Montag, 20. Oktober 2014
 

Fahrtag 20: Meteora - Igoumenitsa  169 Kilometer

Ein entspannter Ausklang sieht anders aus

Gestern hatten wir eine tolle Abschiedsparty gefeiert. Unser Schweizer Peter rezitierte in kleinen Gedichten seine Gedanken zu jedem Reiseteilnehmer, Franz brachte auf Wienerisch gereimte Anekdoten, deren Inhalt die Nichtösterreicher (und das waren alle außer ihm und seiner Frau) nur erahnen konnten und wir Reiseleiter ließen in traditioneller Art in Versform - auf Hochdeutsch (!) - die gesamte Reise noch einmal Revue passieren.

Das Abendessen schmeckte ausgezeichnet und Rolf feierte gleichzeitig seinen Geburtstag und spendierte die Getränke. Ein würdiger Abschied einer wunderbaren Reise.

Heute wollten wir eigentlich nur noch die letzte kleine Etappe hinunter zum Meer rollen, um am Abend - besser gesagt in der Nacht - die Fähre zurück nach Italien zu erwischen. Um hinunter rollen zu können, mußten wir uns zunächst auf Serpentinen durch die Berge hinauf arbeiten.

Manchmal sahen wir die in der Nähe verlaufende Autobahn bereits, konnten sie aber vom Tal aus noch nicht erreichen.

Also mußten noch eine gehörige Anzahl Kurven genommen werden, bis die Auffahrt endlich erreicht war. Dafür hatten wir natürlich wieder tolle Landschaft, die bisweilen herbstlich angehaucht war.

Als wir die Anschlußstelle erreicht hatten, war die Landschaft immer noch schön, es fuhr sich aber wesentlich leichter.

Auf einem Blatt Papier vermerkten wir mithilfe einer Strichliste die Anzahl der Tunnel, durch die wir kamen. Manchmal hörte ein Tunnel auf und der nächste schloß sich unmittelbar an. Wir tauchten also nur für Sekunden ans Tageslicht und schon waren wir wieder unter der Erde.

Zwischen Tunnel 23 und 24 klingelte unser Handy. Günter und Elisabeth riefen an. Oh, nein! Das ist meist ein Alarmzeichen. Und genau so war es. Günter sagte: "Mein Auto ist auf der Autobahn einfach stehen geblieben, an der Ausfahrt Vereniki....ich buchstabiere V E R .....33 Kilometer vor dem Ziel. Melde mich gleich noch einmal." Na klasse! Der Traum eines jeden Reiseleiters! Kurz bevor man die Schäfchen alle im Stall hat, begegnet eines dem bösen Wolf. Was tun? Günter rief wieder an und kam zu der konkreten Vermutung, daß es sich um die Diagnose "Dieselmangel" handeln könnte. "Falls Ihr an einer Tankstelle vorbeikommt, bringt mir einen Kanister voll mit - ich bezahle ihn Euch!"

Dazu muß man wissen, daß es an griechischen Autobahnen praktisch keine Tankstellen gibt. Außerdem war Günter selbst kurz zuvor dieselbe Strecke gefahren und hatte offensichtlich auch keine Tankstelle gesehen. Das Telefonat endete mit der Ankündigung, daß Günter sich nun zu Fuß auf den Weg in den nächsten Ort begeben würde. Um diese Aussage richtig einschätzen zu können, muß man wissen, daß Günter derjenige ist, der bei jeder Stadtführung gefragt hatte, wie weit man denn wohl laufen müsse und am Vortag bei der Klosterbesichtigung hatte er die Reiseleitung gebeten, bei den Mönchen ein gutes Wort für ihn einzulegen, damit er als Auswärtiger ausnahmsweise in der Seilbahn befördert werden könne, um sich den Abstieg zu sparen. Da Kuga-Reiseleiter alles für das Wohl der ihnen anvertrauten Mitreisenden tun, hatte Kathrin den jungen Mann am Eingang dazu überredet, daß Günter schwebend das Kloster verlassen dürfe. Und nun war er ZU FUß unterwegs auf der Suche nach Diesel.

Wir kamen bald an der besagten Stelle vorbei und Elisabeth winkte uns gekonnt wie ein Schülerlotse heran. Sofort machte Kathrin sich auf den Weg in die Richtung, in die Günter verschwunden war. Enttäuscht kam er ihr entgegen, den leeren Kanister schwenkend - kein Glück gehabt!

Mittlerweile war die Wohnmobilschlange, die auf der A2 in der Ausfahrt stand, immer länger geworden.

Da hilft bloß "Abzapfen"! Aus unserm LKW-Tank geht das einigermaßen gut, ein Wasserschlauch wurde eingekürzt, Günter holte tief Luft und schon waren fünf Liter Diesel im Kanister.

Während Günter den Tank füllte, versuchten die Helfer, gute Laune zu verbreiten. Leider war inzwischen so viel Luft in die Leitung gelangt, daß der Wagen trotz Treibstoff nicht ansprang. Irgendwann war auch die Batterie leer genudelt und nun war guter Rat teuer. Als letzten Versuch, schmissen wir einen Dieselgenerator an, Georg holte sein Ladegerät und so konnte die Starterbatterie wieder geladen werden. Nach fast drei Stunden und gemeinsam mit vielen helfenden Händen, reckte Hans-Hermann den Daumen in die Höhe, als der Motor wieder Leben zeigte. Puuuh, ein Glück, daß die Fähre erst um Mitternacht ablegt.

So konnten alle die Fahrt fortsetzen und schon bald kam der Hafen von Igoumenitsa in Sicht.

Jetzt stehen wir mit 17 Wohnmobilen am Pier und warten auf die Fähre. Gegen 23 Uhr soll sie anlegen. Wir sind gespannt, wie wir die Camping-an-Bord-Fläche erreichen werden, denn das Schiff wurde bereits in Patras beladen und macht bei uns bloß Zwischenstation, um unsere Wohnmobile mitzunehmen. Morgen sollen wir gegen 17 Uhr Ancona erreichen und dann heißt es endgültig Abschied nehmen.


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