Jogis Buben in Gottes Stuben

Klein aber fein ist die Friesenkapelle in Wenningstedt am Dorfteich. 1914 wurde das protestantische Gotteshaus erbaut und 1965 grundlegend renoviert.

Um sie den guten Stuben der Friesenhäuser anzupassen, wurden die Bänke grau-weiß angestrichen und die Wand hinter dem Altar mit Delfter Kacheln versehen. Es herrscht eine wohnliche Atmosphäre, die nicht zuletzt von dem Fußboden mit seinen roten Handstrichziegeln ausgeht.

Am Umlauf der Decke steht das „Vaterunser" in verkürzter Fassung in Söl'ring, dem Sylter Friesisch:

" Üüs Hemels Faarer
let Din Noom bi üüs uur helig.
Tö üüs let kum Din Rik,
Din Wel let üüs dö welig,
Skenk üüs üüs daagliches Bruar,
Ferüv üüs al üüs Sen,
Ek ön Fersjuk üüs föör,
Help to en sselig Jen."

Das Deckengewölbe ist mit biblischen Bildern im Stil der Bauernmalerei gestaltet aber der „Hingucker" ist zweifellos das nach alten Wikingerschiffen gestaltete Kerzenschiff.

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In der Mitte hängt ein großer flämischer Leuchter, der mit Kerzen bestückt ist. Gestiftet wurde er von zwei Walfangkapitänen, die auf diese Weise Gott für ihre gesunde Heimkehr und ihre Fangerfolge danken wollten.

Auch heutzutage ist die kleine Kirche auf eine Stiftung angewiesen. Unter dem Namen: „Üüs Serk - Unsere Kirche" ist etwa eine Million Euro an Stiftungskapital zusammengekommen. Damit soll die Eigenständigkeit der Friesenkapelle und der Pastorenstelle gesichert werden.

Und ihren Pastor Rainer Chinnow will die Gemeinde unter allen Umständen behalten, denn der Fußballfan und aktive Fußballer läßt sich so manches einfallen, um die Menschen in seine Kirche zu locken.

Schon zu Zeiten als Rudi Völler noch Nationaltrainer war, hielt der Pfarrer jeweils 45 Minuten vor Beginn der EM- oder WM-Spiele mit deutscher Beteiligung einen Gottesdienst unter dem Motto „Rudis Riesen bei Gottes Friesen". Im Anschluss daran wurden die Spiele auf einer Großbildleinwand im Pastorat übertragen. Diese lieb gewonnene Tradition wird nun auch unter dem neuen Bundestrainer beibehalten. Arbeitstitel der Messe. „Jogis Buben in Gottes Stuben".

Auch PHOENIX kam schon einmal in den Genuß des pastoralen Einfallsreichtums. Da die Symbolik des Meeres überall in der kleinen Kapelle zu sehen ist, paßte auch der Shantychor ganz vorzüglich ins Bild. Da blieb keiner der 230 Sitzplätze leer und wie im Fußballstadion waren sogar Stehplätze heiß begehrt.

Auch zu den Adventsgottesdiensten singt der Sylter Shantychor was die Kehle hergibt. Ganz nach dem Motto des Kirchenchores, der sich auf die Fahnen geschrieben hat: „Sänger sind Glückfänger. Singen ist Zeit zum Aufatmen, Loslassen und Glücklichsein."

 

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