Freitag, 08.07.2011

 

Der Drachenfels und die steinernen Brüder

Wer denkt, daß wir nun alle Burgen und sämtliche Felsen in der Umgebung von Dahn gesehen haben, der irrt. Einige der hübschesten Exemplare hatten wir uns noch für heute aufgehoben. Wie immer radelten wir zu einem Wanderparkplatz und marschierten von dort aus frohen Mutes mit unseren Wanderstöcken über einen felsigen Kamm bis zu einem Aussichtspunkt. Von dort aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Burgruine Drachenfels - unser heutiges Tagesziel!

Um dorthin zu gelangen schlugen wir noch einen weiten Bogen an den Fladensteinen vorbei. Diese Felsformation aus löchrigem Bundsandstein hat ihren Namen bekommen von den fladenförmigen übereinandergeschichteten Felsplatten, die wunderschön anzusehen sind.

Wie aus dem Nichts erheben sich an dieser Stelle sieben unterschiedlich geformte riesige Felsen, die der Sage nach versteinerte Brüder sind. Weil sie einem alten Mann ein Almosen verwehrt und ihn verspottet hatten, soll er die Brüder mit den Worten: „Das Herz in eurer Brust ist Stein, drum euer Leib soll Stein jetzt sein!" verwandelt haben.
Heute sind diese Felsen ein Eldorado für Kletterer. Wir haben uns auf unserem Weg, dem natürlich wieder einmal der „Lösungsweg" einer Letterbox-Suche zu Grunde lag, etwas Zeit gelassen, um diesen wagemutigen Jungs zuzuschauen.

An dem Punkt der Wanderung glaubten wir nämlich noch, alle Zeit der Welt zu haben. Doch: Von da ab ging's bergab. Nicht im wörtlichen Sinne - da ging es wie immer bergab und bergauf im Wechsel - nein, wir kamen heute mit dem Clue (sprich der rätselgespickten Wegbeschreibung) einfach nicht zurecht.

Unser Freund Heinzi aus Kiel - selbst passionierter Wanderer - hatte uns nie verstanden, warum wir auf der Suche nach versteckten Brotdosen kilometerweit mit einigen DIN-A4-Seiten in der Hand durch die Landschaft laufen. Ihm wäre das zu stressig, verkündete er stets, er wolle lieber mit freiem Kopf durch die Natur ziehen.

Heute hätten wir ihm fast recht gegeben, denn wir irrten durch den Wald und kennen nun jeden Forstweg und jeden Pfad in der Umgebung der Fladensteine - bloß die zur Beschreibung passende „große Wurzel" und den dahinterliegenden Trampelpfad konnten wir erst nach einer zweistündigen Suchaktion und mehrmaligem Neuansetzen am letzten zuverlässig stimmigen Punkt finden. Und wie es so ist im Leben - „Murphy's Law" schlug natürlich zu. Getreu dem Motto: „Wenn etwas schief geht, dann geht's richtig schief." So liefen wir, nachdem wir endlich wieder Witterung aufgenommen hatten und in der Weg-Beschreibung vorangekommen waren, prompt den angegebenen Weg Nr. 8 in die entgegengesetzte Richtung.

Ist man erst einmal lange Zeit falsch gelaufen und es kommt einem alles spanisch vor, dann ist es noch ein weiter Schritt bis zu dem Punkt, an dem man sich endlich eingesteht, daß man falsch ist. Denn dann muß man ja die ganze Strecke wieder zurück.

Langer Rede kurzer Sinnn: Wir kamen nach 7 ½ Stunden auf Burg Drachenfels an. (Und nicht, daß jetzt jemand denkt, wir hätten unsere Zeit beim Picknick verbracht oder in einem Biergarten gesessen. Letterboxing ist ein echt hartes Geschäft. Ein Schluck Wasser im Stehen, zweimal ins Brötchen gebissen und weiter ging's!) In der Burg also angekommen mußten wir durch eine kleine Öffnung klettern - so stand es im Clue - um einen weiteren Hinweis für die Schatzsuche zu erlangen.

Von da ab lief dann alles glatt. Wir ahnten, daß wir nun schon ganz nah an der Letterbox dran waren und nahmen uns Zeit für die Besichtigung. Eine tolle Anlage! Die Burg ist auf einem gewaltigen Steinblock erbaut worden. Der Felsen hat in der Mitte ein Loch, durch das einst ein Drache hindurchgeflogen sein soll. (Aber das ist wieder eine andere Sage!)

Wahr ist jedoch - und ganz und gar keine Märchengeschichte - daß wir anstatt der in der Wegbeschreibung angegebenen 14 km ganze 22 gewandert sind und das in 8 Stunden und 30 Minuten, denn wer suchend herumirrt, der schafft natürlich keine große Wegstrecke.
Heinzi würde wahrscheinlich jetzt sagen: „Selbst schuld!" Wir jedoch haben am Ende die Letterbox tatsächlich gefunden, sind nun um den Stempelabdruck eines hübschen Drachens reicher und sagen Danke schön an Britta und Jürgen, die diese Box versteckt haben. Ohne Euch hätten wir eine ganz besonders hübsche Ecke des Pfälzer Waldes nie kennengelernt. Und Spaß gemacht hat es trotz allem!


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