Freitag, 20. April  2018
Wir sind gerade in Luoyang / China

Von Xi‘an nach Luoyang

 

Dafür, daß wir zum ersten Mal in China sind, sind wir recht froh um unseren Fahrer. Er gehört einem staatlichen Unternehmen an und fährt uns mit Sondergenehmigung des Tourismusministeriums auf vorgegebener Route. Wir sind ihm völlig ausgeliefert, denn er hätte uns jetzt auch direkt bis Peking oder Shanghai bringen können - wir hätten es nicht bemerkt. Ohne Navi und ohne Kenntnis der chinesischen Schriftzeichen bleibt jede Autobahnabfahrt ein Mysterium. 

 

Hier soll man nicht schneller als 40 oder 50 fahren und nicht hupen. So weit so gut, doch was steht unten drunter - wann darf man 40, wann 50 Kilometer schnell sein? Und was kommt in 500 Metern? Fragen über Fragen!

 

 

Unser Herr Guo ist aber durch und durch vertrauenswürdig. Er fuhr sicher und ruhig die knapp 400 Kilometer nach Luoyang, eine 2,1 Millionen-Stadt, die der Baedeker Reiseführer als chinesische Kleinstadt bezeichnet. Ja, Leute, alles im Leben ist relativ. Glücklicherweise gehört unser Fahrer nicht zu der großen Anzahl Chinesen, die Verkehrsregeln offenbar für komplett überbewertet halten. Gehupt wird sowieso überall.

 

Unterwegs war Herr Guo zwar schweigsam. Wenn er doch einmal etwas zu sagen hatte, sprach er in sein Smartphone und ließ uns dann die Übersetzung lesen, die die APP zum Teil etwas abenteuerlich produziert hatte. Manchmal klappte es erstaunlich geschliffen: „Machen wir eine Pause, noch zwei Stunden bis zum Ende.“

 

Manchmal waren wir uns allerdings nicht sicher, was er genau meinte. „Ich brauche dieses Essen nicht. Warum essen Sie nicht?“ fragte uns sein Handy, nachdem er auf eine Raststätte eingebogen war. Was nun? Wollte er gern etwas essen oder nicht? Es war erst kurz nach 12 Uhr, das Hotelfrühstück hielt noch vor und die Theke zeigte die Speisen nicht als Bilder - wie so häufig -, sondern nur in Schriftzeichen. Da konnte alles aber auch alles auf den Teller kommen. Wir waren definitiv noch nicht hungrig.

„Machen wir eine fünfzehnminütige Pause!“ schlug Herrn Guos IPhone gekonnt vor. 

 

Also ließen wir ihn laufen und beobachteten stattdessen eine Gruppe Menschen, die sich auf dem Parkplatz um einen Tisch versammelt hatte. Sie schienen irgendetwas zu essen. Als wir uns neugierig näherten und ihnen ein Lächeln schenkten - die einzige Art der Kommunikation, die uns gegeben ist -, luden sie uns sofort auf eine selbst gedrehte Stange undefinierbaren Inhalts ein. Und dann natürlich, wie inzwischen fast gewohnt, mußten wir uns zum Foto positionieren. Ausländer scheint man in China tatsächlich noch nicht so oft anzutreffen.

 

 

Eine nette Begegnung!

Ebenso wie die mit einem Vater und seinem kleinen Sohn, die wir beim Spaziergang in Luoyang trafen.

„Say wellcome to Luoyang!“

forderte er ihn fröhlich auf! Der Kleine mühte sich redlich, seine chinesisch geschulte Zunge um die englischen Worte zu winden, bevor auch hier das obligatorische Foto mit den Langnasen fällig war.

 

Und dann taten wir etwas, was auf der ganzen Welt Freude macht - wir blieben einfach stehen und schauten uns um. Beobachteten die Motorroller und Fahrräder, wie sie um die Ecke sausten und fingen ein paar Impressionen für Euch liebe Leser ein.

 

 

Viele Roller sind mehrfach besetzt. Häufig transportiert der Fahrer oder die Fahrerin ein oder mehrere Kinder, manchmal aber auch einen Satz Hunde, wie man sieht.

 

 

Die Chinesen versuchen sich wann immer es geht, vor Sonne zu schützen. Häufig sieht man sie mit Schirmen laufen bei schönstem Wetter. Viele tragen Mundschutz wegen Smog oder Pollenallergie oder um dem Gesicht Schatten zu spenden. Manchmal verlängert sich der Mundschutz um eine Art Lätzchen, um das Dekolleté blaß zu halten. Braune Haut gilt als unfein, weil sie den Eindruck erweckt, als sei man gezwungen, im Freien zu arbeiten wie etwa die Bauern. Deshalb tragen die Chinesen auch an einem sehr warmen Tag wie heute keine luftige Kleidung und versenken ihre Hände und Arme unter dicke Matten oder tragen Handschuhe.

 

 

Andere Länder, andere Sitten! Oder wie der Chinese sagen würde: 

„Chūmén wènlù, rùxiang wèn sú.“

 Gehst Du zur Tür hinaus, frag nach dem Weg; kommst Du in ein Dorf, frage nach den Sitten!

 

Da haben wir es wieder! Die Millionenstadt Luoyang ist für Chinesen eben doch nur ein Dorf......

 


 

 

 

 

 

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