Montag, 04. November 2024


Wir sind gerade in Nata


Nicht der Weg - sondern die Nata Lodge - war das Ziel


Junge, Junge, was für eine Etappe!

Inzwischen haben wir uns an den afrikanischen Zeit-Takt angepaßt. Um 22 Uhr sind wir so müde, wie sonst weit nach Mitternacht, weil es ab 19 Uhr dunkel ist wie in tiefster Nacht. Dafür wachen wir 

gegen 6 Uhr von den vielen Tierstimmen auf, die in der Luft liegen und sind ausgeschlafen und bereit für den neuen Tag. 


So kam es, daß wir uns gemeinsam mit Ulrike & Dieter um 8 Uhr auf die 353 Kilometer lange Etappe begaben. In der Heimat wären wir zum zweiten Frühstück im Ziel gewesen, hier aber dauert alles etwas länger. Die Händler am Straßenrand hatten bereits ihr volles Sortiment ausgebreitet. Auch Autos als Ersatzteillager standen bereit. In Afrika kann man wirklich schlichtweg alles in kurzer Zeit beschaffen…… 



……fast alles. Die Besorgung unserer botswanischen SIM-Karte hatte am Vortag nicht geklappt. Wir hatten zwar einen windigen Händler gefunden, der SIM-Karten auf seinen eigenen Namen registriert hatte und bereit war, uns diese zu verkaufen und in unseren Handys zu aktivieren. Da er kein Geld am Mann hatte, natürlich auch kein Kartenlese-Gerät besaß und unsere angebotenen US-Dollars am Sonntag nicht getauscht bekam, konnten wir keine sogenannte Airtime kaufen, die man in Datenbündel umwandeln kann. 

In einen verlassenen Geldautomaten unsere Kreditkarte hineinzuschieben, um Landeswährung zu ziehen, verbot uns die Vernunft. Also kamen wir nicht zueinander.


Heute nun also neuer Versuch. Wir kannten einen Orange-Laden in einer modernen Einkaufsmall, der selbstverständlich Kartenzahlung akzeptiert (wenn nicht gerade Stromausfall ist, was wir auch schon erlebt haben). Orange ist der Haupt-Internetanbieter in Botswana. Wir wurden höflich und schnell bedient. Trotzdem dauerte das Prozedere mit Pass-Registrierung, Aktivierung und Aufladung der Karten geschlagene 2 (in Worten zwei!) Stunden. Was tut man nicht alles, um die Leser in der Heimat auf dem Laufenden zu halten!


Dann ging es endlich auf den langen Weg zur Nata Lodge. Man muß immer dankbar sein, heil ins Ziel zu kommen. Am Straßenrand stehen überall Fahrzeuge mit Reifenpannen. Daher gibt es auch so viele Reifenhändler, deren Geschäft zu florieren scheint.



Zunächst fuhren wir auf der gut ausgebauten A1, die sogar über einen Seitenstreifen verfügt.



Ab Francistown, der mit 103.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Botswanas, wechselten wir auf die A3. Diese schmalere Straße ohne Seitenstreifen kannten wir nur zu gut und waren daher zunächst überrascht über den guten Belag. Früher konnten wir jedes Schlagloch mit Namen ansprechen. 



Die in unserer Erinnerung eingebrannte abgerissene Seitenkante war aber noch in demselben Zustand wie immer und erschwert den Überholvorgang natürlich ungemein.



Weite Strecken fuhren wir durch gänzlich unbewohnte Gegenden. Man fragt sich zwar, wem die mageren Ziegen, Kühe, Schafe und Esel gehören, die immer wieder unverhofft am Straßenrand stehen, aber Menschen sieht man selten. Ab und zu taucht ein kleines Dorf, teilweise noch mit Rundhütten, aus dem Busch auf.



Und wenn man denkt, die Straße ließe eine etwas höhere Geschwindigkeit zu, weil im Geiste schon der schattige Pool der Nata Lodge lockt, dann sollte man umdenken und Vorsicht walten lassen, denn die Esel sind unberechenbar.



Botswana ist weit, einsam, trocken, heiß, sehr heiß, extrem heiß! Selbst die typischen Schirmakazien spenden nicht viel Schatten. Andererseits haben wir es so gewollt. Mitte November beginnt hier die Regenzeit. Und wenn es erst einmal regnet, dann gibt es kein Erbarmen - dann hört es so schnell nicht wieder auf. Daher haben wir unsere Reisezeit extra so kalkuliert, daß wir vorher noch durchkommen.



Und dann erschien wieder einmal das alt bekannte Schild am Straßenrand: „Potholes“!

Auch wenn es pauschal auf Schlaglöcher hinweist, weiß man auf den nächsten 100 Kilometern nie, wann sie tatsächlich erscheinen. Es steht nämlich nicht als Warnung kurz vor einem Loch, sondern einmal nur am Straßenrand und dann weiß man für den Rest der Strecke Bescheid, daß es kniffelig werden könnte.



Und tatsächlich! Wie aus dem Nichts tun sich mitten im Teer tiefe Löcher auf. Meist kann man sie irgendwie zwischen die Reifen nehmen.



Manchmal sind sie so breit und tief, daß auch Ausweichen nix nützt und der Fahrer vorsichtig mitten durch lenken muß. Auch wenn in Botswana Linksverkehr herrscht, bietet es sich dann manchmal an, ganz rechts rüber zu fahren. Dabei immer die entgegenkommenden LKWs im Blick behalten, nach streunenden Tieren ausschauen und damit rechnen, daß einen die Einheimischen mit ihren Geländewagen mit Tempo links überholen. Bei denen klappern ja auch nicht die Tassen und Gläser im Schrank.



Dankbar sahen wir nach fünf Stunden hochkonzentrierter Fahrt das Tor der Nata Lodge.



Eine schattige Idylle, in der wir morgen einen Ruhetag einlegen werden. Man vermutet so eine Anlage nicht im staubigen Nirgendwo Botswanas. Wir kommen seit 12 Jahren immer wieder gern hierher. 




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