Dienstag, 02. Oktober  2018
Wir sind gerade in Kerman

 

 

Wer wird Millionär?

 

Der Tag beginnt mit einem Rätsel. Sozusagen mit der 1-Million-Euro-Frage.

Wer hat dieses Gebäude erschaffen und wenn ja, zu welchem Zweck?

Der oder das Gonbad-e Jabaliyeh ist ein Kuppelbau vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Es könnte ein Grabmal der Zarathustrier sein - oder auch nicht. Man weiß es nicht! Immerhin hat man herausgefunden, daß die Steine mit Mörtel zusammengehalten werden, der mit Kamelmilch und Eiern angerührt wurde. Dadurch ist dieser mysteriöse Bau in ausgesprochen gutem Zustand und hat in Kerman und dem gesamten Iran eine gewisse Berühmtheit erlangt.

 

 

Der Zweck des nächsten Bauwerks auf unserer Stadterkundung erschließt sich sofort. Der Eiskeller wurde mit einer hohen Schattenmauer vor Sonneneinstrahlung geschützt und der kuppelförmige Aufbau sorgte dafür, daß warme Luft aus dem Keller abgezogen wird. Wie in vielen anderen Städten entlang der Seidenstraße wurde hier bis weit in den Sommer hinein Eis zur Kühlung der Speisen gebunkert. Geniale Erfindung!

 

 

Neben der Schattenmauer zieht ein Fußballfeld unsere Aufmerksamkeit auf sich. Eine Schulklasse hat gerade Sportunterricht.

 

 

Nachdem besonders die aufgeweckten forschen Mädchen uns entdeckt haben und angelaufen kommen, gibt es kein Halten mehr. Der Lehrer verordnet eine Pause und wir können den iranischen Nachwuchs fotografieren und ihnen die Bilder auf dem Display zeigen. Das ist natürlich eine Gaudi. Besonders für den einzigen Jungen, der seine Muckis spielen läßt. Macho - Macho!

 

 

Gern hätten wir noch länger verweilt aber der Unterricht muß weiter gehen. So ziehen wir zum zentralen Platz des alten Bazars, dem Meydan-e Ganj Ali Khan, benannt nach einem Gouverneur aus dem 17. Jahrhundert, der den Bazar erbauen ließ.

 

 

Wie immer auf solchen Märkten gibt es Sachen zu entdecken, die uns neugierig machen. Sirous erklärt geduldig wofür oder wogegen die einzelnen Kräuter und Naturprodukte sind.

 

 

Besonders bekannt ist der Kreuzkümmel, der an winzigen Ständen von auf dem Boden kauernden Verkäufern angeboten wird.

Der Kümmel ist so verbunden mit dieser Region, daß man im Iran keine Eulen nach Athen trägt, sondern Kümmel nach Kerman bringt.

 

 

Eine ganze Marktgasse gehört den Kupferschmieden. Die Kupferwaren werden entweder als Schalen, Kannen

und Töpfe angeboten oder in mühsamer Arbeit verzinnt, was von Zeit zu Zeit aufpoliert werden muß.

 

 

Das Badehaus des Ganj Ali Khan liegt ebenfalls im Bereich des Bazars und ist heute zum Museum umfunktioniert. Die Verzierungen über dem Eingangsbereich stammen aus dem 17. Jahrhundert und wurden mit großer Präzision von Hand gemalt.

Im Inneren wird der historische Badebetrieb mit Wachspuppen nachgestellt.

Wieder schildert Sirous sehr informativ den Ablauf eines Hammam-Aufenthalts. Besonders ins Auge springt ein farbiger Stein, der von außen zu leuchten scheint. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Zeitstein. Da die Moslems vor Sonnenaufgang das erste Gebet sprechen müssen, vor dem Beten aber rituelle Waschungen durchführen, kamen viele im Morgengrauen zum Badehaus. Am Zeitstein konnte man erkennen, daß die Sonne aufgegangen war, wenn das Licht plötzlich durchschimmerte.

 

Ein anderes ehemaliges Badehaus in der Hauptgasse des Bazars ist mittlerweile zu einem traditionellen Teehaus umgewandelt worden. Wir treffen viele Iraner ins Gespräch vertieft auf Sitzbetten hockend mit Tee und Wasserpfeife. Auch unsere Gruppe kann die entspannte Atmosphäre genießen bei einem typisch orientalischen Tee wozu Sirous Kolompeh reicht. Diese runden Mürbeteigplätzchen sind mit Dattelmus gefüllt und schmecken einfach köstlich zu einem Gläschen Tee.

Damit wir auf dem Bazar und beim späteren Besuch eines Supermarktes überhaupt einkaufen können, erscheint unser zweiter iranischer Begleiter, Amin, mit einem großen Umschlag voller Geld. Die iranische Währung, der Rial, macht im Moment eine Achterbahnfahrt. Momentan möchte niemand tauschen wegen der großen Schwankungen. Da man im Iran nicht mit ausländischen Kreditkarten zahlen kann, fürchteten wir schon, von der Bargeld-Versorgung abgeschnitten zu sein. Amin schaffte es jedoch, einen Geldwechsler zu finden. Ruckzuck werden wir alle mehrfache Millionäre.

 

Wer hat sonst schon Geldscheine in der Hand, die EINE MILLION wert sind.

 


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