Samstag, 23. November 2024


Wir sind gerade in der Etosha Pfanne im Camp Okaukuejo


Wenn der Atem stockt, weil das Leben rockt


Heute sollte nun die zweite Etappe unserer Etosha-Durchquerung bewältigt werden. 


Nachdem wir etwa in der Mitte dieses staubtrockenen Nationalparks übernachtet hatten, ging die wilde Fahrt 

weiter zum 65 Kilometer 

entfernten Camp Okaukuejo.



Unendliche Weite, gleißendes Weiß, flirrende Hitze und betonhartes Wellblech….das waren die Bedingungen für die Fahrt zum nächsten Ziel. Also wieder einmal nur 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit.



Ganz selten einmal boten blühende Pflanzen am Straßenrand einen lila Farbtupfer in der Einöde. Und manchmal säumten sogar niedrige grüne Laubbäume unseren staubigen Weg. 


Alles, was zerbrechlich erschien, hatten wir aufs Bett gelegt. Trotzdem war ein stetes Klirren und Klappern unser heutiger Begleiter.



Wenig Tiere zeigten sich aber manchmal trafen wir auf eine Ansammlung von Fahrzeugen - dann war klar, daß Raubkatzen gesichtet wurden.



Von allen Seiten kamen immer mehr Autos zum Stehen. Das ist uns dann immer zu viel.



Nach einem kurzen Blick auf den Löwen tief im Gebüsch setzten wir unsere Fahrt fort.



Bald schon trafen wir auf einen Schakal, der im Schatten eines Busches einen gerissenen Springbock zerfledderte. Nebenan warteten zwei Geier geduldig, bis sie an der Reihe sind. Auch das ist das Leben in der afrikanischen Natur.



Als wir das Einfahrtstor unseres Übernachtungsplatzes sahen, war die Freude groß. Ab hier gibt es dann wieder eine Teerstraße und das Gerüttel wird ein Ende haben.



Manch einer wird die Frage stellen, warum wir uns das antun. Wir könnten antworten: Warte bis zum Ende dieses Tagesberichtes, dann weißt Du es…..


An dieser Stelle müssen wir etwas klarstellen. Wer aufmerksam unsere Reise virtuell verfolgt hat, der hat auch gelesen, daß wir nicht nur immer Mal wieder mit schlechten Straßen zu kämpfen haben, sondern daß es nun schon seit fast fünf Wochen heiß ist. Und mit heiß meinen wir richtig knusprig hot hot hot. Aber mal ehrlich: Haben wir uns darüber jemals beklagt?


Sehr nette Bekannte haben uns eine Mail geschrieben, aus der wir einen Satz zitieren:

„Und wie gerne würden wir das auch alles erleben, obwohl die Hitze aus euren Worten schon sehr unerträglich klingt.“


Falls man das aus unseren Worten herauslesen konnte, bitten wir dies auf der Stelle zu korrigieren. Wir lieben jedes Grad, welches das Thermometer hergibt. Wir fühlen uns in Afrika so leicht, so frei, so beweglich und unbeschwert wie wechselwarme Tiere, die erst bei hohen Temperaturen so richtig auf Schwung kommen. 


Schatten finden wir überall, unser Verbrauch an Eiswürfeln ist enorm (man kauft sie kiloweise in jedem noch so kleinen Laden im Nirgendwo), denn egal ob Bier oder Wasser, ob Saft oder Amarula - zuerst wird das Glas randvoll mit Ice Cubes gefüllt, dann kommt das Getränk oben drauf.

Und wenn es hart auf hart kommt, dann essen wir noch ein Magnum Eis am Stil zur Teestunde……die gibt‘s nämlich auch überall zu kaufen.



Und nach der Teestunde besuchten wir das große Wasserloch im Campingplatz, wo sich Jung und Alt in der Dämmerung einfanden, um interessante Muster in die Luft zu starren. Eine gewisse Anspannung war spürbar, jeder hoffte auf tolle Tiererlebnisse.



In den Camps treffen wir viele Reisegruppen von jungen Leuten, die fröhlich miteinander Urlaub machen. Immer wieder eine schöne Stimmung. Im Hintergrund sieht man den Beobachtungs-Unterstand, in dem wir früher schon halbe Nächte ausgeharrt hatten, um die Tiere zu sehen. So auch dieses Mal.



Bald schon ging die Beleuchtung an, die der ganzen Szenerie etwas Mystisches verleiht.



Und dann wurde es still. Etwa 50 Leute um das große Wasserloch herum hielten kollektiv den Atem an. Zunächst waren nur Steine zu sehen - dann ein Schatten, der sich bewegte - und dann vier Nashörner wie hineingraviert in das betäubende dunkle Nichts. Sie schienen in einer Beziehungskrise zu stecken. Zumindest zwei von ihnen schnaubten sich an und gaben Drohgeräusche von sich, von denen wir gar nicht wußten, daß sie zum Ton-Repertoire von Nashörnern gehören.



Wir erwarteten schon einen Showdown nachdem sich die beiden Kolosse minutenlang niedergestarrt hatten. Dann aber gab der Klügere nach und stapfte in eine andere Richtung davon. Beim atemlosen Verfolgen dieses Schauspiels wußten wir, warum wir uns das antun und stundenlang Rüttelpiste fahren, um an diesen Ort zu kommen.



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