Donnerstag, 14. Juni  2018
Wir sind gerade in Kurjaty (Taischet)

 

 

„Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken“     (Carlo Karges)

 

Die Gruppe spaltete sich heute in solche mit festem Schlaf und diejenigen, die trotz Oropax kaum ein Auge zutun, wenn sie nachts Flöhe husten hören. Na ja, das war übertrieben...... Die Lastwagen, die die ganze Nacht aus ungeklärten Gründen über unseren idyllischen Waldweg ratterten, verbreiteten Lärm gemischt mit Staub. Das war so ganz und gar nicht von der Reiseleitung geplant gewesen.

 

Die Hälfte der Gruppe, die weit in die Natur hinein gefahren war und sowieso schmerzfrei in Bezug auf Geräuschbelästigung ist, hatte sich für ein spätes Frühstück nach entspanntem Ausschlafen entschieden. Allerdings fiel auf, daß die andere Hälfte wie durch Zauberhand bereits verschwunden war. Es stellte sich später heraus, daß die Personen mit leichtem Schlaf am frühen Morgen geflohen waren, um zu dem gar nicht so weit entfernten nächsten Stellplatz zu gelangen für ein spätes, ruhiges, staubfreies Frühstück.

 

Dabei waren die Straßenverhältnisse heute wieder gemischt mit deutlicher Tendenz zu gut. Die Bahnübergänge sind immer teuflisch und man muß aufpassen, daß nicht sämtliche Tassen aus dem Schrank springen. Die Russen trauen ihren Fahrern nicht, die trotz der unebenen Übergänge mit Volldampf über die Schienen heizen. Wenn sich wirklich ein Zug nähert, gibt es nämlich zu dem roten Blinklicht und der geschlossenen Schranke noch eine hochgefahrene metallische Bremse in der Fahrbahndecke. Das zum Thema „andere Länder - andere Sitten“.

 

 

Manchmal rollten wir durch aufgeräumte Dörfer mit kleinen Holzhäuschen auf beiden Seiten der Straße.

Hier in Ostsibirien sind wir meist sehr weit weg von westlicher Zivilisation.

 

 

Manchmal ratterten wir über schlechte Straßenabschnitte - meist in Baustellen - denn im sibirischen Sommer wird viel repariert und verbreitert.

So hatten wir die ganze Palette von staubigem Schotter bis nagelneuer breiter föderaler Überlandstraße, auf denen wir so schnell voran kamen, daß man besser auf die kleinen dreibeinigen Blitzlichtgeräte der Polizei achtgeben mußte.

 

 

 

Kurz vor dem Ziel unserer nur 140 Kilometer langen Tagesetappe erreichten wir die Region Irkutsk, in der wir die Uhren ein weiteres Mal umstellen mußten. Wir sind der Heimat nun ganze sechs (6!) Stunden voraus und werden in dieser Zeitzone bis Ende August leben, wenn wir China wieder verlassen. Das riesige Reich Chinas tickt nämlich komplett nach Pekinger Zeit. 

Leider machen die sechs Stunden Vorsprung das Verfolgen der heute startenden Fußballweltmeisterschaft nicht gerade einfach.

 

 

Für das Eröffnungsspiel, das in Europa ab 17 Uhr übertragen wird, hört man in unserer Gegend den Anpfiff erst um eine Stunde vor Mitternacht. Da wir außerdem fernab jeglicher Zivilisation am Ufer der Berjusa stehen, werden wir vom Fußballfieber wohl nicht viel mitbekommen.

 

 

Hier gibt es keinen Staub, keine LKWs, keinen Lärm, nur Natur.......und ganz viele zufriedene Seidenstraßen-Fahrer. Tagsüber Sommerwetter, abends Abkühlung, unverbaubarer Wasserblick! Die Tourteilnehmer mit leichtem Schlaf werden heute Nacht vielleicht die Schmetterlinge lachen hören, die in großen Scharen am Flußufer herumschwirren. Das wird aber auch das einzige Geräusch bleiben.....

 

 

Das Flußwasser ist so klar, daß sich einige Mutige zur Erfrischung hinein gewagt haben. Durch die kurze Etappe wurde allen quasi ein Urlaubstag zum Seele baumeln lassen geschenkt.

 

 

Wie so oft, fallen wir als Gruppe auf. Ein Fernseh-Team vom russischen zweiten Programm, das zufällig vorbei kam, drehte spontan eine Reportage mit Interviews über die verrückten Wohnmobilfahrer, die ihr riesiges Land durchqueren. Die meisten Einwohner Russlands tun das nicht ein einziges Mal in ihrem Leben. Paul sollte am Steuer seines Kastenwagens ganz authentisch Rede und Antwort stehen. Welchen Eindruck werden die Russen wohl von uns Reisemobilisten bekommen, wenn diese Szenen im Fernsehen gesendet werden? Wieder ein kleiner Beitrag zur Völkerverständigung!

 

 

 

Als am Spätnachmittag Windböen aufzogen und Donnergrollen ein Gewitter ankündigte, versammelten sich die Wetterdeuter unter uns und fachsimpelten, ob es wohl wieder heftigen Regen geben würde.

Die Schlammschlacht vom Mariinsk ist doch allen in lebhafter Erinnerung geblieben.

Die Zufahrt zum Ufer bzw. Rückfahrt von diesem würde der Knackpunkt sein......

 

 

Ob es Regen gibt und ob wir morgen wieder nur mit Teamwork von hier weg kommen können, das - liebe Leser - erfahrt Ihr im nächsten Bericht, wenn es wieder heißt: „Auf der Seidenstraße 2018, fahrt doch einfach virtuell mit!“

 


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