Englischer Ritter umhüllt deutsche Demokratie

 

Nein, nein gemeint ist nicht Christos berühmte Reichstagsverhüllung aus dem Jahre1995.

Gemeint ist die Entkernung des bereits 1894 eingeweihten Parlamentsgebäudes und seine komplette Neugestaltung durch den Briten Norman Foster. Der von Königen Elisabeth 1990 zum Ritter geschlagene Architekt hat einen besonders unter ökologischen und funktionellen Aspekten völlig neuartigen Reichstag im historischen Mantel geschaffen.

Man hätte seine Aufgabe mit dem alten Fußballspruch: „Das Runde muß ins Eckige!“ zusammenfassen können.

Im Mittelpunkt dieses symmetrisch rechteckigen Prachtbaus liegt nämlich der runde Plenarsaal, der über sämtliche Stockwerke bis hoch zur gläsernen Kuppel reicht.

 

Wenn man sich zu einer Führung oder als Zuhörer anmeldet, kann man auf den Besuchertribünen Platz nehmen und der deutschen Demokratie einmal auf die Finger schauen. Beeindruckend ist die imposante Größe des Plenarsaals mit dem Bundesadler als Hingucker. Die „Fette Henne“, wie das Wappentier aus Aluminium genannt wird, ist mit 58qm so groß wie eine Zweizimmerwohnung und wiegt stolze 2,5 Tonnen.

Interessant ist die Sitzverteilung der Parlamentarier, denn dass aus Rednersicht links auch „Die Linke“ sitzt, ist nicht weiter verwunderlich. Dass aber nach SPD, „Bündnis 90/Die Grünen“ und CDU/CSU dann ganz rechts erst die FDP-Fraktion sitzt, ist eine Tatsache, die zumindest von den Kandidaten in Günther Jauchs Ratesendung „Wer wird Millionär“ keinem einzigen bekannt war. Man lernt eben nicht aus!

 

Von allen Ebenen aus kann man in den Plenarsaal hineinsehen, der sehr transparent und lichtdurchflutet wirkt. Das liegt vor allem an einem mit 360 Spiegeln bestückten trichterförmigen Gebilde, das blendfreies Tageslicht zu den Parlamentariern leitet so daß Strom für künstliche Beleuchtung gespart wird. Außerdem leitet dieser „Rüssel“ die Abluft aus dem Saal über die Kuppelöffnung ins Freie und wandelt die darin befindliche Energie in seiner im Inneren verborgenen Wärmerückgewinnungsanlage in Heizwärme um.

 

 

 

 

Von der Dachterrasse des Reichstagsgebäudes aus hat man einen Rundumblick über die Bundeshauptstadt. Von hier aus kann man auch die 40m im Durchmesser und 24m hohe Glaskuppel besteigen. Sie gibt ebenfalls den Blick frei auf die Bundestagsstühle, bei denen die Farbe blau zu dominieren scheint, denn entweder ist gerade sitzungsfrei oder aber unsere Abgeordneten müssen ihren Pflichten in diversen Aufsichtsräten nachkommen und so bleiben die meisten Sitzmöbel zumindest „gefühlt“ oft frei.

 

Für die etwa 2 Millionen Besucher pro Jahr (kein anderes Regierungsgebäude der Welt wird so stark frequentiert!), die dieses ehrwürdige Gebäude von innen erleben, ergibt sich hier auf der Kuppel die Möglichkeit, ihren Abgeordneten einmal gehörig aufs Dach zu steigen. Anderseits wird durch die umfassende Transparenz aber auch schnell klar, dass der Deutsche Bundestag seine Versprechen ernst nimmt, denn über dem Hauptportal steht in Stein gemeißelt: „Dem Deutschen Volke“

 

und im nördlichen Innenhof erstrahlt der Schriftzug: „Der Bevölkerung“.

So verläßt PHOENIX diesen Ort der deutschen Demokratie in der beruhigenden Zuversicht, dass hier nur für ihn gearbeitet wird.......


 

 

 

 

 

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