37. Tag / Fahrtag 26: Wauchope - Alice Springs 407 Kilometer
From Dawn Till Dusk
Nein, das ist keine Vampir-Geschichte, sondern der Tatsache geschuldet, daß wir von Karl ein Sonnenaufgangs-Foto und von Holger eines mit Sonnenuntergangs-Stimmung erhalten haben.
Es gab nämlich Reise-Teilnehmer, die heute bereits vor 6 Uhr morgens in Richtung Alice Springs aufgebrochen sind, um genügend Zeit für die vielen Kunstgalerien, Läden und Museen der zweitgrößten Stadt des Northern Territorys zu haben. Nachdem schon ein Teil der Strecke geschafft war, ging die Sonne beeindruckend am Horizont auf.
Wir wissen nicht, wie wir den Straßenverkehr bewältigen sollen, wenn irgendwann wieder einmal Kurven eingestreut werden. Seit vielen, vielen Tagen fahren wir nun geradeaus und eine Strecke von 400 Kilometern hat absolut ihren "Schrecken" verloren, denn fast ohne jeden Verkehr kann man die Landschaft genießen, sich mit seinem Partner ungestört unterhalten oder kleine Denkspielchen veranstalten. Bei "Tier mit S" fällt uns außer "Schlange" und "Spinne" nun auch blitzschnell das "Salzwasserkrokodil" ein und bei "Tier mit K" sind außer "Kuh" natürlich "Koala" und "Känguru" ganz vorne im Rennen.
So kann man die Konzentration hoch halten und mit frischem Geist gen Süden rollen. Wobei man sich nicht zu sehr von der australischen Tierwelt inspirieren lassen sollte, denn nicht alles, was von weitem wie ein Kamel aussieht, paßt zu "K", manchmal ist es auch ein Dromedar.
Auf unserer Strecke überraschte uns heute nämlich eine ganze Herde dieser Dromedare, die gefangen genommen und als Delikatesse verkauft werden. 1840 betrat das erste Dromedar australischen Boden, nachdem es von den europäischen Entdeckern eingeführt worden war. Die genügsamen Tiere eigneten sich hervorragend für die Expeditionen ins trockene Outback. Nach Einführung der Eisenbahn und der großen Lastwagen, wurden sie nach und nach überflüssig und in Freiheit entlassen. Da sie keine natürlichen Feinde haben, vermehren sie sich ungestört.
Hier im Herzen Australiens sollen mehrere verschiedene Aborigines-Stämme zu Hause sein. Tatsache ist, daß wir sie zwar als künstlerisch wertvolle Figuren auf Hügeln zu sehen bekommen aber sie uns nicht in ihrer ursprünglichen Lebensform begegnen.
Stattdessen sind wir erschrocken, daß in den Städten viele Menschen, die ganz offensichtlich zu den Ureinwohnern gehören, alkoholisiert und heruntergekommen ihr Dasein fristen. Sie bekommen ein Leben lang Sozialhilfe ohne dafür etwas tun zu müssen. Um den Alkoholkonsum etwas in Schach zu halten, gibt es ein Gesetz, wonach man lediglich eine Flasche Wein pro Person pro Tag kaufen darf, was mit Passkontrolle durchgesetzt wird. Diese Regelung gilt auch für Touristen. In Tankstellen stehen Schilder, daß Personen, die Essen kaufen, früher bedient werden als solche, die Alkohol erwerben wollen. Sogenannte Liquorstores, die Alkohol verkaufen, öffnen erst um 14 Uhr nachmittags. Ob diese Maßnahmen Erfolg bringen, ist die Frage.
Auf unserer Fahretappe kamen wir am Wendekreis des Steinbocks vorbei. Dieser Breitengrad geht ebenfalls durch Südafrika, Botswana, Namibia, Chile, Argentinien und Brasilien. Hier haben wir nun also die Tropen verlassen und theoretisch sollte an dieser Stelle das schwülheißen Wetter in trockene Hitze übergehen.
Bei uns jedoch zogen Wolken auf und das Thermometer sank dramatisch, bevor ein ordentlicher Wolkenbruch herunter ging. Kein Wunder, daß an unserem Etappenziel in Alice Springs die meisten Tour-Teilnehmer direkt den Campingplatz ansteuerten und die Stadtbesichtigung mit Shoppen auf morgen verschoben.
Die Fahrerbesprechung verlief heute individuell, indem wir im Regen von Wohnmobil zu Wohnmobil gingen und die möglichen Programmpunkte für den nächsten Tag erklärten. Ein waschechter Ruhetag liegt vor uns, ohne jegliches Programm. Kaum zu glauben - aber wahr!
Nach ein paar Stunden heftiger Schauer kam glücklicherweise am Abend die Sonne heraus und zauberte einen riesigen Regenbogen an den golden verfärbten Himmel.
Jeder Regenbogen ist ein Lächeln des Himmels, das uns daran erinnert, daß nach trüben Tagen auch wieder die Sonne für uns scheint.
(Peter Pratsch)
|
|