Samstag, 11. Juni  2016
Wir sind gerade in Bergen

Tag 5: Geilo - Bergen, 237 Kilometer, bestes Fotowetter, 16 Grad 

Zum Weinen schön

Wir wollten es ja eigentlich nicht mehr tun......wollten von dieser Reise keine Berichte schreiben und einfach nach getaner Arbeit abends ein wenig die Füße hochlegen. Aber nach diesem Tag voller Fotomotive sind wir so angefüllt von Emotionen und überbordender Freude über die märchenhaft schöne Landschaft, daß wir ein wenig davon weitergeben müssen, sonst platzen wir.

Der Tag begann mit einer Traumreise über das Hardangervidda, die größte Hochebene Europas. Es ist der Rest einer Gebirgslandschaft, die während der Eiszeiten durch Gletscher abgeschliffen wurde. Diese Moor- und Heidelandschaft mit schneegefleckten Hügeln und eisigen Seen auf 1200 m Höhe strahlte so viel Ruhe und Frieden aus, daß man sich trotz der Autofahrt irgendwie entschleunigt fühlte.

Etwa 1 1/2 Stunden später war es vorbei mit dem Zauber von Schnee und Eis und wir rollten nach Durchfahrt mehrerer Tunnel auf Meeresniveau entlang des Eidfjords. Wir wollen uns nicht ausmalen, welcher ideelle Verlust es für alle gewesen wäre, wenn der Wettergott uns Regen und Nebel an einem solchen Fahrtag geschickt hätte. So aber speichert unser Gehirn bei dem Gedanken an diese Etappe Bilder von umwerfender Schönheit ab.

Die Norweger sind herausragende Baumeister und was sie am besten können sind Tunnel und Brücken. Mußten wir früher noch die Fähre von Brimnes nehmen, um den Eidfjord zu queren, überspannt nun eine gewaltige Hängebrücke das Gewässer, die uns ohne Wartezeit ans andere Ufer brachte. Von einem Tunnel wurden wir auf die Brücke geleitet und von der Brücke direkt in den nächsten - 7,5 km langen - Tunnel. Mittendrin durfte man bloß nicht vergessen, am Kreisverkehr links abzubiegen. Irgendwie futuristisch das Ganze!

Die Norweger sind nicht nur gute Baumeister, sondern auch geschickt im Umgang mit unvorhergesehenen Naturereignissen. Ein Erdrutsch hatte vor wenigen Tagen zwischen zwei Tunneln die Hauptverkehrsader von Bergen nach Osten verschüttet. Dadurch herrschte auf der Nebenstrecke so viel Verkehr, daß sie sie kurzerhand als Einbahnstraße umfunktionierten und jeweils nur im Wechsel freigaben. 

Dieses Vorgehen zwang uns zwar eine Wartezeit auf, dafür durften wir die Panoramastraße entlang des Hardangerfjords ganz entspannt befahren, ohne mit entgegenkommenden Fahrzeugen jonglieren zu müssen.

Auch die unbehauenen, meist nicht wirklich beleuchteten Tunnel schreckten uns nicht.

Romantische Fischerdörfer und glitzerndes Fjordwasser, so weit das Auge reicht. 

Und da man von Wasser ja fast nie genug bekommen kann, bestaunten wir zu guter Letzt auch noch den Steindalvossen. Er ist mit 50m Fallhöhe zwar bei weitem nicht der höchste aber man kann auf Metallstegen hinter dem Wasserfall entlangwandern wie hinter einem Vorhang.

So haben wir an einem Tag nicht nur die Strecke Geilo - Bergen zurückgelegt, sondern auch einen beachtlichen Teil von Norwegens Naturwundern bestaunen können. Ist das nicht ein unfaßbar schönes Land? Wer nie hier war, sollte ernsthaft in Erwägung ziehen, diesen Zustand zu ändern. Mit Fotos kann man nicht vermitteln, wie die Natur auf das menschliche Auge wirkt. Diesen Genuß muß man live erleben.

Morgen werden wir uns auf der MS Nordlys einschiffen und für ein paar Tage Norwegen vom Wasser aus bestaunen. 


zurück zum Tagebuch "Juni 2016" ⇒

 

 

 

Nach oben