Samstag, 19. Oktober  2019
Wir sind gerade in Alice Springs

 

 

„The Alice“ und Umgebung: Mach es zu deinem Projekt!

 

Nun sind wir tatsächlich angekommen in der Mitte der Mitte. Alice Springs bildet den geografischen Mittelpunkt Australiens, das Herz des Outbacks. Die "Städte", die wir in den letzten Tagen passierten, waren meist nur der Zusammenschluß aus einer Tankstelle, einem kleinen "Motel" und einem Restaurant. Das war's - sonst nix.

 

Wir fragten uns oft, wie Menschen in dieser Einsamkeit leben können. Wenn wir nicht uns, sondern die Menschen fragten, die uns begegneten, reagierten sie verständnislos. Einsamkeit? Welche Einsamkeit? Es kommen reichlich Trucker vorbei und Polizisten, die den Stuart Highway patrouillieren und Farmer mit Erdklumpen an den Stiefeln und ab und zu ein paar Wohnmobil-Fahrer. Selbst einige junge Leute, die zum sogenannten "Work & Travel" für ein Jahr aus aller Herren Länder heutzutage nach Australien kommen, erzählten immer wieder begeistert, wie genial sie das staubige Outback finden.

 

Seit vorgestern sind wir in einer richtigen Stadt mit mehr als drei Häusern, den ersten Verkehrsampeln seit über 1000 Kilometern und einer richtigen Fußgängerzone. Klar, daß wir uns heute erst einmal Zeit nahmen für einen Bummel. Alice Springs ist nicht nur das geografische Zentrum, sondern auch das Kunstzentrum der Aborigines schlechthin. Überall laden Gallerien und Läden zum Stöbern ein. Auch einen sehenswerten Museumskomplex hatten wir den Tour-Teilnehmern als lohnenswertes Ziel für den "Ruhetag" ans Herz gelegt.

 

 

Wer verstehen will, warum die Stadt genau hier gebaut wurde, der hatte gestern bei der Stadtführung genau aufpassen müssen. Von oben konnte man tatsächlich sehr deutlich erkennen, warum dieser Ort günstig schien für eine Stadtgründung. In der Ferne sieht man nämlich, daß hier die MacDonnell Ranges, also die umliegende Bergkette, einen Durchbruch hat, durch den der Todd River fließt. Die Stadtgründer bauten durch dieselbe Engstelle auch eine Straße und eine Eisenbahnlinie hindurch.

 

 

Genau diese MacDonnell Ranges zogen unsere Tour-Teilnehmer heute magisch an. Jeder konnte an diesem „freien Tag“ so weit hinein fahren, wie er wollte und die landschaftlich besonders reizvollen Abstecher erwandern. Die geteerte Straße, die gut zu befahren nach Westen führte, ließ unsere modernen Entdecker immer weiter in die faszinierende Bergwelt um "The Alice" herum eintauchen.

 

 

Bald schon kam man am Grab von John Flynn vorbei, dem Gründer der Flying Doctors, der uns bereits mehrmals begegnet war. Der runde Felsen hat eine besondere Geschichte, denn ursprünglich hatte man kurz nach seinem Tod 1952 eine 8 Tonnen schwere Felskugel von den etwa 1000 Devils Marbles (wir waren kürzlich erst dort) ausgewählt und als Abdeckung auf sein Grab gelegt. Dies geschah ohne Zustimmung der Aborigines, die diese Kugeln als heilig empfinden und Jahrzehnte um die Rückgabe des Steins kämpften. 

 

 

Nachdem die Felskugel tatsächlich 1999 den Warumungu-Aborigines, die als Hüter dieser heiligen Stelle anerkannt sind, zurückgegeben wurde, spendete ein anderer Aborigines-Stamm eine ihrer heiligen Kugeln aus Respekt vor dem Wirken von John Flynn, der mit seinen Flying Doctors schließlich das Leben aller Einwohner des Outbacks verbessert hatte. Man fragt sich an dieser Stelle, was passiert wäre, wenn man von Anfang an um eine Erlaubnis gebeten hätte......

 

Etwas weiter entlang des Namatjira Drives ergab sich die Möglichkeit für eine bezaubernde Wanderung:

Simpsons Gap!

 

 

 

Wer sich in diese wüstenartige Landschaft begibt, kann nicht nur über die Natur, sondern auch über die Tierwelt staunen.

 

 

Bizarre tiefrote Quarzitwände wirken wie ausgesägt. Auch diese außergewöhnliche Landschaft spielt in der Schöpfungsgeschichte der Aborigines eine besondere Rolle.

Ebenso wie die steil aufragenden Felswände des Standley Chasm, dem Namen nach ein Abgrund, und für die Ureinwohner der Ort, an dem ihre Vorfahren gelebt haben. Nur genau zur Mittagszeit fällt überhaupt Sonne auf den Boden zwischen den auf wenige Meter sich verengenden Felswände.

 

   

 

Silvia & Andy stellten sich der Herausforderung, auf einem steilen Wanderweg das Plateau in der Höhe zu erklimmen.
 
 
Belohnt wurden sie mit einer grandiosen Aussicht und dem Gefühl, Australien immer besser erfassen zu können.
 

 

Und dem Triumph, den Berg in Hitze, Durst und Erschöpfung bezwungen zu haben.
Yeah! Wir schaffen das - wir haben‘s geschafft!
 
 
Franz & Theresia fuhren die gut 130 Kilometer lange Teerstraße bis zum Ende und wurden mit einem traumhaften Blick auf den See in der Glen Helen Schlucht belohnt. Der kleine See in dieser Schlucht wird von den Ureinwohnern als Heimat der Riesenwasserschlange Yurlunggu angesehen. Aus den Tiefen des Sees sollen einst die Schöpfungswesen hervorgegangen sein, die der Erde ihre Gestalt gegeben haben.
 
 
Heute lag der See jedenfalls ganz ruhig den beiden zu Füßen und keine Schlange störte das Vergnügen, wieder einmal einen besonderen Flecken auf diesem großen Kontinent erreicht zu haben. Die einzigen Störenfriede waren wie so oft die unzähligen aufdringlichen Fliegen, gegen die sich Theresia aber gewappnet hatte.
 
   

 

Wer nicht ganz so weit fahren und doch einen neuen Aspekt Australiens kennen lernen wollte, der verbrachte einfach ein paar Stunden im Desert Park, wo das sehr seltene große rote Känguru, auch Riesenkänguru genannt, freundlich grüßte.
 
 
Wie ein Unterstrich unter unserem Bericht wirkt ein anderes Wüstentier aus diesem Park. Wo ist eigentlich vorne und wo hinten bei diesem Bobtail Skink?

 


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