Mittwoch, 11. Oktober  2017
Wir sind gerade in Cessnock

6. Tag / Fahrtag 2: Katoomba - Cessnock 250 Kilometer

 

Weinseliger Tag mit Spannung pur

 

Mann oh Mann! Wer denkt, der zweite Fahrtag wäre wesentlich ruhiger als der erste gewesen, der ist noch nie von den Blue Mountains ins Hunter Valley gefahren. So ist es eben, wenn man eine Abenteuer-Reise bucht........

 

Bevor wir den zweiten Fahrtag überhaupt in Angriff nehmen konnten, mußte vorweg ein kleines Problemchen gelöst werden. Hans-Hermann hatte bei der Fahrerbesprechung am Vorabend vor der Gefahr gewarnt, den Verschlußhebel der Aufbautür umzulegen und die Tür von außen zuzuschlagen. Genau das aber ist heute noch vor dem Frühstück Birgit und Sonny passiert. So standen sie leicht frierend im zarten Nieselregen auf 1000 Meter Höhe fassungslos vor ihrem Camper und konnten nicht mehr hinein. Da die Tour-Teilnehmer von uns Reiseleitern im Vorfeld auf ihre Fähigkeiten geprüft werden - irgendetwas kann schließlich jeder - wußten wir sofort Rat. Wir aktivierten unseren Karl, dem dasselbe in Neuseeland auch schon passiert war, und schickten ihn durch die Kofferraumklappe ins Fahrzeuginnere. Unser leichter, wendiger Schlangenmann zwängte sich durch die Stauklappe unter der Bettmatratze hindurch und rief noch während er im Zwischenboden steckte, daß sein Preis in einer Flasche Chardonnay bestehen würde.  

 

 

Schon bald öffnete sich von innen die Tür und Karl trat unter donnerndem Applaus ins Freie. Selbstverständlich "bezahlte" Birgit sofort den geforderten Lohn.....

 

 

Auch für die Teilnehmer, denen etwas fehlte, wurde ein Baumarkt gefunden, der Elektrokabel, Stühle und sogar Holzplatten im Angebot hatte. Als auch das erledigt war, startete Fahrtag 2 mit einer wunderschönen Strecke durch Eukalyptus-Bäume und Regenwald.

 

 

Irgendwann gab das Navi den Befehl, nach links abzubiegen. Der Teer wurde zu Schotter und Sand, eine typisch australische "Dirtroad", wobei natürlich "Schmutzstraße" wörtlich übersetzt der landschaftlich schönen Piste nicht gerecht wird. Das Schild an der Einfahrt, daß es sich um ein schmales Sträßchen handeln würde, das für große Fahrzeuge ungeeignet sei, störte uns nicht wirklich, denn wir fahren ja nur minikleine über 7 Meter-Wohnmobile.

 

 

Die Felsen entlang des kleinen Waldweges, als der sich die Schotterpiste entpuppte, ließen uns immer mal wieder darüber grübeln, wie hoch unser Alkoven überhaupt ist. Aber wir sind ja positiv denkende Menschen......

 

 

Dennoch überlegten wir beim Anblick des nächsten Schildes, wie eng

eine Engstelle auf so einer Straße wohl sein mag.....

 

 

Doch wir waren nicht zu stoppen. Auch wenn manche Kehren so eng waren, daß man sie nach dem Motto fahren mußte: "Gestern um diese Zeit kam auch keiner von vorne!"

Eine Furt hob den Adrenalinspiegel noch zusätzlich. Ob es in diesen Breitengraden schon Krokodile gibt?

Augen zu und durch!

 

 

Die etwas klapprig aussehende Brücke, die wir zwischendurch überqueren mußten, wurde zunächst einmal zu Fuß getestet und trotz der vielen Löcher für vertrauenswürdig befunden.

 

 

 

Nach gut 25 Kilometern Nervenkitzel erreichten wir das Hunter Valley mit seinem besonders warmen Klima, in dem die Weinreben üppig gedeihen. Hier sollte am Abend eine exklusive Weinverkostung stattfinden. Daher parkten wir fröhlich auf dem Campingplatz ein, holten blitzschnell die kurzen Hosen heraus und wollten uns bereit machen für den Bus-Shuttle zum Weingut.

