Freitag, 22. November  2019
Wir sind gerade in Yamba - ca. 130 KM vor Byron Bay

Gestrandet in Yamba

Jetzt ist es passiert - jetzt hat das Feuer uns eingeholt. Oder vielmehr: Wir haben die Buschbrände eingeholt, die seit Wochen an der Ostküste wüten. Seitdem wir uns auf den Weg in die Blauen Berge gemacht hatten, haben wir jeden Tag mehrmals genau eruiert, wie die Feuer-Lage ist. Auf unserer bisherigen Route hatten wir Glück und kamen pünktlich nach Sydney und wie geplant weiter nach Norden. Das klappte bis Coffs Harbour, wo die Welt noch in Ordnung war - oder anders gesagt: „Alles banane!“
 
Es würde das letzte Mal bleiben, daß wir an diesem Tag einen blauen Himmel zu Gesicht bekamen.
 
 
„Big Banana“ gehört zu den eigentümlichen „Big Things“ in Australien und war einen kurzen Stopp wert. Diese Bananenplantage "zum Anfassen" wurde bereits 1964 eröffnet und bietet heute eine Führung an, um ein besseres Verständnis für die Früchte zu bekommen, die man sonst nur im Supermarkt liegen sieht. Wir staunten über die riesige Blüte, an der die schwere Staude wächst und gedeiht. Kräftemessen angesagt?
 

 

Auf der weiteren Strecke fuhren wir unter einer dichten Rauchglocke unserem Ziel Byron Bay entgegen. Wir sahen ihn, wir rochen ihn und wir schmeckten ihn - den beißenden Qualm! Auf der Notfall-Seite des Bundesstaats New South Wales hatten wir viele Feuer westlich des Pacific Highways gesehen. Auf unserer Strecke sollte alles frei sein. Daß bei dem starken Westwind die Rauchschwaden auch in unsere Richtung zogen, verwunderte uns nicht.
 
 
Dann aber verfinsterte sich gegen Mittag der Himmel immer mehr und es herrschte Weltuntergangsstimmung. So sieht es in amerikanischen Katastrophenfilmen immer aus, kurz bevor der Held die Erde rettet.
 
 
Doch weder Superman noch James Bond kamen zur Hilfe. Auf Leuchtschildern wurde vor Rauchgefahr gewarnt. „Nur“ vor Rauch - nicht vor Feuer. So hatten wir die leise Hoffnung, daß der Highway weiter passierbar wäre, vielleicht kontrolliert, in kleinen Schüben, mit Polizeieskorte.....haben wir Reiseleiter alles schon erlebt.
 
 
Wir waren vorweg gefahren und hatten versprochen, zu melden, wenn Gefahr im Verzug wäre. Nachdem wir eine zeitlang die Situation sondiert hatten, stellte sich heraus, daß sich die Buschbrände doch inzwischen weiter ausgebreitet und den Pacific Highway erreicht hatten. Jetzt war schnelles Handeln angesagt! Die Straße wurde auf unbestimmte Zeit beidseitig gesperrt.
 
 
Ruckzuck überlegten wir, wo die Gruppe in solch einer bedrohlichen Lage am sichersten wäre. Gegen Vampire hilft Knoblauch, gegen Feuer hilft Wasser. Kurz vor der Vollsperrung lag etwas abseits des Highways auf einer Landzunge das Örtchen Yamba an der Mündung des Clarence Rivers in den Pazifik. Gerade noch rechtzeitig gelang es uns, im Dolphin Resort für die Gruppe Plätze reservieren zu können, bevor noch mehr „Gestrandete“ sich auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz machen würden. 
 
In Zeiten von WhatsApp gelang die Verständigung mühelos: Unsere Tour-Teilnehmer wurden mit neuen GPS-Koordinaten versorgt und konnten so entspannt zu einem Übernachtungsplatz kommen, der quasi ringsherum von Wasser umgeben ist. Wir Reiseleiter drehten bei, fuhren wieder südwärts, um die Gruppe in Yamba in Empfang zu nehmen. Angelika und Gebhard fanden das spitze, obwohl auch an den sage und schreibe elf Stränden von Yamba der Himmel bedrohlich wirkte und ein seltsames Licht erzeugte. Auch den Haus-Pelikanen des Campingplatzes war die Lage nicht ganz geheuer.
 

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, die seltsam grell rote unnatürlich wirkende Sonne zu fotografieren. Hedi versuchte es mit einem Sonnenbrillenglas vor der Handy-Linse. Jürgen baute sein Stativ auf und brachte das Tele zum Einsatz.....was natürlich eine große Zuschauer-Schar anlockte.

 

Peter schrieb im Gruppen-Chat: „Wenn jemand behauptet, die Sonne sei rot, der beweise es....“ Hier die Resultate!

 

Die rote Buschfeuer-Sonne von Jürgen soll der krönende Abschluß eines verrückten Tages sein. Wir alle hoffen natürlich, daß wir morgen wieder weiter ziehen können. Zu diesem Zeitpunkt ist die Entwicklung der Dinge noch völlig unklar. Fest steht allerdings, daß wir alle ruhig und sorglos schlafen werden. 

Auf Reisen zu gehen, bedeutet, sich den Unwägbarkeiten des Lebens hinzugeben!
 

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