Mittwoch, 07. August  2019
Wir sind gerade in Xian

o Tà Yǐ Yíng

(Das Zimmer ausfegen für den Gast)

Mit diesem Ausdruck umschreiben es die Chinesen, wenn sie sich auf einen Gast freuen. Und wir durften es live erfahren. Die sprichwörtliche chinesische Gastfreundschaft wurde unserer Gruppe zuteil, als wir in der alten Kaiserstadt Xi‘an einfuhren. Egal ob großes Achtzehntonner-Actionmobil oder kleiner Landrover, egal ob Kastenwagen oder unser in die Jahre gekommenes Abenteuer-Osten-Dienstfahrzeug.....alle wurden wir mit Trommeln und Gesang vor dem Hotel begrüßt.

Die Tänzer und Musiker ließen es sich nicht nehmen, uns einzeln willkommen zu heißen.

Gruppenfoto - Ehrensache!

In der Lobby die zweite Party! Der Chef der Agentur, Herr Li, der im Hintergrund so viele  Telefonate führt und Genehmigungen einholt, der auf den verschiedensten Ebenen des komplizierten Verwaltungsapparats unseres Gastlandes vorstellig wird, der jedes Problem aus dem Weg räumt, bevor es überhaupt zum Tragen kommt, dieser wunderbare Herr Li hatte für Getränke und feine Kuchen gesorgt, um uns die Ankunft zu versüßen. Auch der Hotelmanager hielt eine kleine Ansprache und alle Tourteilnehmer waren beeindruckt davon, was europäische Wohnmobilisten hier für Wellen schlagen.

Natürlich kamen auch wir nicht mit leeren Händen. Uns Reiseleiter rührte es sehr, daß Frau Hu, die gute Fee der Grenzübergänge und Herr Li uns bei unserem inzwischen dritten China-Besuch nun als ihre Freunde ehrten.

Drei Tage und Nächte durfte die Seidenstraßen-Gruppe sich nun im Luxushotel in Xi‘an erholen. Das begann schon mit dem Frühstück, bei dem die Vielfalt so groß ist, daß man vor lauter Staunen das Kauen fast vergißt. Die Teigwaren für die allseits beliebte chinesische Nudelsuppe, werden hinter der Theke frisch zubereitet.

Gut gestärkt begab sich die Gruppe dann zunächst zu dem Besichtigungspunkt, der Xi‘an weltberühmt gemacht hat: Die Terrakotta-Armee. Es ist ein Ort wie geschaffen für Menschen, die das Münchner Oktoberfest nett aber noch nicht voll genug finden. Deshalb starteten wir früh in den Tag.

Die Entdeckung der Terrakotta-Armee ergab 1974 sich rein zufällig, als Bauern versuchten, einen Brunnen zu graben und dabei auf eine harte, verbrannte Erdschicht stießen. In einer Tiefe von vier Metern kamen Tonstücke zutage. Seither wird freigelegt, restauriert, geforscht und gestaunt.

Alle Figuren wurden individuell gestaltet, so daß weder die Gesichtszügen noch die Ausstattungsdetails identisch sind. Auch Nasen, Ohren, Haare, Bärte sowie der Bauchumfang unterscheiden sich erheblich.

Die wirklichkeitsgetreu erschaffenen Figuren wurden anstelle lebender Menschen dem Grab des Kaisers beigegeben, damit sie stellvertretend die Seele des Verstorbenen im Jenseits bewachen würden.

 

Nach einem entspannten Nachmittag im Hotel, an dem man plötzlich wieder Ruhe genießen konnte, stürzten wir uns erneut ins pralle Leben:

Xi‘an bei Nacht!

Es ist unfaßbar, was sich auf den Straßen dieser Millionenstadt abspielt.

Wer das nicht selbst gesehen hat, hat etwas verpaßt!

Obwohl wir das gemeinschaftliche gemütliche Essen an runden Tischen mit vielen verschiedenen Speisen schätzen gelernt haben, war heute die Vielfalt und der schiere Wahnsinn des Nachtmarkts angesagt.

Böse Zungen behaupten: Chinesen essen alles, was Beine hat und kein Stuhl ist, fliegt und kein Flugzeug ist und schwimmt und kein Schiff ist.

Wer experimentierfreudig ist, kommt hier voll auf seine Kosten. Herrlich!

Am nächsten Morgen durften wir uns auf einen ruhigen Start freuen. Die Kleine Wildganspagode, die Kaiserin Wu Zetian in Erinnerung an ihren verstorbenen kaiserlichen Gemahl im Jahr 684 in Auftrag gegeben hatte, umfaßt nach einem Erdbeben heute nur noch 13 der ursprünglich 15 Stockwerke und ragt 43 Meter in die Höhe. Sie ist umgeben von einem schattigen Park, in dem die Einheimischen verweilen oder in entrückter Ernsthaftigkeit ihre Morgengymnastik betreiben. Besonders schön sind immer die bildhaften Namen der Bauwerke wie etwa

„Der Tempel des aufbewahrten Glücks“.

 

Auch die gewaltige Stadtmauer von Xi‘an war uns einen Besuch wert.

Sie ist so breit, daß man Fahrräder mieten und auf der Mauerkrone die Altstadt umrunden kann - und so lang, daß man für diese Runde fast 50 Minuten benötigt.

Am Abend nahmen wir bei einem traditionellen Maultaschen-Essen mit kunstvoller Tanz- und Musikdarbietung Abschied von dieser wohl schönsten Stadt unserer China-Durchquerung.


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