ganz. Wir hätten fast den Truck-Fahrer vergessen. Während wir gemütlich mit 80 - 90 Km/h dahin rollten - immer einen Blick auf dem ständig kletternden Außenthermometer - einen zweiten Blick auf den schroffen Kanten des Asphaltbandes und ein gelegentlicher Kontrollblick in den Rückspiegel - näherte sich wie erwartet von hinten der Road Train.

 

 

Was tun? Weg vom Gas und sanft runter auf den schotterigen Seitenstreifen! Im nächsten Moment waren wir eingehüllt von einer Staubwolke und schon war der Superlaster vorbei.

 

 

Und wir konnten wieder entspannt dahin rollen und unseren Gedanken freien Lauf lassen. Dabei kommt man ja auf die verrücktesten Überlegungen, wie zum Beispiel: Wir leben auf einem blauen Planeten, der sich um einen Feuerball dreht, mit einem Mond, der die Meere bewegt. 

Wir fahren gerade mit unserem Wohnmobil mit 30 anderen, die denselben Knall haben wie wir, durch eine unbewohnte Landschaft und wenn wir tief genug bohren könnten, würden wir in ein Loch fallen und auf der anderen Seite der Erde bei uns zu Hause ankommen. Und dieser Wahnsinn funktioniert ganz ohne Drogen! Die Bilder, die sich von dieser Etappe ins Gedächtnis brannten, sehen fast aus wie ein Gemälde.

 

 

In der lauen Abendluft von 29 Grad sitzen die meisten aus der Gruppe leicht bekleidet bei Kerzenschein noch vor den Wohnmobilen. Es wird gelacht und erzählt. 646 Kilometer Outback....und kein bißchen müde! Muß man wirklich ans andere Ende der Welt reisen, um Schönheit im Nichts zu finden?

"Leben heißt Veränderung!" sagte der Stein zur Blume und flog davon......


zurück zum Reisebericht "Australien 2017" ⇒ 

 

 

Nach oben