Montag, 04. November  2019
Wir sind gerade in Apollo Bay

Wer die Freude im Fluge küsst, lebt im Sonnenaufgang der Ewigkeit

(William Blake)

Ja, Freude hatten wir heute auf dieser abwechslungsreichen Etappe, das kann man nicht leugnen - auch wenn der Bericht eher zur Zeit des Sonnenuntergangs beginnt.

Wir reichen nämlich noch Fotos von gestern nach. Ab und zu hilft ein Blick in die Wettervorhersage und die sah für heute ziemlich düster aus. Daher hatten wir allen geraten, die gestrige Etappe noch etwas auszudehnen, übers Ziel hinaus zu fahren und  die nächsten Aussichtspunkte anzusteuern. Wo gestern Himmel und Wasser noch einen tiefblauen Kontrast zu den orangegelben Felsen der Kalksteinküste boten, waren für heute graue Regenwolken angesagt.

Da sind wir dann doch flexibel. Im Sommer 2008 war der Island Archway Opfer der Erosion geworden und sein Verbindungsbogen ins Meer gestürzt. Seither können die Touristen von dem ehemaligen Felsentor lediglich zwei lang gezogene Kalkstein-Säulen fotografieren. Trotzdem schön!

Diese Kalkstein-Steilküste steht für Wucht, Masse und Kraft ebenso wie für Vergänglichkeit.

Schließlich nagt der Ozean mit seiner nie müde werdenden Brandung bis in alle Ewigkeit an diesem Gestade und formt es nach Belieben - wie hier zum Beispiel „The Razorback". Ein Felsen, der mit seinen scharfen Kanten an eine Rasierklinge erinnert. Auch hier frißt das Meerwasser jedes Jahr ein wenig weiter. Wie gut, daß wir heute all diese Formationen in Ruhe bestaunen konnten. Wer weiß, wie lange es sie so noch geben wird.

Das berühmteste Beispiel für die Vergänglichkeit dieser Felsen sind die Zwölf Apostel, das Wahrzeichen Australiens. Man spricht zwar von „steinalt“ aber der Kalkstein inmitten der Brandung des Southern Ocean verändert sich ständig und ist zum Verschwinden verdammt. Zwei Zentimeter pro Jahr verlieren die Felsnadeln an die See.

Einige Wackere machten sich nach der Bundesliga-Siegfeier für die Frankfurter Eintracht noch einmal auf den Weg, um die Apostel im Sonnenuntergang zu treffen.

Wie immer hat dieses Licht am Ende des Tages eine ganz spezielle Strahlkraft -ja man kann fast sagen - einen Zauber.

Die Entscheidung war goldrichtig gewesen, wie sich am nächsten Morgen herausstellte. Da lag die Great Ocean Road nämlich im Nebel und Dunst des vorüber ziehenden Regengebiets.

Das paßte wiederum perfekt zu dem Abstecher, den wir Reiseleiter unserer Gruppe empfohlen hatten. Im Melba Gully State Park lud ein Plankenweg zur Wanderung durch den dichten Regenwald ein. Die Farne waren mehr als mannshoch. So etwas erlebt man sonst nur in Neuseeland. Und was für ein Kontrast zur trockenen Kargheit des Outbacks! Es lebe der Unterschied!

Barbara schickte das Foto mit Jürgen als Größenmaßstab in den Gruppen-Chat mit den Worten: „7 Grad, Regen - Regenwald“. So eine geniale Bildunterschrift muß einem erst einmal einfallen!

Der Tag war heute wolkenlastig aber nicht komplett unsonnig. Nachdem einige Wohnmobil-Besatzungen sich von Kopf bis Fuß umziehen mußten, als sie tropfnaß vom Spaziergang kamen, kämpfte sich die Sonne wieder durch. Je nachdem, zu welcher Zeit man am Castle Cove Lookout vorbei kam, sah die Aussicht entweder so oder so aus.

 
So was nennt man dann „zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort“. Wie hier am Cape Otway. Von dem heftigen Regen, der zwischenzeitlich die Welt verdunkelte, ließ sich niemand abschrecken auf die kleine Halbinsel zum Leuchtturm vom Cape Otway zu fahren, um dem ältesten noch in Betrieb befindlichen Leuchtturm Australiens einen Besuch abzustatten. Seit 1848 kann man von dort oben die Aussicht auf die Küstenlinie genießen und viele Seefahrer kamen durch sein Licht sicher um die Klippen herum.
 
 
An dieser kleinen Landspitze treiben sich auch einige Koalas herum und so war es wieder ein rundum gelungener Tag - auch wenn die Wetterlage momentan bescheiden ist. 30 Grad Temperatur-Absturz muß man erst einmal verkraften können. Tja, da guckst Du, was?
 

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