Samstag, 12. Februar 2022


Ein Grund zum Feiern


Ist das Gegenteil von japanisch eigentlich neinentspannt?

Ja, was soll man sagen, direkt panisch waren wir nicht aber zugegebenermaßen nervös, was den inzwischen vierten Antigen-Schnelltest auf dieser Reise anging. Und entsprechend entspannt atmete das komplette Schiff durch, als er vorüber war.


Wieder hatten wir ein Zeitfenster zwischen 10 und 14 Uhr selbst gewählt. Die Testung verlief absolut effizient und wäre keine wirkliche Belastung an so einem sonnigen schönen Seetag gewesen. Durch die vielen positiven Fälle beim letzten Test vor fünf Tagen, stellte sich jedoch jeder mit mehr oder weniger bangem Gesichtsausdruck vor die vermummten Gestalten, die mit ihren Teststäbchen auf uns warteten.


Und es gab auch kein Entkommen. Die Bordkarten werden jeweils eingescannt, keiner kann sich verstecken. Es war wie der Gang zur Urteilsverkündung in der Arena der Gladiatoren. Man war diesem kleinen Teststreifen komplett ausgeliefert. Zeigte er einen Strich - Daumen hoch - der Urlaub geht weiter. Zeigte er zwei Striche - Daumen runter - ab in die Quarantäne!


Wir unterhielten uns mit der Ehefrau eines Betroffenen, die selbst negativ getestet wurde. ER mußte seine Sachen packen und auf Deck 8 in eine Quarantäne-Kabine umziehen. SIE verblieb auf Deck 10 in der gebuchten Kabine mit den Worten: „Ich lasse mich doch nicht mit einsperren!“ ER wird auf Gran Canaria ausgeschifft und muß dort für 14 Tage (!) in ein Quarantäne-Hotel, bevor ER nach Haus fliegen darf. SIE bleibt bis Bremerhaven auf unserem Schiff. Es hatte sich lediglich eine einzige Problematik ergeben, die SIE aber großzügig zu lösen imstande war. Das Paar benutzt elektrische Zahnbürsten und hat nur ein Ladegerät und eine Tube Zahnpasta dabei. Davon trennte sich die Dame - wenn auch nicht so leicht wie von ihrem Mann - und kaufte sich im Bordshop eine herkömmliche Handzahnbürste.


Wie man sieht, war das Testergebnis bis zum frühen Nachmittag DAS THEMA. Der Sektkonsum in der ersten Tageshälfte schoß sprunghaft in die Höhe. Überall auf dem Pooldeck prosteten sich zum Teil wildfremde Leute zu, die alle den Eindruck erweckten, das Examen eines jahrelangen Studienganges erfolgreich absolviert zu haben. Ein allgemeines „Hast Du es auch geschafft?“ machte die Runde.


Man muß sich vor Augen führen, daß wir alle eine teure Kreuzfahrt gebucht hatten mit dem Ziel, dem winterlichen Deutschland zu entfliehen und ferne Länder zu erkunden. Gepaart natürlich mit ein wenig Luxus an Bord. Der größte Luxus war am heutigen Tag das negative Testergebnis. So weit ist es schon gekommen.


Immerhin versammelte sich unsere kleine private Reisegruppe am Abend in der exklusiven Diamantbar, um mit einem Gläschen Champagner von Moët & Chandon diesen abermaligen „Sieg“ über den bösen Corona-Herrscher gebührend zu feiern. Man erkennt, wie sehr wir außerhalb der Spur waren, daß wir nicht einmal an ein Dokumentations-Foto gedacht haben.....


Dafür können wir Fotos beisteuern von der Verpflegung der mindestens 60 ehemaligen Mein Schiff 1 - Passagiere, die nach der letzten Testung zu Bewohnern eines Quarantäne-Hotels auf St. Maarten wurden. Sie bekommen kein Lachs-Carpaccio an Tischen mit weißen Stoffservietten serviert, sondern undefinierbare Speisen aus Plastik-Containern mit Kunststoff-Besteck und Frühstück aus Papiertüten. Dort wird eine Tasse Kaffee zum Frühstück schon als Luxus empfunden, da der Koffein-Bedarf eigentlich aus Coladosen gedeckt werden soll.




Was aber viel schlimmer ist als die Versorgungslage ist die Ungewißheit, wann man diesen unfreiwilligen Inselaufenthalt wohl beenden kann. Es gibt derzeit keine Flüge in die Heimat auch wenn ihnen versichert wird, daß TUI im Hintergrund daran arbeitet. Immerhin werden morgen Abend Zimmerschlüssel verteilt, damit die auf St. Maarten „Gestrandeten“ sich nach sieben Tagen Quarantäne wenigstens wieder frei bewegen dürfen.




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