Mittwoch, 09. November 2022



Wenn Du das Meer im Rückspiegel siehst, fährst Du in die falsche Richtung……

…..wenn Du es aber hinter Dir und vor Dir hast, dann fährst Du durch den Suezkanal.


Dieser am 17. November 1869 eröffnete Meilenstein der Ingenieurbaukunst, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, beschäftigte uns heute den ganzen Tag. Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ gab es für uns an diesem dahergelaufenen Mittwoch im November nichts Schöneres als stundenlang am Heck zu sitzen und die faszinierende Passage der Mein Schiff 5 durch den Suezkanal zu beobachten.


Bereits um 4.30 Uhr morgens machten die Lotsen so lautstark auf sich aufmerksam, daß viele Mitreisende schon in stockdunkler Nacht im Bademantel auf ihren Balkonen standen.



Wer es geschafft hatte nach der Einfahrt in den 163 Kilometer langen Kanal wieder einzuschlafen, 

der sollte spätestens um 8:35 Uhr hellwach sein, denn die einzige Brücke, die es 

zu unterqueren galt, rückte näher.



Was Quatsch ist, denn die Suezkanal-Brücke oder auch Friedensbrücke, steht seit 2001 unverrückbar und verbindet die Sinai-Halbinsel mit Ägyptens Festland und damit Asien mit Afrika. Wir waren es, die sich dem 70 Meter hohen Bauwerk näherten. Bis 68 Meter hoch dürfen die Schiffe sein, die den Kanal benutzen. Wirklich sehr beeindruckend. Man zieht unwillkürlich den Kopf ein. Die vierspurige Schrägseilbrücke wird momentan allerdings nur von Militär- und Sicherheitsfahrzeugen benutzt.



Etwa 12 Kilometer nördlich der Großstadt Ismailia gab es ein weiteres ungewöhnliches Bauwerk zu bestaunen. Die mit 340 Metern längste Klappbrücke der Welt! Die El-Ferdan-Brücke ist für Züge und Autos zu befahren, klappt aber seitwärts, wenn sich ein Schiffskonvoi nähert.



Apropos Konvoi! Wir fuhren an dritter Stelle eines aus 38 Schiffen bestehenden Konvois. Es ist immer gut, wenn man möglichst vorne fährt. Denkt man so! Jedenfalls fuhr die Ever Given bei ihrer Havarie am 23. März 2021 an fünfter Stelle von 20 Schiffen und blockierte danach sechs Tage lang den Kanal komplett. Direkt hinter uns schob sich die ehemalige MS Deutschland durch diese Seestraße. Vielen Kreuzfahrt-Enthusiasten als „Traumschiff“ bekannt.



Wer genau hingeschaut hat, konnte vor dem Konvoi ein kleines Ruderboot erkennen. 

Immer wieder kreuzten Fischer unseren Weg. 

Ganz schön mutig!



Ungefähr auf halber Strecke passierten wir die etwa 400.000 Einwohner zählende Großstadt El-Ismailiya. Hier hat die Verwaltung des Suez-Kanals ihrer Sitz.



Es gab also viel zu sehen. 

Den ganzen Tag über hielten wir unsere Stellung und besorgten uns lediglich ein paar Erfrischungen. 

Wann fährt man im Leben schon durch den Suez-Kanal? Das wird sicherlich ein absolutes Highlight dieser Reise bleiben.


Seit ein paar Jahren gibt es auf einem Teilstück sogar Gegenverkehr. Dieser verläuft in einem eigenen Kanal meist hinter hohen Sanddünen versteckt.



So kann es passieren, daß man an eine Fata Morgana denkt, wenn man riesige Containerschiffe vermeintlich durch die Wüste gleiten sieht.



Alle paar Kilometer stehen Wachtürme entlang des Kanals. Die Sinai-Halbinsel ist Ägyptens einzige in Asien gelegene Region. Der Kanal ist eine der wichtigsten Einnahmequellen und muß natürlich geschützt werden. Im Schnitt zahlt jedes Schiff rund 300.000 Euro für die etwa 10-stündige Durchfahrt, die immer als Konvoi organisiert und von Schleppern begleitet wird.



Und dann plötzlich war alles zu Ende. Die Wasserstraße weitete sich, die Hafenstadt Suez kam in Sicht.



Es ist schon ein unbeschreibliches Gefühl durch Wüste, Oasen und Städte zu fahren und dabei dem Leben der Menschen, die vom und am Kanal leben, so nahe zu sein. Unvergesslich! Reisen ist ein guter Weg, Geld auszugeben und trotzdem reicher zu werden.





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