Dienstag, 14.06.2011

 

Moderner Dreikampf

Nach den relativ geruhsamen Pfingsttagen wollten wir heute wieder einmal etwas Bewegung in unser Leben bringen. Auf dem Gernsbacher Stellplatz hatten wir in den letzten Tagen die radfahrenden Wohnmobilisten Holger und Jutta kennengelernt, die uns ja eigentlich sehr sympathisch waren. Holger äußerte allerdings den Verdacht, daß unsere Fahrräder wohl nicht sehr häufig bewegt werden und da dachten wir, daß wir diesen Eindruck schnellstens zerstreuen müssen.

So ging es zunächst einmal neun steile Schwarzwaldkilometer bergauf und nach jeder Spitzkehre dachten wir, das Ziel sei erreicht - aber es ging tatsächlich nur noch steiler weiter. Ja, ja, wir hören schon die Einwände: „Ihr mit Euren E-Bikes fahrt die Berge doch mit der Kraft aus der Steckdose!" Das können nur die sagen, die solche Räder nicht kennen, denn Tatsache ist, daß sie nur so stark von hinten schieben, wie man auch selbst tritt. So kamen wir trotz der Hybridräder keuchend und schweißgebadet auf dem Wanderparkplatz an, wo der Einstieg zu einer weiteren Letterbox-Suche war.

Nun hatten wir die Wadeln genug trainiert und unser „Jugend trainiert für Olympia" ging in die zweite Phase. Die Beschreibung für die zu suchende Letterbox kündigte 13 Kilometer Wegstrecke und 500 Höhenmeter an mit dem Zusatz, daß die Strecke nicht kinderwagentauglich sei. Und so kam es wie es kommen mußte. Die Wege waren meist schmal, steil und steinig. Bis wir endlich am ersten Etappenziel, einem Aussichtsturm, ankamen, hatten wir schon einen kräftigen Anstieg hinter uns.

Dafür war die Sicht wieder einmal berauschend. Es ist immer ein erhebendes Gefühl, wenn man in der Ferne sieht, wo man gestartet ist und wie weit man es mit Muskelkraft (und ein ganz klein wenig E-Unterstützung) gebracht hat. (...der Pfeil zeigt, wo unser Phoenix steht)

Immer wieder mußten wir stehen bleiben und die recht kniffeligen Rätsel lösen und so war der Übergang in die dritte Disziplin fließend. Man soll ja schließlich Kopf und Körper gleichermaßen trainieren. Die Aufgaben, die uns diese Letterbox-Rätsel stellten, wären eines Schach-Großmeisters würdig gewesen. Und Schach ist doch schließlich auch eine Sportart, oder?
Es mußte nicht nur geknobelt und gerechnet werden, sondern mit den gefundenen Zahlen wurden Kompaß-Peilungen ermittelt, die uns auf den richtigen Weg schickten. Auf der Abflugrampe der Drachenflieger waren wir recht froh, daß die ermittelte Peilung in die von uns gewünschte Richtung zeigte....

Wer unsere bisherigen Schatzsuchen noch nicht mitverfolgt haben sollte, dem sei kurz erklärt, was das kuriose Hobby des Letterboxings bedeutet.

Eine uns unbekannte Person verwendet viel Zeit und Energie darauf, eine Art Schnitzeljagd zu entwerfen an deren Ziel eine Plastikbox mitten im Wald versteckt wird. Die Hinweise zum Auffinden der Box werden in Form von Rätseln im Internet veröffentlicht auf www.letterboxing-germany.de . Wir laden uns diese Hinweise herunter und verwenden viel Zeit und Energie darauf, die Box im Zielgebiet zu finden.

Der Inhalt besteht 1. aus einem Logbuch, in das sich der stolze Finder einträgt und mit seinem persönlichen Stempel verewigt und 2. einem Stempel, den der Placer (also der Verstecker) eigens für diese Box angefertigt hat. Dieser Stempel ist die Trophäe, d.h. der erfolgreiche Sucher sichert sich einen Stempelabdruck in sein eigenes Logbuch als Beweis dafür, daß er die Box gefunden hat.
Nach gut vier Stunden standen wir in einem unbekannten Waldgebiet, fanden die Box eines uns unbekannten Versteckers und waren glücklich, es wieder einmal geschafft zu haben.

Auf dem Nachhauseweg luden unsere Räder über den Rekuperationsmechanismus mithilfe der gewonnenen Energie beim bergab Fahren die Akkus wieder fast vollständig auf. Was wiederum zeigt, wie steil die Anfahrt gewesen war. Nur für den Fall, daß Holger sagen würde, E-Bike gilt nicht.....

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