Sonntag, 22. Januar 2012
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Lust und Frust (liegen eng beieinander) |
| Wie angekündigt sind wir heute auf den Stellplatz an der Bremerhavener Doppelschleuse gefahren. Damit haben wir die vierte und hoffentlich letzte Etappe des "Getrenntfahrens" beendet. Wir haben bei diesen Fahrten zwar die vom Reiseveranstalter bereits ausgeteilten Walkie-Talkies testen können (....und müssen sagen, daß sie wunderbar funktionieren auch auf eine etwas weitere Distanz in Sichtweite)......aber schön ist es nicht, wenn jeder allein in seinem Wagen fährt. Da der andere Stellplatz in Bremerhaven am Fischkai nur von März bis Oktober geöffnet ist, fiel die Entscheidung leicht. Hier steht man zwar sehr nah am Wasser, kann es aber nicht sehen, da der Platz eingedeicht ist. |
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| Wasser gab es wieder einmal von allen Seiten - auch und besonders von oben. Es schüttete fast den ganzen Tag wie aus Kübeln und da wir uns in den letzten Tagen aufgrund unserer Packaktion und auch aufgrund des schlechten Wetters kaum draußen bewegt haben, sind wir nach unserer Ankunft mit wasserfester Jacke und Regenschirm in die Innenstadt gelaufen. |
| "Manchmal läßt der Regen auch mit der Zeit nach" war einer unserer Gedanken. "Man könnte ja auf dem Weg auch bei einem Konditor vorbeischauen und ein Stück Torte mitnehmen.....sozusagen als Medizin, damit einem der Himmel nicht auf den Kopf fällt bei diesem Wetter" war ein weiterer. |
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Wir stemmten uns gegen den Sturm, der dafür sorgte, daß der Regen stramm von vorne kam. Wir retteten uns kurzzeitig ins Columbus-Center, eine Einkaufspassage, die auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Wir wechselten über die plexiglasgeschützte Fußgängerbrücke die Straßenseite und kamen am Klimahaus mit seinem neuen Einkaufszentrum heraus, dem Mediterraneo. Zuletzt fragten wir uns bis in die Fußgängerzone durch, die untere Bürger. Das einzige, was passierte, war: Wir wurden mit jedem Schritt nasser. Das einzige, was NICHT geschah, war: Das Zusammentreffen mit einem Konditor, Café oder klitzekleinen Bäcker. |
| Konnte das wahr sein? Laut offizieller Einwohnerstatistik leben in dieser Stadt 114.900 Menschen. Trinken die alle ihren Sonntagskaffee spartanisch pur, sozusagen ohne nix dabei? Wir konnten es nicht fassen. Ein Gebäude trug die Aufschrift "Café", stand aber leer. Ansonsten sahen wir noch eine "Backfactory", in deren Regalen ein paar traurige Stückchen lagen, die nur von Ferne an Kuchen erinnerten. Da müßte es noch etwas besseres geben! Ja, "müßte" ist Konjunktiv, auch "Möglichkeitsform oder Irrealis" genannt. Möglich ist so manches und ein irrealer Kuchen ist vielleicht etwas für iPads oder andere Cyber-Geräte aber nicht für die PHOENIX-Schleckermäuler. |
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Wenn man eine Fastenwoche einlegt, dann weiß man, daß keine Bäckerei eine Versuchung darstellen wird. Man kommt ebenso zufrieden und innerlich satt zurück wie man losgegangen ist. Wenn man aber im Grunde seines Herzens den ganzen Regen-Spaziergang nur unternommen hat mit dem Ziel, bei der Rückkehr das Kuchenpaket auf den Tisch zu stellen, die nassen Sachen in die Dusche zu hängen, um sich dann wohlig zufrieden einen heißen Tee zu kochen und beim Blick aus dem Fenster zu seufzen: "Ach, was geht's uns gut. Der Regen kann uns mal!" dann spürt man den Frust langsam aufsteigen wie die Nässe in den Hosenbeinen, wenn man mit leeren Händen zurückkommt. |
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All das wäre eine durchaus reale Vorstellung gewesen und im Nachhinein hätten wir doch die etwas undefinierbar dreinschauenden Teilchen aus der Backfactory nehmen sollen, hatten wir aber nicht. Der Wohnmobilstellplatz liegt im Hafengebiet - keine Geschäfte, keine Tankstelle weit und breit. Bei unserer Rückkehr (wie gesagt mit leeren Händen!) fiel uns der Automat auf, der neben dem Sanitärgebäude auf dem Stellplatz steht. Wer Kleingeld und den nötigen Janker auf Süßigkeiten hat, kann sich hier Schokoriegel und Colaflaschen ziehen. Es haben wohl vor uns schon mehr Wohnmobilisten Essensgelüste gehabt, die an diesem Ort nicht befriedigt wurden...... |
| Aber ehrlich gesagt, wer auszieht, um eine Schwarzwälder Kirschtorte nach Hause zu bringen, dem paßt ein Snickers nicht wirklich ins Beuteschema. So gab es heute kein Happy End.....aber morgen ist auch noch ein Tag. |