Dienstag, 12. Februar  2019
Wir sind gerade in Solitaire

Vom Atlantik in die Wüste - von 0 auf 1000 Meter

7:17 Uhr  Start in Swakopmund
Wir wollen die kühlen Morgenstunden nutzen, um einen Teil der Strecke zu schaffen, bevor die Wüstenhitze zuschlägt. 14 °C und Küstennebel lassen nicht vermuten, daß wir Stunden später ein eiskaltes Bier in der Namib brauchen werden, um die Körperkerntemperatur herab zu kühlen und den Staub aus der Kehle zu spülen. 

8:23 Uhr  Salzstraße endet - geht in Gravel Road über
86 Kilometer der zu bewältigenden 270 sind geschafft. Die steinharten, glatten Salzstraßen sind eine Besonderheit an der Küste Namibias. Sie werden immer wieder mit Meerwasser besprüht und gewalzt und lassen uns dahin rollen wie auf Teer. Leider lag dieses Stück gar zu schnell hinter uns.



8:44 Uhr  Wüstensand und Straße fast nicht zu unterscheiden
Im Dunkeln würden wir hier nicht gern lang fahren. Wir haben unser Navi, das einen geraden Strich in der Landschaft anzeigt, aber ansonsten fehlt jegliche Orientierung. Keine Telegrafenmasten entlang der Straße, keine Fahrbahnmarkierung am Seitenstreifen (HaHa!).....einfach nur flache steinigsandige Landschaft und wir mittendrin. Bloß nicht vom Weg abkommen und im weichen Sand festfahren!



9:02 Uhr  Erste Konturen am Horizont
Trockene flache Gräser und Berge in weiter Ferne! Die Augen freuen sich, der Nebel lichtet sich, es gibt also doch noch mehr als platte Wüste.



9:20 Uhr  Bäume!
Die Einöde wird unterbrochen von Bäumen und die Landschaft wächst vor unseren Augen. Es geht tatsächlich einen kleinen Berg hinauf. Nach gut zwei Stunden Fahrt ohne Orientierungspunkt hebt sich der Horizont.



9:27 Uhr  Blauer Himmel!
Bäume, Vogelnester, blauer Himmel. Wir sind raus aus der Küstenzone. Die Sonne, die wir wirklich schon vermißt haben, strahlt wieder vom afrikanischen Himmel.



9:48 Uhr  Die erste Staubwolke
Nach zweieinhalb Stunden Einsamkeit stellen wir fest, daß außer uns doch noch andere Autofahrer diese Straße benutzen. Da die C14 tief hinein führt in die Namib Wüste, war uns niemand entgegen gekommen, denn die nächste Zivilisation ist Stunden entfernt und keiner ist so verrückt, im Dunkeln zu fahren. Von hinten war auch niemand gekommen, da wohl sonst keiner so früh in Swakopmund startet wie wir an diesem Tag. Doch jetzt freuen wir uns über diese Staubwolke. Menschliches Leben in Reichweite! Wir werden von einem Jeep überholt.



10:17 Uhr  Die erste Engstelle
In der unendlichen Weite der Namib warnt uns das Schild vor einer Engstelle. Wir sind gern bereit, Warnungen ernst zu nehmen. Aber diese ließ uns schmunzeln.



10:37 Uhr  Landschaft wird interessant
Nun geht es langsam in die Berge. Es scheint, als ob hier kein Leben mehr zu finden ist. Treu und brav rollen unsere Camper voran. In der Ferne windet sich die Straße....



10:48 Uhr  Träum ich oder wach ich? Teer! Wirklich Teer?
Wir erreichen den Kuisib Canyon. Plötzlich mitten in der Einöde Teer und Beton....



10:49 Uhr  Rüber über die Canyonbrücke 

Auf der anderen Seite verschwindet die Teerdecke ebenso schnell, wie sie gekommen war.

11:05 Uhr  Achterbahn in der Wüste
Wir haben Abwechslung im Fahrterrain. Hoch und runter und wieder hoch! Und das alles auf feinstem Waschbrett!



