Mittwoch, 23. Mai 2012

7. Safaritag: Lake Nakuru Nationalpark

Am Löwenbaum

Inzwischen haben wir schon einige wunderschöne Nationalparks mit den Jeeps durchstreift und doch sind wir immer wieder verzaubert von der Tierwelt und der stets wechselnden Landschaft.

Das zentrale Element dieses Tierreservoirs ist der riesige Nakurusee, der Heimat unzähliger Wasservögel ist. Die Flamingoschwärme waren zwar aus Futtermangel größtenteils an die Nachbarseen abgewandert aber dafür freuten wir uns umso mehr über die vielen Pelikane, die die Flachwasserzone bevölkern. Wegen des erhöhten Wasserstandes nach der Regenzeit ist in dem abflußlosen See der Salzgehalt verringert, was das Algenwachstum bremst. Keine Algen bedeutet, keine Nahrung für die Flamingos. Den Pelikanen ist das wurscht, sie fressen Buntbarsche und davon gibt's genug.

Auch Büffelherden so weit das Auge reicht, konnten wir bestaunen. Sie grasten in friedlicher Eintracht mit Zebras, Wasserböcken und Impalas. Also reichlich Löwenfutter! Mit den Jeeps fuhren wir mitten durch die Herden und kamen auch sonst ganz nah an die Tiere heran. Wenn so ein Nashorn über den Weg läuft, hält man schon einmal kurz den Atem an!

Zur Vesperpause trafen sich die Teams auf dem Paviankliff. Doch so sehr wir auch unsere Blicke über die Felswand schweifen ließen, einen Pavian sahen wir dort nicht klettern. Bunte Geckos klebten mit ihre Saugfüßen an den steilen Wänden und auch die seltenen Klippschliefer, deren englischer Name nicht weniger seltsam klingt „Rock Hyrax", hatten ihren Lebensmittelpunkt an den Abgrund verlegt. Als bei der Frühstückspause ein paar Krümel abfielen, verließ der Schliefer sogar sein Kliff und stand uns als Fotomodell zur Verfügung.

Wie immer hatten wir unserem Fahrer zu Beginn der Safari gesagt, daß wir hauptsächlich auf Löwenjagd sind. „Find the lions!" ist immer unser Schlachtruf. Auch Leoparden sollte es in diesem Nationalpark geben. Dieter und Rainer hatten ihrem Fahrer eine Sonderprämie für jeden gesichteten Leoparden versprochen, doch hexen konnte auch dieser Mann nicht.

Der Fahrer unseres Jeeps erhielt aber plötzlich einen Funkspruch und fuhr zügig in die angegebene Richtung. Als wir fragten, was es denn zu sehen gäbe, antwortete er lächelnd: „Just follow me - folgt mir einfach!" Na ja, was sollte uns auch anderes übrig bleiben, schließlich saßen wir in seinem Wagen.

Als er den Jeep plötzlich zum Halten brachte und freudestrahlend nach rechts zeigte mit den Worten: „The lions!", da dachten wir zunächst, er will uns auf den Arm nehmen. So weit wir unsere Blicke auch durchs hohe Gras streifen ließen, einen oder gar mehrere Löwen konnten wir beim besten Willen nicht sehen. Es dauerte eine ganze Weile und brauchte einen Fingerzeig des Fahrers, bis wir die Raubkatzen entdeckten. Hoch oben in einem Baum hatten es sich FÜNF Löwen zum Mittagsschlaf gemütlich gemacht.

Wir konnten uns gar nicht satt sehen! Hier wollten wir stehen bleiben, notfalls bis Sonnenuntergang. Zwei Flaschen Wasser und eine Packung Kaugummi schlummerten noch in unserem Rucksack. Mit diesen Vorräten könnten wir eine Weile durchhalten. Zu gern wollten wir doch auch beobachten, wie die Löwen wieder herunterkommen aus ihrem Nest. Plötzlich sahen wir eine weitere Löwin herannahen. Sie war im hohen Gras kaum erkennbar gewesen. Auch sie kletterte nun ins Baumhaus. Langsam sah es zwar etwas eng aus in dem Wipfel aber die Löwen störte das offenbar nicht.

Sie schienen sehr satt und sehr müde zu sein. Und als sie auch noch anfingen, herzhaft zu gähnen und alle Viere von sich streckten, sahen wir ein, daß die Raubkatzen wohl doch mehr Geduld haben würden als wir.

So fuhren wir zu einer der hübsch angelegten Lodges zum verspäteten Mittagessen. Die anderen Teams, die uns dort begegneten, schickten wir zum Löwenbaum. Das mußte man einfach mit eigenen Augen gesehen haben. Und tatsächlich: Als die anderen am besagten Baum ankamen, waren die Faulpelze noch immer bei der Siesta.


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