Mittwoch, 23. Oktober  2019
Wir sind gerade am Uluru

Die Wüste lebt, der Berg lacht und die Olgas schwitzen

Wir leben auf einem blauen Planeten, der sich um einen Feuerball dreht, mit einem Mond, der die Meere bewegt - und Du glaubst nicht an Wunder? Oder doch? Hier am Uluru kann man sich lebhaft vorstellen, warum die Anangu, die traditionellen Besitzer dieser Region, an die spirituellen Kräfte des Berges glauben und ihn religiös verehren. 

Bereits sehr früh am Morgen begann die Wüste zu blühen. Zumindest für all die Tour-Teilnehmer, die das Sonnenaufgangs-Event im "Field of Lights" gebucht hatten.

Der britische Künstler Bruce Munro hatte im April 2016 mehr als 50.000 LED-Kugeln aus mattem Glas auf hüfthohen Stäben auf dem heiligen Boden um den Uluru herum installiert.

Diese leuchtenden Stäbe sind mit Glasfasern verbunden und neigen sich in verschiedene Richtungen wie Blumen im Wind.

Während der dunklen Stunden leuchten diese "Lichtblüten" in den verschiedensten Farben. Tagsüber werden sie von Akkus aufgeladen, die solarbetrieben sind. Je näher die Morgenröte rückte, die den Tag ankündigte, desto stärker wurden die Lichtblumen gedimmt.

Der Künstler formuliert die Bedeutung der 49.000 Quadratmeter großen Installation so: "Ich wollte ein beleuchtetes Feld schaffen, das zur Blüte kommt, wie die ruhende Saat in einer trockenen Wüste es nach dem Regen tut, mit sanften Lichtrhythmen." Im Morgengrauen erhob sich der Uluru langsam aus dem Dunkel der Nacht und erschien auf wundersame Weise auf der Bildfläche. Zu seinen Füßen das Blütenfeld!

Dann übernahm die Sonne für die nächsten 13 Stunden das Kommando und die Lichtinstallation verschwand fast bis zur Unkenntlichkeit bis sie im steten circadianen Rhythmus in der Dämmerung wieder zu blühen beginnt.

Nach einer Ruhepause mit zweitem Frühstück wurde der Tag unser Freund. Wir waren nämlich mit dem Uluru noch nicht ganz fertig. Man kann ihn umrunden: Mit dem Reisemobil, mit dem Fahrrad, dem Segway oder zu Fuß. Von jeder Seite, aus jedem Winkel, zu jeder Tageszeit sieht der faszinierende Berg total anders aus. Manchmal löchrig, manchmal glatt, dann wieder wie verwundet oder gar wie ein aufgeschnittenes Herz.

Wir könnten jetzt hunderte von Fotos zeigen, eines beeindruckender als das andere. Die meiste Zeit verwenden wir beim Verfassen der Berichte darauf, eine Bildauswahl zu treffen. Meist fällt es unglaublich schwer. Heute war es eine schier unmögliche Aufgabe. Seht selbst, liebe Leser:

Hier an der Nordwestflanke prägen senkrecht verlaufende Längsspalten die glatte Oberfläche.

Im Südwesten kann man sich vorstellen, daß in der großen Höhle traditionelle Zeremonien abgehalten wurden.

Die „Wunden“ an einer Wand wirken wie eine aufgerissene Niere. Wir könnten noch viele besondere Stellen dieses sagenumwobenen Felsens zeigen. Jede einzelne hat uns fasziniert.

Auf einem Wanderweg kommt man diesem Gott der Berge dann sehr nahe.

Und dort gehen wir auf “Tuchfühlung”. 

Einmal den Ayers Rock sehen und mit eigenen Händen spüren, welche Energie der Stein freisetzt. 

Das sollte auf jedermanns persönlicher Lebensliste stehen! Ein unvergeßlicher Moment! 

 

Es ist nicht nur ein Stein, ein Fels, ein Berg......der Uluru lebt und pulsiert wie ein schlagendes Herz. 

Er hinterläßt eine Kerbe im Gedächtnis seiner Besucher, wie eine Tätowierung auf der Haut. Seit 550 Millionen Jahren erhebt sich dieser drei Kilometer lange und bis zu zwei Kilometer breite Berg aus dem flachen Amadeus-Becken und er wird hier bleiben, bis die Welt untergeht.

 
 

Als wir uns verabschieden, lächelt der Berg still vor sich hin als wollte er sagen: „Nimm nichts mit außer Deiner Erinnerung, laß nichts zurück außer Deiner Fußspur!" Wir alle werden mit unauslöschlichen tief bewegenden Erinnerungen diesen heiligen Ort morgen wieder verlassen. Ein Teil von uns wird wohl für immer hier zurück bleiben . . . . .

Aber da sind ja noch mehr besondere Steine auf diesem ganz speziellen Stück mittelaustralischer Wüste. Auch die Olgas wollten besucht werden.

Diese Gruppe von 36 Bergen wird von den Aborigines Kata Tjuta genannt, was in ihrer Sprache "viele Köpfe" heißt und ein ausgesprochen passender Name ist.

An zwei Stellen darf man die Olgas betreten. Genau wie der Uluru gehört dieses Gebiet dem Stamm der Anangu und gilt als heiliger Ort. Umgeben von den runden "Köpfen" wanderten wir tief hinein in die Schluchten dieser Felsformation.

Im "Valley Of The Winds" - dem Tal der Winde - gibt es einen gewissen Punkt, den man nicht nach 11 Uhr überschreiten darf, weil es dann einfach zu heiß und damit zu gefährlich wird. Bei Temperaturen über 36° C wird der Wanderweg ebenfalls geschlossen.

Man kann sich vorstellen, daß diese Felsen die Wärme speichern wie ein Glutofen.

So klein ist der Mensch und so verletzlich. Wenn man früh genug loswandert, genügend Wasser dabei hat, eine Kopfbedeckung und nicht allein unterwegs ist, ist es ein grandioses Erlebnis.

Ein letzter Abend bleibt uns noch. Sonnenuntergänge zu beobachten ist auf dieser Tour mittlerweile zum Happening geworden. Wir haben schon so viele gesehen an der Westküste, in Darwin und nun hier an den heiligen Bergen. Jeder ist wieder anders, jeder ist wieder schön.

„Glücklich ist, wer sich bei Sonnenuntergang auf die Sterne freut.“........

.....und das tun wir, denn mit Cord und Ilona haben wir zwei Sternedeuter in der Gruppe, die ihr großes Teleskop aufbauen und uns den südlichen Nachthimmel erklären, der hier in der tiefen Dunkelheit der Wüste so hell leuchtet, wie sonst nirgends. Was geht`s uns gut!

 

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