Donnerstag, 02. März  2017
Wir sind gerade in Sesriem

36. Tag / 24. Fahretappe: Windhoek - Sesriem 348 Kilometer

 

Die Wüste ruft und testet uns

 

Wieder liegt ein abenteuerlicher und nicht unanstrengender Tag hinter uns. Da wir den Luxus haben, mit einem eigenen Mechaniker unterwegs zu sein, konnte sich das Team wieder aufteilen. Wir Reiseleiter stellten (zähneknirschend) den Wecker auf 5 Uhr und rollten beim ersten Tageslicht in Windhoek vom Platz. Das gab uns einen gewissen Vorsprung, um im Ziel die besten Plätze für unsere Gruppe sichern zu können. Man muß nämlich wissen, daß der Campingplatz mitten in der Wüste liegt und über nur wenige Schattenbäume verfügt. Erschwerend hinzu kommt, daß die meisten dieser Bäume zu niedrige Äste haben, als daß wir mit unseren Wohnmobilen darunter passen könnten. Die Zeltreisenden schauen uns dann manchmal mitleidig an und freuen sich, daß auch sie ab und zu einen Vorteil gegenüber Touristen in voll ausgestatteten Wohnmobilen haben.

 

Da es in der Wüste Namib, die ja heute unser Ziel war, für gewöhnlich wüstenartig heiß und trocken ist, war uns die Sache mit den Schattenplätzen schon sehr wichtig. Was tut man nicht alles, um zufrieden entspannte in der Kühle der Bäume sitzende Reiseteilnehmer um sich zu haben.......

 

Also düsten wir bereits um 6:40 Uhr los und erlebten die Landschaft im schönsten Morgenlicht. Schon nach wenigen Kilometern hatten wir das Ende der Teerstraße erreicht und rauf ging's auf die Piste.

 

 

 

Wobei der Untergrund dieser sogenannten "gravel roads" sehr unterschiedlich sein kann. Es gibt relativ glatte Sandpisten, steinige Rüttelpisten, staubige Waschbrettpisten, schwer passierbare felsige Wasserläufe und eine Mischung aus all dem. Daher war es nicht unschlau, ab und zu einfach einmal anzuhalten und den Fahrern eine kleine Pause zu gönnen verbunden mit der Chance auf ein Foto der beeindruckenden Landschaft wie zum Beispiel der Hakosberge.

Ein strategischer Knackpunkt der heutigen Etappe war der Gamsbergpass. Nach Regenfällen sind die extrem tiefen Wasserdurchfahrten ohne Allrad nicht zu meistern. Daher hatten wir uns im Vorwege sehr genau nach dem Straßenzustand  der C26 erkundigt und zusätzlich im Wüstencamp im Zielort Sesriem angerufen, um sicher zu gehen, daß wir mit den Wohnmobilen nicht stecken bleiben. Alle gaben grünes Licht. Trotz der fahrtechnisch anspruchsvollen Strecke, war es aber auch eine landschaftlich ausgesprochen schöne Etappe.

 

 

Grüne Hügel wichen irgendwann felsigen Abschnitten und gegen Ende nahm uns die Wüste in Empfang mit extremer Trockenheit und staubiger Wellblechpiste. So überquerten wir den Wendekreis des Steinbocks - dieses Mal in Richtung Süden - und wünschten nichts sehnlicher (außer vielleicht einem eisgekühlten Bier) als daß die Straße endlich besser werden und wir mit mehr als 40 km/h dem Ziel entgegen rollen könnten.

 

 

 

Das Bier blieb zwar in weiter Ferne aber immerhin wurden unsere Wünsche erhört und ein Grater tauchte aus heiterem Himmel auf. Diese Höllenfahrzeuge schieben die Steine und Unebenheiten der Piste zur Seite und für kurze Zeit wurde die Straße erträglicher.....auch wenn es nicht lange anhielt.

 

 

Manch einer hatte anstatt eines alkoholischen Kaltgetränks in seinen Tagträumen vor sich eine Tasse Kaffee mit Apfelkuchen gesehen. Auch diesen Menschen konnte geholfen werden. Bei der letzten Fahrerbesprechung hatten wir allen einen Zwischenstopp beim deutschen Bäcker in Solitär vorgeschlagen. Einige staunten nicht schlecht, als sie in dem Ort, der schon nach "Einsamkeit" benannt worden war und hauptsächlich aus einer Tankstelle mit Café mitten im Nirgendwo besteht, leckere Rosinenschnecken und süße Schweinsöhrchen serviert bekamen. Was allerdings mit den Fahrzeugen passiert, die in Solitär liegen bleiben, das wurde uns auch anschaulich vor Augen geführt......

 

 

Aus heiterem Himmel - im wahrsten Sinne des Wortes -  formierten sich plötzlich Gewitterzellen, die nichts Gutes verheißen konnten.

 

 

Und tatsächlich fiel ein Wolkenbruch über uns herein mit grellen Blitzen und heftigsten Regenfällen, die die bis dahin trockenen Wasserdurchfahrten zu reißenden Strömen werden ließen. Glücklicherweise hatten zu dem Zeitpunkt alle den Gamsbergpass hinter sich gelassen und kämpften sich nun durch weniger tiefe Furten. Manche blieben einfach vor den Wassermassen stehen und warteten, bis ein Allradfahrzeug ihnen anzeigen konnte, wo die Durchfahrt am flachsten ist. Wie man sieht, wieder ein abenteuerlicher Tag auf einer insgesamt spannenden Tour!

 

 

Für Hans & Annemarie wurde es besonders spannend, denn die beiden waren die einzigen, die unterwegs mit einem platten Reifen zu kämpfen hatten. Dieses längste Stück Schotterpiste der gesamten 7600 Kilometer langen Reise ist eigentlich als "reifenmordende" Strecke bekannt. Nur ein Platten bei 18 Fahrzeugen ist absoluter Rekord!

Obwohl unser Mechaniker wie verabredet als letztes Fahrzeug fuhr, hatten drei Männer aus unserer Gruppe den Reifen ruckzuck gewechselt, bevor Howard überhaupt zu ihnen aufschloß. Kurz danach konnte er aber gute Dienste leisten als sich Hans in einer Wasserdurchfahrt auch noch fest fuhr und von Howard am Seil herausgeschleppt wurde. Africa, it's not a holiday, it's an adventure!

 

Um 18 Uhr hielten wir wie immer unsere Fahrerbesprechung ab und wie immer steuerte ein Paar aus der Gruppe etwas dazu bei. Dieses Mal luden Pia & Hanspeter zu einem erfrischenden Umtrunk ein und verteilten Häppchen inspiriert von der Schweizer Flagge....

 

 

 

 

Damit ging der lange aufregende Tag aber noch nicht zu Ende. Nachdem alle die Käsekreuze als Vorspeise verschmaust hatten, luden uns Hans & Ulla zu sich auf ein Grillfeuer ein. Zu spät durfte es allerdings nicht werden, denn morgen sollen alle um 5:45 Uhr starten, um pünktlich zum Sonnenaufgang auf der Düne zu sein. Mal sehen, was der neue Tag für uns bereithalten wird.......


zurück zum Reisebericht "Südliches Afrika 2017" ⇒ 

 

 

Nach oben