Mittwoch, 20. Februar 2013

Ruhetag: Calpe - sonnig, 16 Grad

10 Fragen rund um den Gipfel des Oltà
 
"Ruhetag" kann ja wohl nur als Scherz gemeint sein. Ganze 23 Kilometer gewandert, 6:37 Stunden ohne Pause unterwegs und dann auch noch hoch und runter in schwierigem Gelände! Von Ruhetag kann wirklich keine Rede sein!
Wir hatten uns vorgenommen, zum Gipfel des Oltà aufzusteigen. In der Tourist-Info gab es ein Faltblatt mit der Routenbeschreibung und einigen Hinweisen zu Schwierigkeitsgrad, Geländebeschaffenheit und Höhenprofil. Da die Broschüre nur auf Spanisch verfaßt war, studierten wir beim Frühstück die Zeichenerklärung der Karte und versuchten, durch lautes Vorlesen und Abgleichen mit uns bekannten Wörtern aus anderen Sprachen, die Bedeutung der Sätze zu erfassen.

 Doch was um alles in der Welt heißt:

"Debemos llevar ropa adecuada....?"

Das war die 1. (bange) Frage des Tages. Aus dem Englischen wissen wir, daß "rope" Seil heißt. Das spanische Online-Lexikon spuckte aus: "llevar" = mitbringen, brauchen, anhaben. Oh je, müssen wir etwa ein Seil mitbringen? Das kann nichts Gutes bedeuten! Dann die Auflösung: "ropa" = Kleidung! Aha, adäquate Kleidung sollen wir anhaben. Gerade noch einmal gut gegangen! Wieder eine Lektion "Spanisch für Anfänger"!
 

Dann setzten wir uns aber mit frischem Mut in Bewegung. Bis zum Start des Wanderweges auf 244 m Höhe war es ein ganz schönes Stück Weg. Schon von der Stadt aus auf Meereshöhe lockte das Bergmassiv.

2. Frage: "Würden wir den Einstieg in den Rundkurs finden?"

 

Wir waren noch nicht allzu weit gewandert, da stellte sich die 3. Frage: "Ist das der Oltà? Müssen wir da ganz hoch?"

 

Sehr angetan waren wir von der Beschaffenheit der Wanderwege. Doch wir wollten den Tag nicht vor dem Abend loben. Denn es kam die 4. Frage auf: "Bleiben die Wege so gut? Oder müssen wir doch kraxeln?"

 

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Schon bald ging es steil hoch und immer höher. Die vielen kleinen losen Felsbrocken zwangen uns zu großer Aufmerksamkeit. Trotzdem machten sich Frage 5 und 6 in unseren Köpfen breit: "Müssen wir hier etwa bis ganz nach oben? " ......

 

......und wenn ja, wie kommen wir wieder herunter?

 

Irgendwann war es geschafft. Die Antwort auf Frage 6 würde noch etwas warten müssen, denn zunächst einmal wanderten wir bei grandioser Aussicht auf dem Kamm des Bergmassivs entlang. Und wie das so ist in luftigen Höhen, die Gehirnzellen haben so viel Sauerstoff, daß sie doppelt so schnell arbeiten und eine Frage nach der anderen raushauen.

Alle so in etwa wie unsere 7. Frage: "Wenn die Landschaft hier aussieht wie in einem Terrarium im Zoo, auf dem zu lesen steht: Viper, hoch giftig, Verbreitungsraum Mittelmeerländer dann wäre es doch nicht unwahrscheinlich, auf den warmen Steinen auf solche Schlangen zu stoßen, oder?"

 

"Würde das Geklapper unserer Walkingstöcke und das Getrampel unserer Wanderstiefel diese gefährlichen Tiere vertreiben?" Ja, das war nun schon Frage 7a.

 

Aber als wir endlich auf dem Oltà in 587 m Höhe angekommen waren, da verdrängte Frage 8 alle vorherigen.

"Würde uns denn überhaupt jemand glauben, daß wir es dieses Mal bis ganz zum Gipfel geschafft hatten?"

Ein Selbstauslöserbild sollte als Beweisfoto dienen.

 

Als wir so ganz allein hoch oben auf dem Gipfel standen, kroch Frage 9 ans Tageslicht. "Hier sieht doch ein Stein aus, wie der andere. Vielleicht hätten wir Brotkrumen streuen sollen. Wie sollen wir jemals den Rückweg finden?"

 

Doch auch das gelang und wir wanderten weiter um den ganzen Berg herum, stiegen in ein Tal hinab, wurden auf guten Wegen wieder hinauf auf einen Paß geführt und erreichten schließlich nach 17 Kilometern den Ausgangspunkt der Oltà-Umrundung. Hier lagen noch 6 weitere Kilometer vor uns, um  wieder beim Stellplatz (Pfeil) anzukommen. Daher die 10. Frage: "Schaffen wir den Rückweg, bevor die Sonne untergeht?"

 

Die Antwort war "ja". Allerdings hatten wir ziemlich müde Beine. Eine 11. Frage - etwa nach dem Programm für morgen - wird sich nicht stellen. Denn morgen werden wir definitiv einen Ruhetag einlegen, der seinen Namen auch verdient hat.


 

 

 

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