Auferstanden aus Ruinen

Mehr als 150 Jahre alt ist das „Neue Museum" inzwischen und doch ist es im Oktober 2009 wiedergeboren worden wie ein Phoenix aus der Asche. Kein Wunder also, daß PHOENIX sich die in mehr als 10 Jahren Feinarbeit restaurierte Edelherberge von Frau Nofretete einmal genauer unter die Lupe nehmen will.
1999 ernennt die Unesco die im 2. Weltkrieg schwer zerstörte Berliner Museumsinsel zum Weltkulturerbe. Ein Gesamtkonzept für die Sanierung des fünfteiligen Ensembles wird erstellt.
Da hat der britische Architekt David Chipperfield den Auftrag für den Wiederaufbau des „Neuen Museums" bereits in der Tasche.
Der ursprünglich von August Stüler im Auftrag vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm dem IV. geschaffene klassizistische Bau, wurde schon während des Krieges geschlossen, brannte im Bombenhagel aus und verfiel zu DDR-Zeiten immer mehr. Jetzt, nach 70 Jahren des Dahinvegetierens, erstrahlt die einstige Kriegsruine in neuem Glanz und beherbergt die Exponate des Ägyptischen Museums, die Antikensammlung und das Museum für Vor- und Frühgeschichte.

Die bombastische Treppenhalle, die in ihren Dimensionen an ein Pharaonengrab erinnert, wurde aus Beton errichtet, der mit Marmorsplittern versetzt ist. Diese neu gebaute helle Himmelsleiter ragt majestätisch bis zum Dach und führt vorbei an unverputzten Ziegelsteinen und erhalten gebliebenen Einschußlöchern der Roten Armee.

 

Der Architekt wollte die Biografie des Gebäudes erhalten und seine „Wunden" zeigen.

So ist für gut 200 Millionen Euro ein Spannungsbogen entstanden, der zunächst einmal von den Ausstellungsstücken ablenkt. Viel zu aufregend ist die Architektur. Die Gewölbe- und Säulenform wechselt von Saal zu Saal, warme Rot- und Erdtöne vermitteln ein Gefühl von Wohnzimmergemütlichkeit und die sehr lichte Aufstellung läßt Luft zum Atmen.

Auf den 8000 Quadratmetern der vier Ebenen finden trotzdem 9000 Exponate ihren Platz. Unter ihnen die Funde, die Heinrich Schliemann aus Troja mitgebracht hat, Schädel der Neandertaler und ein 700.000 Jahre alter Faustkeil aus der Altsteinzeit - also wirklich steinalt!

Wie man das wohl immer herausbekommt, staunt PHOENIX und fragt sich: "Wer ist denn nun die Schönste im ganzen Land?"
Das ist die über 3000 Jahre alte Büste der Königin Nofretete, die in dem 200 qm großen Nordkuppelsaal fast ganz allein Hof hält. In einer dunklen Ecke des schwach ausgeleuchteten Saals steht außerdem die Bronzebüste des Grabungssponsors James Simon, der das Antlitz der Gemahlin des Pharaos Echnaton 1920 den Staatlichen Museen schenkte. Hinter erschütterungsfreiem sicherem Panzerglas thront die Mutter von sechs Töchtern und wird von allen bestaunt. PHOENIX möchte sich fast verbeugen.

  

 Dieses „Neue Museum" ist neu und alt zugleich. Das Gebäude als solches hat eine starke Wirkung und unterstützt damit die Exponate noch zusätzlich, stiehlt ihnen vielleicht sogar ein bißchen die Schau.

 

 

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