Mittwoch, 18. Oktober  2017
Die Gruppe ist gerade in Rubyvale

13. Tag / Fahrtag 8: Eigentlich vorgesehen Rockhampton - Rubyvale 340 Kilometer

(tatsächlich gefahren, besser gezogen, lediglich 500 m den Hügel hinauf)

 

Ich bin KEIN Star, holt mich trotzdem hier raus!

 

Wir hoffen, der Rest der Gruppe schafft es heute nach Rubyvale. Gestern hatten wir Email-Kontakt zu den anderen und da schien alles in Ordnung. Wir haben sie aufgefordert, nach Plan weiter zu fahren. Eine Wohnmobil-Besatzung ist mit uns gestrandet aber sie haben einen funktionierenden Motor und konnten sich auf einen kleinen Campingplatz ins nahe gelegenen Städtchen Rosedale retten. Immerhin sind sie dort versorgt und wir hören über den Umweg des Maui-Pannenservice von ihnen. Einen direkten Internet- oder Telefonkontakt können wir zu ihnen nicht aufbauen. 

 

Rosedale und Umgebung hatten bei der letzten Volkszählung 448 Einwohner. Mehr Menschen gibt es nicht in diesem Zipfel der Welt.....plus aktuell 2 x 2 Kuga-Reisende. 

Da wir Strom sparen wollten, haben wir gestern Abend kein Licht gemacht. Unseren restlichen Strom wollen wir für die Internet-Verbindung aufheben, sonst verlieren wir vollends den Kontakt zur Außenwelt. 

Glücklicherweise hatten uns Einheimische am späten Dienstag-Nachmittag noch ein Stück die Straße hinauf gezogen, denn das Wasser stieg unaufhörlich. Wir kochten Spaghetti und Kaffee für die PKW-Fahrer, die ihre Liegesitze zum Schlafen bereit machten.

 

Ab 18 Uhr wurde es dunkel und zwar so was von pechschwarz, daß man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Kein Mond, keine Sterne, keine Zivilisationslichter. Ringsherum nur unheimliche Urwaldgeräusche, Tierstimmen wie wir sie noch nie gehört hatten. 

 

So beschlossen wir, den Schlafmangel der letzten Tage aufzuholen und gingen um 19 Uhr zu Bett. Glücklicherweise können wir in jeder noch so absurden Situation gut schlafen und so wachten wir nur um 1 Uhr kurz auf, lauschten dem nicht enden wollenden Regen und schliefen dann weiter bis 6 Uhr. So hatten wir 11 Stunden Wartezeit schon einmal gut herum gebracht - und - es war wieder hell geworden. Das motivierte uns, nach dem Wasserstand zu schauen. 

 

Wir hatten nicht wirklich damit gerechnet, daß er großartig abgesunken war, da der Regen ja kein bißchen nachgelassen hatte. Daß die Wasserkante aber die Straße vollständig bis zu dem Punkt hochgekrochen war, an dem wir zuvor gestanden hatten, erschreckte uns doch ein wenig.

 

 

Der Wasserstandsanzeiger meldete eine Tiefe von 1,60 Metern.

 

 

Trotzdem waren wir noch guter Dinge, denn im Inneren des Wohnmobils war es trocken.......wenn man einmal von den beschlagenen Scheiben absieht und davon, daß sich inzwischen natürlich alles klamm anfühlt. Wir wollten uns locker flockig ans Frühstück machen - da hatte unsere Milch dieselbe Idee. Der ausgeschaltete Kühlschrank hatte sie verderben lassen. Noch hatten wir Ersatz, so daß das Müsli nicht trocken verzehrt werden mußte.

 

Dann kamen wieder dieselben Einheimischen vorbei, die uns am Tag zuvor vor dem Wegtreiben bewahrt hatten. Sie warfen einen sorgenvollen Blick auf das immer noch auflaufende Wasser.

 

 

Mittlerweile strömen die Wassermassen nämlich aus dem Wald in doppelter Geschwindigkeit auf die Straße. Wo soll das bloß hinführen?

 

 

Innerhalb von zwei Stunden ist der Pegel um 40 cm auf nunmehr 2 Meter gestiegen.

 

 

Das ist das letzte, was wir von der Straße gesehen haben. Drückt uns die Daumen, daß wir sie irgendwann in naher Zukunft passieren können.

 

 

Als selbst die netten einheimischen Helfer, Dug und Robert, die Lage mit größter Sorge beurteilten, ließen wir uns von ihnen überzeugen, daß es das beste wäre, uns noch viel weiter einen Berg hinauf zu schleppen, damit wir in Sicherheit sind. Daher wurde geschoben und gezogen, bis das Wohnmobil gewendet war und an den Haken genommen werden konnte.

 

 

Mit einer Kette ging's schließlich hinaus aus dem absoluten Hochwassergebiet. Nun stehen wir auf einem kleinen Hügel, von wo aus man das Wasser nicht mehr sehen kann. Hoffentlich findet uns hier der Abschleppwagen irgendwie irgendwann.

 

 

Derweil sind wir dankbar für die zwar zwischenzeitlich unterbrochene aber wieder hergestellte Internet-Verbindung. Die netten "REAL AUSSIE MEN" wie ihren Frauen sie stolz nannten, haben uns sogar einen Generator zur Stromversorgung vorbei gebracht. Leider ist er nach kurzer Zeit abgesoffen und ließ sich nicht mehr starten. Immerhin konnten wir per Internet mit dem Kuga-Büro kommunizieren, damit unsere Gruppe versorgt wird. Kuga-Chef Olaf hat noch in der Nacht alle nötigen Hebel in Bewegung gesetzt.

 

Wir befinden uns quasi auf einer Insel und fühlen uns wie Jim Knopf auf Lummerland. Selbst wenn wir irgendwann die tiefe Stelle passieren können, stehen uns noch drei weitere voll gelaufene reißende Bäche bevor, ehe wir überhaupt zum Fluß kommen, der momentan auch die große Brücke nach Bundaberg geflutet hat. Gestern Morgen sah sie noch so aus, als wir drüber fuhren. Inzwischen aber ist schon "viel Wasser den Fluß hinunter gelaufen"......wie es sprichwörtlich so schön heißt. Manchmal bekommen gewissen Sinnsprüche eine ganz neue Bedeutung.....je nach Lebenslage.

 

Wir richten uns nun auf eine weitere Nacht im australischen Urwald ein. Trinkwasser reicht für eine Weile, Gasherd funktioniert, wir können noch einmal Spaghetti kochen und haben Eier und zwei Dosen gebackene Bohnen. Das klingt besser als die Verpflegung im Dschungelcamp, oder? Bis wir Würmer und Kakerlaken zum Überleben brauchen, wird es noch etwas dauern. Falls unsere Stromversorgung noch eine Weile durchhält, werden wir wieder berichten.

 

So long, viele Grüße vom Littabella Creek, der für uns eine ähnliche Bedeutung bekommt wie der Kenianische Grenzübergang Lunga Lunga, an dem wir im Mai 2014 ebenfalls im Niemandsland festhingen. Was wäre das Leben ohne Abenteuer? 

Man sagt ja immer: "Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, frag nach Salz & Tequila!"

Also, Salz hätten wir......fehlt bloß jemand, der den Tequila vorbei bringt......


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