11:11 Uhr  Please do not Litter
Bitte keinen Müll wegwerfen! Mitten in dieser Mondlandschaft ohne Ortschaften, ohne noch so bescheidene menschliche Behausungen, ohne andere Verkehrsteilnehmer, ohne Imbiss, ohne Eisdiele, ohne Biergarten.....dieses Hinweisschild! Irgendwie unwirklich!



11:17 Uhr  Die erste Kreuzung
Exakt vier Stunden nach dem Start in diesen Tag treffen wir auf eine Straßenkreuzung. Sie ist schon von weitem zu sehen. Links ginge es auf Schotter nach Windhoek. Da waren wir erst vor kurzem. Also weiter geradeaus nach Solitaire.



11:25 Uhr  Grater in Sicht
Diese Höllenmaschinen sollen die Schotterpisten glatt machen. Sie kratzen die Oberfläche der Straße ab und schieben den Schotter zur Seite. Und formen dabei exakte gerade deichförmige Ränder. Leider merken wir nichts von den Straßenarbeiten. In beiden Richtungen ist der Zustand der Gravel Road grottenschlecht.

11:41 Uhr  Gaub Pass
Der Pass ist erreicht. Wir sind mittlerweile wieder auf 1000 m Höhe. Die Mondlandschaft hat Höhen, Tiefen und Kurven. Sehr gut! Das hält wach. Wobei man sich nicht vorstellen kann, daß jemand bei diesem Gerüttel und Geschüttel einschläft. Gut, daß wir die Tassen aus dem Schrank genommen und alles Zerbrechliche unter die Bettdecke gesteckt haben.



11:49 Uhr  Tropic of Capricorn
Wir haben den Wendekreis des Steinbocks nach Süden überschritten, sind also de facto wieder raus aus den Tropen. Das Thermometer zeigt satte 36 °C. Nichts mehr zu spüren vom kalten Benguela Strom, der uns in Swakopmund hat zu den Jacken greifen lassen. So heiß können die Subtropen sein!



12:16 Uhr  Der erste rote Sand
Wir nähern uns dem Ziel, man sieht es an der Farbe des Sandes. Eisenoxid färbt die Dünen orangerot. Der schier endlose Zaun soll verhindern, daß Oryx-Antilopen und Springböcke auf die Straße laufen. Dieses Konzept haben die Böckchen aber nicht durchschaut. Sie springen einfach drüber.



12:34 Uhr  Links auf unbefestigte Straße - 12:50 Uhr  Oase
Unser Navi hat keine Lust mehr auf Staub, Schotter, Hitze und Rüttelpiste. Aus dem Nichts heraus will es uns nach links rausholen auf eine Allrad-Strecke. Wahrscheinlich hat das Hinweisschild "Oase" wie eine Fata Morgana gewirkt. Alles was neben der C14, auf der wir uns nun schon seit Stunden durchmassieren lassen, wie ein Weg aussieht, ist Four-Wheel-Drive. Es gibt schlichtweg keine andere auch nur annähernd befahrbare Straße zu den Dünen von Sossusvlei. Daher können wir dem Navi diese Flausen nicht durchgehen lassen. Wir ignorieren den Links-Ab-Befehl und halten weiter die Spur.

13:06 Uhr  Einstellig
Die Zahl für die noch verbleibenden Kilometer fällt in den einstelligen Bereich. Bald werden wir diese imposante Bergwelt am linken Straßenrand verlassen und auf die C19 einschwenken. Genau an der Kreuzung zweier Straßen liegt dann der Ort Solitaire.



13:27 Uhr  Im Ziel
Solitaire, was als Name ja bereits so etwas wie „einsam“ bedeutet, ist auf jeder Straßenkarte eingezeichnet. Dabei handelt es sich nicht um eine Stadt, sondern um folgendes: Tankstelle, Lodge, Campingplatz, kleines Restaurant und Bäckerei. Der Apfelstreuselkuchen ist weltbekannt. Zumindest kennt ihn jeder, der jemals durch Namibia gereist ist. Wir gönnen uns und unseren Fahrzeugen eine Pause und lassen den Tag hier ausklingen. Bei eisgekühltem Faßbier in eisgekühlten Gläsern zu ofenwarmem Apfelkuchen - eine teuflisch gute Kombination!


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