Donnerstag, 09.06.2011

 

Planking

Zugegeben, manches erledigt sich in einem festen Domizil einfacher. Wir hatten heute einiges an Behördenpost zu bearbeiten und da ist es schon hinderlich, wenn man keinen Drucker und keinen Kopierer an Bord hat. Aber im Endeffekt ist alles regelbar. Als wir von der netten Dame beim Finanzamt die Auskunft bekamen, wir mögen doch bitte mit Personalausweis persönlich in ihrem Büro vorbeikommen, da schien es uns nicht praktikabel, über 800 km zu fahren, um ein Formular auszufüllen. Bei Nachfrage stellte sich heraus, daß wir ebendieses Formular auch aus dem Internet herausdrucken und per Post auf den Weg schicken können. Zu guter Letzt half Frau Schmidt von der Tourist-Info Gernsbach aus und schmiß ihren Drucker an.

Bis wir zu diesem Sachstand gelangten, war es aber ein mittelweiter Weg und der Tag war inzwischen schon gehörig fortgeschritten. Zu spät für eine Wanderung oder einen Ausflug! Um unsere frustrierten Gemüter wieder etwas abzukühlen - wer verbringt schon gern den Großteil des Tages mit Bürokratie? Um also wieder bessere Laune zu bekommen, kauften wir uns eine Süddeutsche Zeitung und eine neue Kletterrose und beschlossen, es uns in unserem Vorgarten gemütlich zu machen.

Zum Zeitung lesen kamen wir dann aber zunächst erst einmal gar nicht, denn wer Freunde hat, der braucht nicht lange schlechte Laune zu schieben. Heinz und Regina aus Kiel kamen nach ihrer Tageswanderung freudestrahlend mit einem riesigen Kuchenpaket um die Ecke und luden uns zu süßen Sünden ein. Aus dem Kaffeeplausch wurden ein paar Stunden schönste Geselligkeit und als die beiden gegen Abend in Richtung ihrer Ferienwohnung entschwanden, da war für uns der Tag stimmungsmäßig gerettet.

Nun schlugen wir aber doch noch die Zeitung auf und fanden einen großen Artikel mit der Überschrift:

„Steife Gesellschaft: Die Jugendmode „Planking" ist in Deutschland angekommen."

Erst kürzlich hatten wir einen Fernsehbericht über diesen neuen Trend gesehen und so betrachteten wir die Fotos mit Interesse. Da lagen - zugegebenermaßen recht junge - Menschen mit dem Kopf nach unten und brettsteif an öffentlichen Orten (daher der Name: abgeleitet vom Englischen „plank" für Planke, Brett). Laut Süddeutscher Zeitung ist es in Australien und Neuseeland inzwischen ein echtes Massenphänomen. Es sei ein Zwischending aus Sport und Jugendmode.

Nun, Sport treiben wir ja eigentlich schon immer gern (...wenn auch in letzter Zeit mit abnehmender Tendenz...) und Jugendmode klingt wie etwas, was jung hält. Und mal ehrlich, das wollen wir doch irgendwie alle, oder? Also hat Hans-Hermann wieder einmal einen selbstlosen Selbstversuch unternommen nachdem wir ausgeknobelt hatten, wer das Planking und wer das Foto-Shooting übernimmt. Schließlich ist gerechte Arbeitsteilung das Erfolgsrezept einer funktionierenden Partnerschaft!

Nach einer gewissen Anlaufphase - in der die Insassen im Nachbarwohnmobil schon etwas verstört um die Ecke schauten - kam dann das „Tabletop-Planking". Aus Sicht der Szene gilt es allerdings, einige Regeln zu befolgen, wenn man als vollgültiger Planker anerkannt werden will. So schreibt es die Süddeutsche Zeitung und führt an: „Von der richtigen Mimik (ausdruckslos!) bis zur korrekten Stellung der Beine, die voll durchgestreckt sein müssen." Na ja, da läßt sich ja noch dran arbeiten.......


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