 

 

Auffällig war, daß Siggi & Gerlinde nicht erschienen. Ob sie zu guter Letzt auf der Dirtroad im Dschungel feststecken? Ein Anruf brachte Erleichterung, wenn auch Überraschung. Auf die Frage: "Wie weit seid Ihr denn?" antwortete Siggi leicht verschämt: "Wir sind einem Mißverständnis aufgesessen und dachten, die Weinprobe machen wir vom alten Campingplatz aus." Mit anderen Worten: Während praktisch alle anderen im Ziel waren, befanden sie sich noch am Startpunkt.

 

Bei jeder Tour erleben wir Reiseleiter eine neue Variante dessen, was alles schief gehen kann.

Es half alles nichts, die Kleinbusse für den Transport zum Weingut standen bereit und eins war klar:

Siggi & Gerlinde würden leider dieses Event verpassen.

Aber immerhin fiel uns ein Stein vom Herzen, daß ihnen nichts passiert war. 

Wir trafen bald zur ersten Verkostung ein. Hans-Hermann wollte unbedingt noch ein "Nüchtern-Bild" schießen. So fröhlich ist die Gruppe schon bevor das erste Tröpfchen geflossen ist.

Von unserem schönen Terrassenplatz aus hatte man sogar einen Blick auf das große Wasserloch, zu dem am Nachmittag die Kängurus zum Trinken kommen. Tagsüber hatten wir einige überfahrene dieser Beuteltiere entlang der Straße gesehen. Nun also endlich einige Exemplare sehr lebendig.

 

 

Nach dieser ersten Kostprobe ging die Fahrt weiter zum zweiten Zwischenstopp: Eine Käseverkostung mit passendem Wein - oder umgekehrt. Zur Begrüßung gab's einen feinperlenden Schampus mit grüner Apfelnote.

Sehr edel!

 

 

Dann ging es hinein in den Weinkeller, wo wir es uns richtig gut gehen ließen. Sowohl der Käse als auch die flüssigen Begleiter waren ausgesprochen gut.

 

 

Die Krönung war ein drittes Weingut, auf dem uns ein Drei-Gänge-Luxus-Menue serviert wurde selbstverständlich mit korrespondieren Weinen. Ein Festmahl an einem ganz gewöhnlichen Mittwoch.....an dem wir allerdings auch schon eine abenteuerliche Wildnis-Piste überlebt hatten.

 

 

Es gab jeweils vier verschiedene Vorspeisen, Haupt- und Nachspeisen zur Auswahl. Darunter waren so edle Angebote wie Austern, Lammrücken, Fisch und so vieles mehr in zauberhafter Darbietung und mit erstklassigem Geschmack.

 

 

Und als wir gerade beim Nachtisch waren, klingelte plötzlich das Telefon und Siggi meldete seine Ankunft auf unserem Campingplatz. Hatte sich der achtzigjährige Draufgänger doch tatsächlich am späten Nachmittag noch auf den Weg gemacht, um uns wieder einzuholen. Wieder fiel uns ein Stein vom Herzen, daß alles gut gegangen war. Als wir um 22 Uhr das Camp erreichten, schlugen Karl & Sylvia sowie Holger & Ingrid spontan mit einer Flasche Wein bei den beiden auf, damit auch sie im weitesten Sinne eine Weinprobe haben würden. Tolle Idee!

 

 

Das war - wie oben erwähnt - unser weinseliger Tag, an dem unsere Schutzengel wieder Überstunden schieben mußten. Wer nun denkt, wir befänden uns auf einer "Sauftour", dem sei gesagt: "Was der Seele gut tut, kann der Leber nicht schaden!" Und überhaupt haben wir immer viel Spaß auch ohne Alkohol......Sorry, schon wieder ein Text mit Überlänge. Wir werden uns bessern. Aber wenn doch so viel passiert!?!?


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