Sonntag, 21. Juli  2019
Wir sind gerade in Guyuan in der Nähe von Chifeng

Wàn Rén Kōng Xiàng

(Tausende Menschen sind unterwegs und die Gassen leer).....

......oder anders gesagt: Alle Welt ist auf den Beinen. Ja, in China gibt es viele Chinesen. Diese Erkenntnis hat sich bei unseren Tour-Teilnehmern schnell ins Bewußtsein gebrannt. Man ist nie allein. Die zweite Erkenntnis folgte auf dem Fuße. Die vielen Chinesen, die wir treffen, sind unfaßbar gastfreundlich, hilfsbereit und liebenswert. 

Nach der ersten Nacht auf chinesischem Boden, die wir noch auf dem Hotelparkplatz in Erenhot verbrachten, war der Vormittag ausgefüllt mit der Vermittlung von Informationen und dem Einrichten eines funktionierenden Kommunikations-Systems. Eine ganze Reihe von Internet-Diensten steht nämlich hierzulande nicht zur Verfügung, unter anderem WhatsApp. 

In China benutzt man Wechat, was im Prinzip genauso funktioniert. Um sich zu registrieren, braucht man aber einen chinesischen „Freund“, der mit seinem Handy unseren QR-Code - unsere Identifikation - abscannt. Da man nur einen neuen Freund pro Tag gewinnen darf, kam das komplette Hotelpersonal zum Einsatz, bis unsere Gruppe vollständig zu chinesischen Freunden wurde.

Am nächsten Morgen sollte die Reise durchs Land der Mitte endlich losgehen. Wir Reiseleiter hatten detaillierte Routenbeschreibungen ausgeteilt und GPS-Koordinaten angegeben. Das war auch gut so. Oder wüßtet Ihr, liebe Leser, wo es hier hingeht?

Die erste Etappe führte wunderbar durch ländliche Gebiete, wo man der Bevölkerung ohne Berührungsängste nahe kommen konnte. Beim Mittagessen in einer Truckerkneipe zum Beispiel.

Der Besitzer wusch sich gerade die Füße, als wir hungrig eintrafen, zauberte dann aber ganz schnell ein wunderbar schmackhaftes Mittagessen aus frischen Zutaten. Besonders die Teigtaschen, die uns Europäer an Ravioli oder Maultaschen erinnern, waren ein Genuß.

Wie überall, wo wir auftauchen, waren wir Langnasen auch in diesem kleinen Straßenrestaurant die Sensation schlechthin.

Bei unserem Übernachtungsplatz mußten wir Reiseleiter wieder einmal etwas improvisieren. China wächst so schnell, daß alles aber auch alles einem raschen Wandel unterzogen ist. Schnell war aber ein schöner Platz in der unberührten Natur nahe eines kleinen Dorfes gefunden, auf dem sich alle Reisemobile weit verteilen konnten.

Kaum hatten wir eingeparkt, hatte sich die Nachricht auch schon im ganzen Ort herum gesprochen. Heute gibt es etwas Spannendes zu erleben: Europäer in fahrenden Häusern! Zum abendlichen Meeting kamen die Dorfbewohner sogar mit dem Fahrrad angeradelt und setzten sich unbefangen dazu.

Ein motorisiertes Dreirad brachte noch mehr Interessierte herbei.

Ein Kleinbus wurde randvoll geladen mit freundlichen Menschen, die diesen Tag wahrscheinlich nie vergessen werden. Endlich ist hier mal richtig was los!

Worüber reden die bloß, diese Langnasen in der unverständlichen Sprache? Das müssen wir aufnehmen! So, alles gefilmt und fotografiert! Die sind ja zu witzig, diese Fremden!

Gegen Morgen weckten uns die Kühe auf der Weide. Nach einer erholsamen Nacht in frischer Landluft, sollte uns die nächste Etappe auf den „Himmelsweg“ führen. Allerdings hatte eine statistisch relevante Anzahl an Chinesen eine ähnliche Idee. Wir verbrachten einige Zeit im Stau und konnten direkt ausprobieren, ob wir die legendäre chinesische Gelassenheit schon ein wenig verinnerlicht hatten.

Die Einheimischen fuhren auf dieser Panoramastraße häufig oben ohne und nahmen gängige Verkehrsregeln bestenfalls als lockere Empfehlung.

Sie lieben Blumenfelder.......

......und natürlich Selfies an Aussichtspunkten.

Die Landschaft wurde immer grüner, bergiger und beeindruckender, je länger wir auf diesem Highway to Heaven unterwegs waren.

Am Abend kamen wir wieder auf einem urigen Stellplatz zusammen. Die Bewohner eines kleinen Ortes stellten uns ihren Dorfplatz zur Verfügung und freuten sich, daß wir im Gegenzug unsere Fahrzeuge waschen ließen. Es schien neben den Gewächshäusern, die man in der Nähe ausmachen konnte, die Haupteinnahmequelle dieser Gemeinde zu sein.

Während alles andere ringsherum relativ betagt und altmodisch wirkte, war die Waschanlage Hightec gepaart mit ganz viel liebevoller Handarbeit. Hier wurde jede Fliege mit original Waschpulverschaum einzeln entfernt.

Und dann erschien auch noch der Gemüsemann. Auch wenn man den kleinstmöglichen Schein reichte, packte er mehr und mehr zu dem Blumenkohl dazu, den man ursprünglich nur kaufen wollte. Nimm noch einen Salat, nimm noch mehr Brokkoli! Elisabeth war irgendwann gar nicht mehr zu sehen. Diese Freundlichkeit ist einfach umwerfend! Wir sind dankbar und glücklich, das erleben zu dürfen.


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