Mittwoch, 06. Februar 2013

Fahrtag: Peñíscola - Oropesa  48 Kilometer  14 Grad, sonnig aber sehr windig

Braucht man dazu eine Baugenehmigung?

Wir waren gewarnt worden. Christine aus Peñíscola hatte uns abgeraten, als wir ihr erzählten, wir würden als nächstes Ziel Oropesa ansteuern wollen. Nur Hochhäuser, eine zugebaute Küste, mehr nicht!

Aber so wie die Kleinkinder alle gern selbst einmal an die Herdplatte fassen, bevor sie glauben, daß sie wirklich heiß ist, so wollten auch wir zumindest einen kurzen Abstecher zum Campingplatz Torre la Sal. 2 machen. Hier sollte es viele deutsche "Überwinterer" geben. Und in der Tat, so ist es.

 

Doch bevor wir den ersten Blick auf den Campingplatz werfen konnten, geschweige denn überhaupt aus unserem Wohnmobil ausgestiegen waren, radelte eine unbekannte Frau auf uns zu und rief bei laufendem Motor durchs Fahrerhausfenster: "Seid Ihr die PHOENIXE?" Wie hatte sie das bloß erkannt?

Sie stellte sich als Monika aus Bochum vor und lud uns gleich einmal zum Kaffee ein. Dabei hatten wir doch eigentlich gar nicht vorgehabt, in Oropesa zu übernachten. Aber wir sind ja flexibel und wenn eine Leserin von phoenix-on-tour uns so nett empfängt, dann können wir natürlich nicht "nein" sagen.
 

Also checkten wir an der Rezeption ein und mußten feststellen, daß auch auf diesem riesigen Platz die meisten Flächen belegt sind - und zwar von Deutschen. Über 600 Parzellen hat der Campingplatz Torre la Sal. 2, mehrere Außenpools, ein Hallenbad, Tennisplätze, Sportanlagen und sogar eine Wohnmobilwaschanlage. Alles sehr gepflegt und liebevoll angelegt. Breite Zufahrten und hohe Bäume ermöglichen es (im Gegensatz zum Camping Eden in Peñíscola) auch den Concorde-, Carthago- und Morelo-Fahrern ihre großen Fahrzeuge hier einzuparken.

 

Doch dann verließen wir diese Oase, um einmal die Gegend zu erkunden. Bereits bei der Zufahrt hatten wir die Appartementhäuser am Strand stehen sehen. Sie sind nur einen Steinwurf entfernt und haben uns regelrecht erschlagen.

"Marina D'Or, die Ferienstadt in Oropesa an der Costa Azahar! Die Anlage wurde vor über 20 Jahren als Tourismus Projekt geboren und ist heute eines der wichtigsten Reiseziele ihrer Art in Europa." Soweit das Zitat eines Reiseanbieters. So kann man es auch sehen.......!

Wir konnten es fast nicht glauben. Tausende, Hunderttausende (gefühlt Millionen) von Wohnungen ragen hier in den Himmel und stehen derzeit alle leer. Sämtliche Fenster sind gut verschlossen und auf den Wegen ringsherum ist absolut kein Leben zu sehen. Man kann es nicht in ein paar Fotos zeigen, es ist der helle Wahnsinn.

Im Sommer muß hier der Teufel los sein. Allerdings sieht man auch überall Zeichen der Krise. Verkaufsschilder hängen gut sichtbar an den Wänden und als wir bei einem Immobilienmakler die Angebote im Schaufenster studierten, stellten wir fest, daß wir Wohnungen, die einmal um die 200.000 € gekostet hatten, nun für 70.000 € erwerben könnten.

 

Einen Bauplatz inmitten der gigantischen Menge an Hochhäusern haben wir auch noch entdeckt. Schlüsselfertig! Das wär's doch, oder?

 

Ein Stückchen weiter am Strand entlang wichen die Appartementhäuser Hotels, die auch alle leer standen aber wirklich nett angelegt waren. Bloß wohnen möchten wir hier nicht.....

 

Wir radelten weiter immer auf der Suche nach dem eigentlichen Stadtkern von Oropesa. Bisher hatten wir ja lediglich eine Kunststadt zu sehen bekommen, die nur für ein paar Monate im Jahr bewohnt zu sein scheint. Langsam wurden die Häuser niedriger. Wir schauten genau hin: Wohnen hier vielleicht Menschen? Leben hier die Oropesaer? Nein, auch alles dicht. Alle Fenster verrammelt, alle Straßen wie ausgestorben, eine echte Geisterstadt.

 

Mit Mühe fanden wir einen kleinen Supermarkt, wo wir eine Flasche Wasser und ein frisches Brot kaufen konnten. Dann fuhren wir zurück auf den Campingplatz, wo wieder das pralle Leben pulsierte. Die braungebrannten Dauerurlauber flanierten in den gepflasterten Gassen zwischen den Reisemobilen und Wohnwagen und die Welt schien in Ordnung.

Um diesem Tagesbericht keinen negativen Beigeschmack mitzugeben, beenden wir ihn mit dem Anblick, der auch direkt neben dem Campingplatz zu sehen ist, wenn man dem Meer und den Hochhäusern den Rücken kehrt: Man nennt es wohl Frühlingsboten, oder?


 

 

 

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